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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
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begleitete Etty bis zur Tür ihrer Garderobe.
    Â»Ich warte hier, bis du dich umgezogen hast.«
    Etty lächelte ihn dankbar an. Sie fing an zu zittern, weniger wegen des Kusses, sondern weil sie befürchtete, dass sie zu heftig reagiert hatte. Benito würde ihr diesen Schlag ins Gesicht nicht so bald verzeihen. Ihre Position innerhalb des Ensembles könnte von nun an unerträglich werden. Das erklärte Etty Alistair auf dem Heimweg zum Hotel. Wenn es nicht gerade regnete oder extrem windig war, ging Etty lieber zu Fuß, statt eine Droschke zu nehmen. Die Nachtluft half ihr, sich zu entspannen, sodass sie, sobald sie im Bett war, sofort einschlief.
    Â»Was soll ich nur tun, Alistair? Das hat bestimmt üble Folgen.«
    Â»Wovor hast du denn Angst?«
    Â»Signor Ruggeiri hat Benito gesagt, er soll mich nicht belästigen. Solange wir mit dem Ensemble zusammen sind, wird er mir keine Probleme bereiten. Aber seine Augen machen mir Angst. Er wird mir nicht verzeihen, dass ich ihn ins Gesicht geschlagen habe.«
    Â»Du brauchst einen Beschützer, Etty, jemanden, der das Recht hat, ihn zu zwingen, dich in Ruhe zu lassen.«
    Â»Meinst du, ich sollte mir einen Leibwächter engagieren?«
    Â»Nein, ich meine, du solltest dir einen Verlobten zulegen.«
    Die Ruhe, mit der er das aussprach, ließ Etty mehr stutzen als die Worte an sich. Sie blieb stehen und sah ihn an. »Und wie soll ich an einen Verlobten kommen?«
    Â»Das ist doch ganz einfach. Ich werde dein Verlobter. Denk mal darüber nach, Etty«, forderte er sie auf, als sie ihn verwirrt ansah. »Als dein Verlobter habe ich viel mehr das Recht, dich zu beschützen, als wenn ich nur dein Manager bin. Ich glaube nicht, dass sich irgendwer wundern wird, wenn wir plötzlich unser Verlöbnis bekannt geben. Nur du und ich, und natürlich Madame, werden wissen, dass es keine echte Verlobung ist.«
    Â»Ich bezweifele, dass ein Ring an meinem Finger Benito abschrecken wird. Meinst du wirklich, er wird mich in Ruhe lassen, wenn er glaubt, dass wir verlobt sind?«
    Â»Ich hoffe es jedenfalls. In nicht einmal sechs Wochen kehrt das Ensemble nach Italien zurück, dann bist du den Mann los.«
    Etty deutete ironisch einen Knicks an. Sie amüsierte der Gedanke, Alistair als ihren Verlobten vorzustellen. »Also gut, der Herr, ich nehme Ihren Antrag an. Ich werde mir einen passenden Ring besorgen.«
    Â»Das wirst du nicht tun. Morgen gehen wir zusammen los und kaufen dir einen richtigen Verlobungsring. Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Verlobung echt aussieht.«
    Trotz Ettys Einspruch wegen des hohen Preises kaufte Alistair ihr am nächsten Tag einen tiefblauen Saphir, der von Diamanten eingefasst war.
    Â»Ich habe deinen Augen angesehen, wie sehr dir dieser Ring gefällt. Er passt perfekt an deinen Finger, also musst du ihn haben.«
    Â»Oh, Alistair, ich habe ein schlechtes Gewissen, einen so teuren Ring unter Vorspiegelung falscher Tatsachen anzunehmen.«
    Â»Dann betrachte ihn doch einfach als ein Geschenk aus Freundschaft.«
    Â»Du bist mein liebster Freund, Alistair. Danke.« Sie hob den Kopf und gab ihm einen Kuss auf die Wange, worauf er sie an sich drückte.
    Â»So wie du meine liebste Freundin bist, Etty. Und jetzt müssen wir Madame und allen anderen unsere Neuigkeit mitteilen.«
    Wie sie beide erwartet hatten, war Madame skeptisch. »Sie, Alistair? Sie wollen heiraten? Nein, nein. Sie sind nicht der Mann, der sich ein Frau nimmt. Glauben Sie etwa, ich weiß das nicht?«
    Â»Etty ist nicht irgendeine Frau, Madame. Ich liebe sie sehr.« Den Zusatz »als Freundin« verschwieg er.
    Â»Liebst du Alistair denn auch, Etty?«
    Etty lächelte Alistair verschwörerisch an. »Genauso sehr, wie er mich liebt, Madame.«
    Für beide war dies nicht gelogen, sie hatten nur nicht erklärt, was für eine Art von Liebe sie teilten. Madame musterte forschend ihre lächelnden Gesichter, räusperte sich ein paarmal und zupfte an ihrem Schal, wie sie es immer tat, wenn sie etwas irritierte. Dann seufzte sie so tief, dass ihr Busen sich hob und wieder senkte.
    Â»Ich hoffe nur, dass keiner von euch einen Fehler macht.«
    Die Nachricht von ihrer Verlobung wurde von allen anderen mit Gratulationen und guten Wünschen begrüßt – außer von Benito, der ein Gesicht machte wie ein Kind, dem man gerade sein Lieblingsspielzeug weggenommen hat.

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