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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
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mache ich das, Madame. Ich werde nicht von Ihrer Seite weichen, bis es Ihnen wieder besser geht.«
    Alistair begleitete Etty zu ihrem Zimmer, ging mit hinein und machte die Tür hinter ihnen zu, denn Madames Zimmer lag in Hörweite. Er fasste sie an den Schultern und blickte ihr forschend in die Augen. Etty sah ihren eigenen Kummer in seinen Augen. In seinen ruhigen Worten war der ganze Schmerz zu spüren, der ihn erfüllte.
    Â»Du weißt, dass Madame nicht mehr gesund wird, nicht wahr?«
    Etty nickte, und ihre Tränen begannen wieder zu fließen. »Ich weiß. Oh, Alistair.«
    Sie weinte in seinen Armen und er in ihren, bis sie keine Tränen mehr hatten.
    Â»Jetzt brauche ich eine Tasse Tee«, sagte sie schließlich mit immer noch bewegter Stimme.
    Â»Die brauchen wir beide.«
    Sie gingen zusammen hinunter in die Küche, wo Mrs Brown bereits Wasser aufgesetzt hatte. Sie ließen sich am Küchentisch nieder, und Mrs Brown berichtete, wie Madame seit ihrer Rückkehr nach Melbourne gekränkelt hatte.
    Â»Dieser nette Mr Boniface ist jeden Tag gekommen, um nach ihr zu sehen. Nach seinen Besuchen schien es ihr immer viel besser zu gehen. Er war derjenige, der mich gefragt hat, ob ich im Haus wohnen könnte, bis Sie zurückkommen. Ich muss gestehen, dass mir selbst nicht wohl war bei dem Gedanken, dass sie nachts alleine war.«
    Â»Wie lange ist sie denn schon bettlägerig?«
    Â»Erst seit ein paar Tagen. Lassen Sie mich mal überlegen … ja, am Samstagmorgen, da hatte sie einen Anfall. Ich habe wirklich geglaubt, sie stirbt, gleich hier auf der Treppe vor der Haustür. Mr Brown hat sie ins Bett getragen und dann den Arzt geholt. Bis der gute Mann hier war, hatte Madame schon wieder etwas Farbe im Gesicht. Sie beharrte darauf, dass alles in Ordnung wäre. Nun ja, Sie wissen ja, wie beherzt sie sein kann.«
    Â»Starrköpfig«, korrigierte Alistair.
    Â»Der Arzt ist auch ein starrköpfiger Mann. Sie wechselten das ein oder andere Wort, wie Sie sich vorstellen können, doch als der Arzt ging, hatte sich Madame damit abgefunden, im Bett zu bleiben.«
    Â»Mrs Brown, Sie haben gerade gesagt, dass es Madame kurz nach dem Anfall besser ging. Wann ist es denn wieder schlimmer geworden?«
    Â»Sie hatte noch ein paar leichtere Anfälle, und nach jedem war sie schwächer. Der Arzt hat gesagt, dass man damit rechnen muss, Miss Trevannick und Mr Alistair, dass der nächste Anfall der letzte sein könnte.«
    Beide nickten. Ihnen war der Ernst von Madames Zustand bewusst.
    Etty verbrachte so viel Zeit wie möglich an Madames Seite und verließ ihren Platz nur, wenn Mr Boniface zu Besuch kam. Madame schlief sehr viel. Wenn sie wach war, wollte sie, dass Etty ihr in allen Einzelheiten über die Neuseeland-Tournee erzählte. Etty tat ihr den Gefallen und berichtete nicht nur über das Land und die einzelnen Aufführungen, sondern fügte auch noch Tratsch über die Mitglieder des Ensembles hinzu.
    Â»Marcus und ich haben eine wunderbare Partnerschaft entwickelt. Zwischen uns besteht eine starke künstlerische Übereinstimmung. Signor Ruggeiri ist felsenfest davon überzeugt, dass wir großen Erfolg in Mailand haben werden.«
    Madame berührte den Saphirring an Ettys Finger. »Ich glaube, Alistair wird dir ein guter Ehemann sein. Er teilt deine Leidenschaft für die Musik und wird nicht von dir verlangen, dass du deine Karriere unterbrichst, um Kinder zu bekommen.«
    Â»Ich weiß, Madame.« Was sollte sie sonst sagen? Das war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um Madame zu erklären, dass ihre Verlobung nur eine Scheinverlobung war.
    Etty hatte den Ring vom Finger nehmen wollen, als sie von Neuseeland zurück nach Australien fuhren, doch Alistair hatte darauf bestanden, dass sie ihn weiterhin trug.
    Â»Der Ring sieht sehr schön an deiner Hand aus. Wie ich schon sagte, betrachte ihn doch einfach als Freundschaftsbeweis. Trag ihn an einem anderen Finger, wenn dir das lieber ist.«
    Der Ring passte jedoch an keinem anderen Finger so richtig, also blieb er am Ringfinger ihrer linken Hand.
    Von Zeit zu Zeit erging Madame sich in Erinnerungen an ihre Liebhaber und an die Jahre, in denen sie mit diversen Opernensembles aufgetreten war. »Ich war keine große Sängerin, aber ich wurde eine große Lehrerin. Glaub ich jedenfalls.«
    Â»Sie sind die beste Lehrerin, die es gibt, Madame. Ohne Sie

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