Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
Vom Netzwerk:
weggespült sein. Solange dieser Regen anhält, sind wir hier vor Entdeckung sicher.«
    Â»Vielleicht klart es ja bald auf.«
    Â»Nein, es wird bald wieder in Strömen gießen. Wart es nur ab.«
    Darcy hatte recht. Es fing tatsächlich wieder an zu schütten, und das vier Tage lang. Bis dahin waren ihre Essensvorräte fast aufgebraucht.
    Â»Wir müssen weiter«, sagte er, als sie morgens aufwachten und eine bleiche Sonne durch die tropfenden Büsche und Bäume schien. »Zuerst essen wir aber was, denn wer weiß, ob wir heute sonst noch was bekommen. Wir müssen uns von der Straße fernhalten. Ich denke, dass wir uns Swan Hill von Westen nähern sollten, denn Dunstan wird uns von Osten erwarten.«
    Und so kamen sie dann auch am späten Nachmittag in die Stadt. Als Erstes ritten sie zum Kai, um festzustellen, ob sich unter dem gut ein Dutzend Schiffen, die dort festgemacht hatten, einer der beiden Dampfer befand, die sie suchten. Darcy fragte einen der Arbeiter, ob er etwas über die River Maid oder die Lady Jane wisse.
    Â»Die Lady Jane ist vor zwei Tagen Richtung Goolwa losgefahren. Sie wird erst in einigen Wochen wieder hier sein.«
    Â»Und was ist mit der River Maid ?«
    Â»Die müsste jetzt in Echuca sein und in etwa einer Woche wieder hier.«
    Â»Danke.«
    Â»Was jetzt?«, fragte Etty, als sie vom Kai wegritten.
    Â»Wir brauchen irgendeine Unterkunft.«
    Sie fanden ein billiges Hotel, in dem sie ein Zimmer mieten konnten, ohne dass man ihnen Fragen stellte.
    Â»Wir können keine neugierigen Gastwirte gebrauchen«, erklärte Darcy. »Ich weiß, dass das hier ein mieser Schuppen ist, aber wir werden für heute Nacht das Beste daraus machen. Morgen suchen wir uns eine bessere Bleibe.«
    Das Schicksal schien es gut mit ihnen zu meinen. Am nächsten Tag mieteten sie ein Zimmer bei zwei unverheirateten älteren Damen, deren Haus in einer kleinen Seitenstraße nicht allzu weit vom Kai entfernt lag. Hinter dem Haus befand sich sogar ein altes Schutzdach, wo sie Midnight und Mirabelle unterstellen konnten. Die Zwillingsschwestern, zwei empfindsame Romantikerinnen, kamen rasch zu dem Schluss, dass dieses junge Paar, das sich offensichtlich sehr liebte, von zu Hause durchgebrannt war. Dass der Mann gut aussah, gebildet und ein halber Aborigine war, machte die Sache nur noch romantischer. Die Schwestern versprachen den jungen Leuten, niemandem etwas von ihrer Anwesenheit zu erzählen.
    Â»Wir hören, wenn die River Maid ankommt«, sagte eine von ihnen. »Wir erkennen jeden Raddampfer auf dem Murray an seinem Pfeifen.«
    Â»Tatsächlich?«, fragte Etty verblüfft.
    Â»Das kann jeder, der am Fluss lebt. Jeder Dampfer hat ein ganz unverwechselbares Signal.«
    Â»Wie interessant.«
    Die Schwestern, deren einziges Interesse im Leben anscheinend das Kommen und Gehen der Raddampfer war sowie die Leute, die sie betrieben, unterhielten sie mit lebhaften Anekdoten und pikantem Tratsch. Doch auch wenn die Tage angenehm verstrichen, konnten weder Darcy noch Etty sich jemals richtig entspannen.
    Nachdem sie vier Tage bei den Schwestern gewesen waren, wagte sich Etty in die Stadt, um einige persönliche Dinge zu besorgen. Darcy wollte sie begleiten, doch Etty war dagegen.
    Â»Du musst hierbleiben, damit dich niemand sieht. Dunstan würde dich sofort erkennen, wenn du ihm über den Weg läufst. Mich erkennt er vielleicht nicht so leicht. Ich werde mich in den Läden nicht lange aufhalten. Ich erledige meine Einkäufe und komme sofort zurück. Soll ich dir etwas mitbringen?«
    Mit einem grauen Wolltuch von einer der beiden Schwestern, das sie sich um Kopf und Schultern wickelte, machte sich Etty auf den Weg zum Einkaufsviertel. Sie sah zwei Polizeibeamte, die an einer Ecke standen und sich unterhielten. Beide waren ihr unbekannt. Trotzdem senkte sie vorsichtshalber den Kopf so tief, dass ihr Gesicht völlig hinter dem Tuch verborgen war, als sie an ihnen vorbeiging.
    Sie versuchte, ihre Einkäufe so schnell wie möglich zu erledigen, und wurde sofort nervös, als sie in der Apotheke einige Minuten warten musste, bis sie bedient wurde. Als sie noch rasch in den Lebensmittelladen gehen wollte, um eine Dose Kekse für die Schwestern zu kaufen, sah sie das WANTED-Plakat, das draußen an der Wand klebte. Der Zeichner hatte Darcys Gesicht so genau dargestellt, dass es geradezu unheimlich war. Eine Belohnung

Weitere Kostenlose Bücher