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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
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jetzt unbedingt darüber reden?«
    Sie war müde, gestresst und trauerte. Da waren ihr die Fragen ihrer Mutter zu viel. »Ich werde mich jetzt hinlegen, Mama. Wir sehen uns beim Abendessen.«
    So wie ihr Vater beim Dinner auf ihre linke Hand starrte, wusste sie, dass ihre Mutter ihm von ihrem Gespräch erzählt hatte. Sie war erleichtert, dass Alistair nicht mit ihnen aß. Er hatte gemeint, dass Mr Boniface vielleicht froh wäre, wenn er an diesem Abend nicht allein zu sein brauchte, und dass Etty den Abend ganz gerne nur mit ihrer Familie verbringen würde.
    Als sich ihre Eltern am nächsten Morgen verabschiedeten, sagte ihre Mutter: »Du kommst doch Weihnachten, oder nicht? Bring Alistair mit und auch Mr Boniface, wenn er mag.« Sie blickte sich um, um sich zu vergewissern, dass niemand zuhörte. »Du solltest wissen, dass dein Vater und ich uns sehr freuen würden, wenn du und Alistair euch richtig verloben würdet.«
    Â»Mama, bitte …«
    Â»Schon gut, mein Schatz, ich sage nichts mehr. Wir sehen uns Weihnachten.«

16
    D arcy ritt Richtung Süden nach Wellington, wo seit vielen Jahren eine Fähre Passagiere und Fahrzeuge über den Murray River übersetzte. Jetzt im Dezember war der Wasserspiegel stark gesunken. In einigen Gegenden war der Fluss vermutlich völlig ausgetrocknet oder nur noch ein schlammiger Tümpel. Riverview hatte das Glück, an einem tiefen Abschnitt zu liegen, wo es selbst in trockenen Jahren Wasser gab, auch wenn dies am Ende des Sommers meist trüb war und modrig roch. Einige wenige Raddampfer verkehrten immer noch im unteren Abschnitt, wo der Fluss breit und noch schiffbar war, und auf dem Lake Alexandrina, durch den der Murray floss, bevor er schließlich ins Meer mündete. Die Dampfer, die flussaufwärts nach Swan Hill, Echuca und noch weiter fuhren, hatten bereits vor einigen Wochen den Betrieb eingestellt.
    In Wellington fand er einen seriösen Mietstall, wo er seine Stute Goonda unterstellen konnte, bis er zurückkam. Von der Poststation am gegenüberliegenden Ufer aus würde er die Kutsche nach Melbourne nehmen, eine Reise von etwa vierhundert Meilen, die vier Tage dauern würde. Die Postkutsche von Cobb & Co, die von sechs kastanienbraunen Pferden gezogen wurde, war ein beeindruckender Anblick. Die Karosse war dunkelrot gestrichen und an der Seite mit goldfarbenen Schnörkeln verziert. Die Räder waren leuchtend gelb, das Innere mit feinem braunem Leder verkleidet und die Sitze mit dunkelrotem Leder gepolstert.
    Darcy stellte fest, dass außer ihm acht Leute mit der Kutsche fahren würden. Der erste Fahrgast, den er kennenlernte, war ein Prediger, ein großer, gebeugter, ausgemergelt aussehender Mann mit einer Bibel unterm Arm, dessen säuerliche Miene deutlich zu verstehen gab, dass er nicht den Wunsch hatte, sich mit seinen Mitreisenden zu unterhalten. Sobald er in der Kutsche saß, schlug er sofort seine Bibel auf und vertiefte sich in die Lektüre. Er ließ sich noch nicht mal von der geschwätzigen Frau stören, die mit ihrem Ehemann einstieg.
    Sie war eine korpulente Frau und bestand darauf, auf der vorderen Sitzbank mit dem Rücken in Fahrtrichtung zu sitzen, um möglichst wenig von dem Staub abzukriegen, der von den Hufen der Pferde und den Rädern aufgewirbelt wurde. Da sie es rigoros ablehnte, auf der gegenüberliegenden Bank Platz zu nehmen, zwang sie die übrigen Fahrgäste, sich entsprechend ihren laut verkündeten Wünschen umzusetzen. Ihr dürrer sanftmütiger Mann entschuldigte sich derweil verlegen bei den von seiner Frau herumkommandierten Fahrgästen. Da für jeden Fahrgast nur knapp vierzig Zentimeter Sitzfläche zur Verfügung standen, nahm sie mehr als den ihr zustehenden Platz in Anspruch. Wie gut, dass ihr Mann seine vierzig Zentimeter kaum ausfüllte, dachte Darcy ironisch.
    Der ausgemergelte Priester wählte den Fensterplatz neben dem Ehemann. Darcy machte es nichts aus, sich auf die Rückbank zu setzen. Ihm war egal, in welche Richtung er guckte. Neben ihm saß eine hochschwangere junge Frau. Bei den übrigen Fahrgästen handelte es sich um vier junge Männer, die sich offenbar untereinander nicht kannten.
    Mit einer sanften Schaukelbewegung nach hinten fuhr die Kutsche los. Da die Straße gut zu befahren und relativ eben war, setzte sich die sanfte Schaukelei, vor und zurück, während der flotten Fahrt

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