Lied des Schicksals
zur Seite. Allen war klar, dass sie umkippten, noch bevor sie durcheinandergewirbelt wurden und die Kutsche mit einem entsetzlichen splitternden Geräusch auf dem Boden aufschlug.
Ganz instinktiv hatte sich Darcy mit dem Rücken in die Richtung gedreht, in die die Kutsche kippte, und beide Arme um Harriet Jones gelegt. Während er sie festhielt, dachte er nur daran, wie er sie und ihr ungeborenes Kind schützen könnte. Der heftige Aufprall, mit dem er auf dem Rücken landete, raubte ihm den Atem, und er verlor für einen Moment die Orientierung. Er merkte jedoch rasch, dass er unverletzt war und die schluchzende Mrs Jones noch fest in seinen Armen hielt.
»Ist alles in Ordnung, Mrs Jones?«
»Ich ⦠ich glaube ja.«
Das Gewirr von Armen und Beinen um sie herum ordnete sich allmählich wieder. Der Prediger stöhnte vor Schmerz.
»Mrs Jones, meinen Sie, wir könnten es schaffen, uns gemeinsam auf die Seite zu drehen? Wenn Sie in der Lage sind, sich hinzusetzen, könnte ich aus der Tür klettern. Dann könnte ich Ihnen nach drauÃen helfen.«
Unter einigen Schwierigkeiten gelang ihnen das Manöver. Darcy erhob sich mühsam, langte mit einem Arm nach oben, um den Türgriff zu drehen, und versuchte mehrmals, die Tür mit aller Kraft aufzustoÃen, bis sie dumpf auf der Seite der Kutsche aufschlug. Dann hielt er sich an beiden Seiten der Türöffnung fest, zog sich nach oben und hockte sich hin. Ein kurzer Blick ringsum sagte ihm bereits, dass die Situation äuÃerst übel war. Der Kutscher lag tot auf der StraÃe. Sein Genick war gebrochen. Die Pferde, die in den Zugriemen gefangen waren, wieherten verzweifelt und bäumten sich in Panik auf.
Darcy blickte nach unten in die Kutsche. »Ich muss die Pferde befreien. Der Kutscher ist tot.«
Er sprang auf die Erde und fragte sich, ob sein Geschick mit Pferden wohl ausreichen würde, sechs verängstigte Tiere zu beruhigen. Umso erleichterter war er, als zwei der jungen Männer neben ihm auftauchten, von denen, wie er inzwischen wusste, einer Farmarbeiter und der andere Jockey war. Gemeinsam gelang es ihnen, die Pferde auszuspannen und sie zu beruhigen. Als Nächstes mussten sie die übrigen Fahrgäste befreien. Als sie feststellten, dass der Prediger ein gebrochenes Bein hatte und einer der anderen Männer, die noch in der Kutsche waren, sich ein Handgelenk gebrochen hatte, wussten sie nicht, wie sie die verletzten Männer am besten aus dem umgekippten Fahrzeug herausholen sollten.
Der junge Farmarbeiter meinte, man könne vielleicht die Pferde benutzen, um die Kutsche aufzurichten. Darcy erklärte ihm sofort, dass das zwecklos sei. Eins der Vorderräder war so stark beschädigt, dass die Kutsche nicht stehen bleiben würde. Also blieb ihnen nichts anderes übrig, als die Verletzten durch die Tür herauszuziehen und zu hoffen, dass man ihre Verletzungen dadurch nicht noch verschlimmerte.
Unter wortreichen Entschuldigungen für alle eventuellen Peinlichkeiten schlang der noch verbliebene unverletzte Fahrgast seine Arme um Mrs Jonesâ Oberschenkel und hob sie so hoch, dass Darcy sie unter den Achseln fassen und aus der Kutsche ziehen konnte. Vorsichtig lieà er sie anschlieÃend in die Arme des Farmarbeiters hinab. Dann führte der Jockey sie zu einem Baum, wo sie den toten Kutscher nicht sehen konnte. Sie setzte sich auf den Boden und lehnte den Rücken gegen den Stamm. In der Zwischenzeit kletterte der Farmarbeiter zu Darcy hinauf.
Der Fahrgast mit dem gebrochenen Handgelenk wurde auf ähnliche Weise befreit. Nun waren nur noch der Prediger und der unverletzte Mann in der Kutsche. »Der Prediger ist vor Schmerz ohnmächtig geworden«, rief jener zu Darcy hinauf. »Sein Bein ist so übel gebrochen, dass man ihn, ohne es zu schienen, nicht bewegen kann. Ich bin bereit, hier bei ihm zu bleiben, wenn jemand Hilfe holt.«
»Wir können nur wenige Meilen von der nächsten Poststation entfernt sein«, bemerkte der Farmarbeiter.
Darcy stimmte ihm zu. »Ich möchte allerdings bezweifeln, dass wir zwischen hier und Ballarat einen Arzt finden werden.«
Sie berieten sich kurz, was sie tun sollten, und kamen rasch zu dem Schluss, dass Darcy, der es sich als Einziger zutraute, ein Kutschpferd ohne Sattel zu reiten, Hilfe holen sollte. Er hoffte, dass die Poststation über eine Kutsche verfügte, mit der man die gestrandeten
Weitere Kostenlose Bücher