Lied des Schicksals
diesem Augenblick überhaupt nicht gedacht. Er stöhnte. Wenn er mit dem Kopf statt mit dem Schwanz gedacht hätte, wäre er so schnell er konnte davongelaufen, als er sie im Wasser stehen sah. Doch was geschehen war, war geschehen. Er musste nur dafür sorgen, dass sich so etwas nicht wiederholte.
Zwei Nächte später wachte er auf, weil er spürte, wie Dalkira gerade nackt neben ihm ins Bett schlüpfte. Da er selbst immer nackt schlief, entfachte die Berührung mit ihrer Haut sofort ein Feuer zwischen seinen Beinen. Auf der Stelle zerrann sein Vorsatz, sie nie wieder anzufassen, zu nichts. Er war ein Mann und hatte die Bedürfnisse eines Mannes, und Dalkira war willig.
Diesmal und bei allen weiteren Malen achtete er darauf, seinen Samen nicht in sie zu ergieÃen. Als sie sich mehrere Nächte von ihm fernhielt, schloss er erleichtert, dass ihre Periode eingesetzt hatte. Und er war mehr als bereit für sie, als sie in sein Bett zurückkehrte.
Völlig unvorbereitet war er allerdings, als Nelson ihn eines Tages ohne Umschweife fragte: »Fickst du Dalkira?«
Darcy hatte nicht im Traum damit gerechnet, dass Nelson etwas von der Beziehung ahnte. AuÃerdem war er schockiert über die derbe Ausdrucksweise.
Nelson zog eine Grimasse. »Dir gefällt wohl meine Wortwahl nicht. Wie soll ich es denn sonst nennen? Du liebst das Mädchen nicht, du benutzt es nur.«
Darcy ging in die Defensive. »Sie ist von sich aus zu mir gekommen. Ich habe noch nie eine Frau gehabt, Nelson. Sie war nackt und hat sich mir angeboten. Ich bin nicht aus Stein.«
»Wie lange geht das schon?«
»Seit ein paar Wochen.«
»Wie viel ist ein paar Wochen?«
Darcy lieà kräftig Luft ab. »Fünf Wochen.«
»Und was passiert, wenn das Mädchen schwanger wird?«
»Ich passe auf, dass sie es nicht wird.«
»Ach ja? Darcy, du bist blind und dumm. Dieses Mädchen ist ehrgeizig. Sie sieht, dass wir Aborigines sind, und möchte genauso leben wie wir.«
Darcy schwieg. Er hatte sich nie gefragt, ob Dalkira etwas damit bezwecken könnte, dass sie sich ihm freiwillig hingab.
»Ich möchte bezweifeln, dass du je darüber nachgedacht hast, dass Dalkira, auch wenn sie für uns arbeitet, eine Stammesangehörige ist, die bereits einem Mann als Ehefrau versprochen ist. Wenn ihre Familie oder der Mann, den sie heiraten soll, je herausfindet, dass du mit ihr geschlafen hast, ist es sehr gut möglich, dass dein Leben verwirkt ist und ihres auch.«
Darcy starrte Nelson entsetzt an. Sein Stiefvater hielt seinem Blick gelassen stand. »Das hat dir einen kleinen Schock versetzt, nicht wahr?«
»Was soll ich denn jetzt tun?«, sagte Darcy.
»Du wirst dich ab sofort von dem Mädchen fernhalten. Mir ist egal, was du ihr sagst oder wie du das anpackst, aber du musst ihr deutlich zu verstehen geben, dass es zwischen euch keinerlei Techtelmechtel mehr gibt.«
Wie Darcy befürchtet hatte, war es nicht einfach, Dalkira loszuwerden. Das gelang ihm erst, als er ihr drohte, er würde ihrer Familie erzählen, was sie getan hatte. Da sie nicht wusste, dass es für ihn so ungefähr das Letzte wäre, sich den Zorn des Stammes zuzuziehen, ängstigte sie die Drohung so sehr, dass sie ihn von nun an in Ruhe lieÃ. Während Darcy einerseits erleichtert war, war er andererseits frustriert. Er war kaum in der Lage, sie auch nur anzusehen, ohne ein Ziehen in der Leistengegend zu spüren.
Dalkira von Riverview fortzuschicken, ohne dass er seiner Mutter, die sicherlich ohnehin nicht begeistert wäre, ein gutes Dienstmädchen zu verlieren, alles gestand, war nicht möglich. Deshalb beschloss Darcy, dass er gehen müsse. Louisa hatte in ihrem Brief geschrieben, dass Etty voraussichtlich Ende Oktober oder Anfang November nach Melbourne zurückkehren würde und vorhatte, in Australien zu bleiben, um die Weihnachtszeit mit ihrer Familie zu verbringen, bevor sie nach Ãbersee ging.
Wenn das tatsächlich so war, würde Etty inzwischen wieder in Melbourne sein. Also würde Darcy nach Melbourne fahren.
Liebes, vertrautes Melbourne. Etty war froh, wieder zu Hause zu sein, und freute sich darauf, sich nach der langen Tournee und den vielen Auftritten ausruhen zu können. Sie würde sich nicht wieder dem Melbourner Opernensemble anschlieÃen. Bis zu ihrer Abreise nach Europa beabsichtigte sie nur wenige Gesangsabende zu geben.
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