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Lied der Wale

Lied der Wale

Titel: Lied der Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Thomas
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Hälfte aufräumen, du stoppst die Zeit, die ich brauche, alles in die Küche zu tragen, dann stellen wir es gemeinsam zurück auf den Tisch und du versuchst, schneller zu sein. Der Verlierer wäscht ab. Na, was hältst du davon?«
    Gott sei Dank, es funktionierte. Michael schaute auf die Uhr und bedeutete Geoffrey, er solle loslegen.
    »Na gut, Sportsfreund, jetzt aufgepasst«, sagte der Mann mit dem Plan und bemühte sich, nicht allzu viel Tomatensoße auf den Ärmel zu kriegen, als er mit Michaels Zeug in die Küche hinkte. »Das ist Weltrekord«, sagte Geoffrey, sobald er alles abgesetzt hatte, »die Zeit hätte nicht mal Carl Lewis geschafft – weißt du, wer Carl Lewis ist, Michael?«
    Anstatt einer Antwort lärmte wieder der Musikkanal.
    »Los geht’s, zack, zack, jetzt bist du dran.«
    »Wieso, ist doch alles in der Küche.«
    »Moment, so war’s nicht abgem... Mach sofort die Musik leiser, Michael, sonst werd ich richtig sauer!«
    Nichts.
    »Mach den Fernseher aus, Michael, jetzt, sofort. MACH! IHN! AUS!«
    Wieder nichts. Geoffrey zog abermals den Stecker aus der Dose, stöpselte das Kabel des Fernsehers aus dem Gerät und ließ es in der Hosentasche verschwinden.
    »Gib sofort das Kabel wieder her!«
    »Vergiss es.«
    Sodann gönnte sich Geoffrey ein Bier, griff zu dem Krimi, den er gerade las, und versuchte es sich mit einem Meter Sicherheitsabstand von Michael auf dem Sofa bequem zu machen, wobei ein Knirschen verriet, dass dabei weitere Chips zerlegt wurden.
    »Was machst du jetzt?«, blökte ihn Michael an.
    »Einen gemütlichen Abend mach ich mir, Kumpel. Ich werd mir dieses Buch hier einverleiben.« Geoffrey nahm einen Schluck Bier, blätterte zur Seite mit dem Knick in der Ecke und widmete sich gemeinsam mit der Romanheldin der Suche nach dem Mörder.
    Wie eine Katze, der die Beute auf unerklärliche Weise abhandengekommenwar, saß Michael noch einige Minuten unschlüssig auf dem Sofa, dann verschwand er in sein Zimmer.
    Als Geoffrey das nächste Mal auf die Uhr sah, war es nach zehn, und er hatte bereits hundert Seiten hinter sich. Auf dem Weg zur Toilette warf er einen Blick in Michaels Zimmer. Der lag angezogen auf dem Bett und schlief den Schlaf dessen, der redlich ein anstrengendes Tagewerk hinter sich gebracht hatte. Geoffrey ergriff die dünne Decke, die am Fuß des Bettes lag, und breitete sie über ihm aus.
    »Michael, Michael, warum machst du’s uns beiden nur so schwer?«, seufzte er, dann verließ er den Raum und schloss behutsam die Tür. Auf dem Rückweg fischte Geoffrey ein weiteres Bier aus dem Kühlschrank und steuerte zum Sofa zurück. Die Chipskrümel waren ihm ein Dorn im Auge, doch er unterdrückte den Impuls, sie zu beseitigen. No way – erzieherische Maßnahme. Doch wenn sie übermorgen, bei Omas Ankunft, immer noch hier lagen, wäre es Geoffrey, der in Erklärungsnotstand geriet. Denn versagen durfte er in ihren und Leahs Augen keinesfalls, bis dahin musste er das hinkriegen mit Michael. Nur wie? Als das Telefon eine halbe Stunde später klingelte, war er beim Staubsaugen.
    »Bei Cullin.«
    »Kommt ihr beiden zurecht?«
    Kaum vernahm Geoffrey den warmen Ton ihrer Stimme, schon bereute er, dass er sie auf dieses Schiff geschickt hatte. »Er frisst mir aus der Hand. Kommst du mit dem Seegang klar?«
    »Kein Problem. Wie geht’s Michael?« Leah verstand es, beim Thema zu bleiben.
    »Alles paletti, Zoo, Spiele gespielt, wir hatten eine Riesengaudi. Jetzt ratzt er.« Was hätte er auch sonst sagen können? Die Wahrheit würde tausend Erklärungen nach sich ziehen, und auf Details, warum und wieso er nicht in der Lage war, mit einemkleinen Jungen auszukommen, dessen Mutter er in Bälde zu ehelichen gedachte, hatte er einfach keine Lust. Doch zu Geoffreys Glück schien die Antwort Leah zufriedenzustellen, denn sie unterließ weitere Fragen in dieser Richtung.
    »Wie ist die Kreuzfahrt? Swimmingpool, Suite?«
    »Kann man nicht gerade sagen. Sieht eher danach aus, als ob die hier tatsächlich nur Wale erforschen. Obwohl ich den Eindruck nicht loswerde, dass trotzdem irgendwas faul ist. Wenn ich was rauskriege, meld ich mich.«
    »Weiß Mata Hari schon, welchen Hafen sie anlaufen?«
    »Geoffrey, lass mir ein paar Tage Zeit!«
    »Schon gut, war nur ’ne Frage.«
    »Eigentlich wollt ich auch mit Michael sprechen ...«
    Wenn sie jetzt mit dem kleinen Monster spricht, gibt’s garantiert eine Endlos-Diskussion. Geoffrey flehte zum Himmel, der Kelch möge an ihm vorübergehen.
    »...

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