Lied des Schicksals
Reisenden abholen könnte.
Der Besitzer der Station begrüÃte ihn mit der bangen Frage: »Sind Sie unterwegs der Postkutsche begegnet? Hätte schon seit über einer Stunde hier sein müssen. Hey, ist das nicht ein Kutschpferd?«
»Wir sind drei Meilen von hier umgestürzt. Der Kutscher ist tot und zwei Fahrgäste verletzt. AuÃerdem war eine schwangere Frau in der Kutsche.«
»Oh Gott!« Der Mann war entsetzt.
Darcy schwang sich vom Pferd. »Ich brauche ein anderes Pferd. Ich muss nach Ballarat, um einen Arzt zu holen. Können Sie den Leuten da hinten Hilfe bringen?«
»Ich hab keine Kutsche oder so, aber ich reite hinaus und bringe ihnen was zu essen und Wasser. Vielleicht sollte ich auch ein paar Decken mitnehmen.«
»Wie stehtâs mit einem guten Pferd? Ich muss schnell reiten.«
»Sie können meine Stute nehmen. Sie ist stark.«
Schon bald war Darcy wieder unterwegs. Bei der letzten Poststation vor Ballarat hielt er kurz an, um den Unfall zu melden. Als er auf dem schwitzenden Pferd in Ballarat eingaloppierte, war die Sonne schon fast untergegangen. Schnurstracks ritt er zur Zentrale von Cobb & Co, wo man rasch Pferde vor eine freie Kutsche spannte und einen Jungen losschickte, um einen Arzt zu holen.
In weniger als einer Stunde waren sie wieder auf der StraÃe nach Ararat. Darcy saà neben dem Kutscher auf dem Bock. Es wurde rasch dunkler, und die Laternen an der Kutsche beleuchteten den Weg vor ihnen kein bisschen. Obwohl der Kutscher die StraÃe gut kannte, war er froh, dass Darcy ihm mit seinen guten Augen half, Hindernisse rechtzeitig zu erkennen.
Als sie vor sich ein Feuer leuchten sahen, wussten sie, dass sie in der Nähe des Unfallorts waren. Mittlerweile waren über zwei Stunden vergangen, seit sie Ballarat verlassen hatten, und fast dreieinhalb Stunden, seit Darcy sich aufgemacht hatte, um Hilfe zu holen. Die gestrandeten Fahrgäste hatten am StraÃenrand ein Feuer gemacht. Offensichtlich hatten sie die Kutsche kommen gehört, denn alle auÃer Mrs Jones waren auf den Beinen und jubelten, als das Fahrzeug in Sicht kam.
Darcy bemerkte, dass der Mann, der bei dem Prediger hatte bleiben wollen, ebenfalls auf der StraÃe war. Ihn beschlich ein ungutes Gefühl, während er und der Arzt aus der Kutsche stiegen.
»Ist der Patient mit dem gebrochenen Bein noch in der Kutsche?«
Der Mann, der bei dem Prediger geblieben war, warf einen Blick auf Mrs Jones, bevor er zu ihnen herüberkam, und teilte ihnen dann leise mit: »Er ist vor etwa einer Stunde gestorben. Er muss sich heftig den Kopf angestoÃen haben oder so was Ãhnliches, denn er hat die Augen nie wieder geöffnet. Und plötzlich hat er einfach aufgehört zu atmen.«
Ein schmerzerfülltes Stöhnen veranlasste alle, sich zu Mrs Jones umzudrehen, die die Hände auf ihren gewölbten Leib presste. »Sie werden trotzdem gebraucht, Doktor«, fügte der Mann hinzu. »Ich glaube, die Dame steht kurz vor der Geburt.«
Der Arzt kniete sich neben Mrs Jones. »Ist das Ihr erstes Kind, Maâam?«
»Ja. Es soll aber erst in einem Monat kommen.«
»Wie häufig sind die Wehen?«
»Ich weià es nicht. Ich glaube, sie werden häufiger. Oh!«
Der Arzt legte rasch eine Hand auf ihren Bauch, um festzustellen, wie stark die Kontraktion war. »Ich glaube nicht, dass die Geburt unmittelbar bevorsteht. Beim ersten Kind dauert es meistens recht lange. Trotzdem würde ich Ihnen nicht raten, mit einer Kutsche zu fahren. Die Bewegung könnte die Geburt beschleunigen.«
»Ich kann mein Kind doch nicht hier am StraÃenrand zur Welt bringen.« Verzweifelt fing sie an zu weinen. Darcy kniete sich neben sie und ergriff tröstend ihre Hand.
»Doktor, die Poststation ist nur drei Meilen entfernt. Meinen Sie, Mrs Jones wäre vielleicht in der Lage, diese kurze Entfernung in der Kutsche zurückzulegen?«
»Es bestünde immer noch ein Risiko, aber wohl eines, das wir eingehen müssen. Die Dame kann tatsächlich ihr Kind nicht hier gebären. Versuchen Sie, sich zu entspannen, Maâam. Ich kümmere mich inzwischen um den Mann mit dem gebrochenen Handgelenk.«
Als Darcy ebenfalls Anstalten machte fortzugehen, griff sie nach seiner Hand. »Bleiben Sie bitte bei mir. Ich habe Angst.«
»Wir müssen uns noch um ein paar Dinge kümmern, bevor wir von hier weg können. Dabei muss ich den
Weitere Kostenlose Bücher