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Lied der Wale

Lied der Wale

Titel: Lied der Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Thomas
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»was ganz bestimmt nicht sein müsste.« Er hob die Arme und streckte sich. »Aber was ist schon ein Leben ohne Risiko?«
    Leah, kein Neuling im Erspüren feinster Nuancierungen, bemerkte sofort, dass es da noch etwas gab, über das Steve vielleicht gerne geredet hätte, das er aber aus irgendeinem Grund jetzt verschwieg.
    Sie wollte gerade nachhaken, als sich die Tür öffnete und David im Türrahmen stand. Er nahm Steve gar nicht wahr, sondern fixierte Leah wie ein Bombenentschärfer die roten und blauen Kabel. Nur am leichten Zittern seiner Hand, in der Bewegung feiner als der Vibrationsalarm ihres Handys, konnte Leah erkennen, dass er sich zusammenriss.
    In völliger Verkennung der Situation wollte Steve erklären, was er Leah gerade erzählt hatte, doch David ließ ihn nicht mal anfangen, sondern polterte gleich los. Wie Leah dazu käme, sich hier als Journalistin vom ›National Geographic‹ einzuschleichen?!
    Leah sah Steve prüfend an, der jedoch ehrlich überrascht schien.
    Wusste der Himmel, woher McGregor es hatte. Einen kurzen Moment lang überlegte sie, ob sie es leugnen sollte, doch an seinem Blick erkannte sie, dass es zwecklos war.
    Als sie nichts erwiderte, setzte McGregor noch einen drauf. Denn er erinnerte sich nun auch, woher er sie kannte. Sie sei von der ›Post‹. Stanford, Leah Stanford. Hätte sie auch den Vornamen geändert, wäre die Lüge noch besser gewesen.
    Oh Mann, wie komm ich jetzt raus, wieso hilft mir keiner? Sie versuchte, die Fassung zu bewahren, und entgegnete, Cullin sei nun mal ihr jetziger Name, ihr Mädchenname, und dass sie bei der ›Post‹ war, sei eine Weile her.
    »Für wen auch immer Sie arbeiten, es ist definitiv nicht der ›National Geographic‹!«, brüllte David sie an.
    Tja, Leah saß in der Zwickmühle. Jetzt half nur noch die Flucht nach vorn. »Ich war mir nicht sicher, ob ihr mich an Bord gelassen hättet, wenn ich erzählt hätte, dass ich für so ein Blättchen wie den ›Chronicle‹ schreibe«, sagte sie.
    McGregor wischte ihr Argument mit einer Handbewegung beiseite. Der ›Chronicle‹ sei wohl kaum das Problem. Eher ihreVergangenheit. Ob sie glaube, sie könne hier alle an der Nase herumführen? Ob sie vorhabe, so über die »SeaSpirit« herzuziehen, wie sie es seinerzeit mit seiner Firma gemacht habe?
    Leah schluckte, doch der Kloß im Hals wollte sich keinen Millimeter nach unten bewegen. Wie auch immer McGregor es angestellt hatte, die Hausaufgaben waren gründlich gemacht. Röte überzog ihr Gesicht. Sie habe damals nur die Wahrheit geschrieben. Schließlich hatte er unbestreitbar Mist gebaut. Als sie mitbekam, dass er es war, der die »SeaSpirit« leitete, war klar, dass sie etwas erfinden musste. Natürlich wusste sie, dass McGregor sie jederzeit wiedererkennen konnte, doch sie hatte die leise Hoffnung gehegt, dass sie als Reporterin des ›National Geographic‹ ein leichteres Spiel haben würde.
    »Leichteres Spiel wobei?«, unterbrach sie David.
    »Ich bin hier, um über Ihre Arbeit zu schreiben, Mr McGregor, nicht über Sie persönlich. Um die Story zu schreiben, konnte ich schlecht meine damaligen Artikel als Referenzen präsentieren.«
    McGregor war außer sich vor Wut. »Da sind wir ausnahmsweise einer Meinung! Genau wegen dieser Artikel werden Sie schleunigst das Schiff verlassen. Sobald wir uns der Küste nähern, werden Sie Ihren falschen Journalistenhintern in einen Helikopter setzen und von hier verschwinden. Ende der Geschichte!«
    »Wie Sie meinen«, erwiderte Leah und verließ die Kabine.
    Steve war das Ganze sichtlich unangenehm. Er schaute aus der Wäsche wie ein kleiner Junge, der einen Tag vor Heiligabend erfährt, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt.
    W ie hast du das rausgekriegt?«, wollte Steve wissen.
    »Ich hab angerufen und nachgefragt! Ich habe das getan, was du hättest tun müssen, bevor wir jemanden an Bord lassen!«
    Und wieder einmal war es David gelungen zu beweisen, dass die Presse nur Dreck am Stecken hatte. Steve kannte das bereits.
    »Trotzdem, Leah ist in Ordnung. O. k., sie hat ein bisschen geschwindelt. Das zeigt, dass sie bereit ist, ein Risiko einzugehen. So wie du. Wer sagt immer: Die gute Absicht rechtfertigt auch den Einsatz fragwürdiger Methoden? Ich meine, sie will immer noch einen Artikel über uns schreiben. Daran hat sich nichts geändert. Nur für ’ne andere Zeitung, oder?«
    »Steve, Steve ... Gott bewahr dir deine Naivität. Sie hat mich schon mal in die Pfanne gehauen. Sie wird es

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