Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
Vom Netzwerk:
von fünfhundert Pfund war für seine Festnahme ausgesetzt – TOT ODER LEBENDIG.
    Etty vergaß die Kekse und eilte zum Haus zurück. Dabei blickte sie ständig hinter sich, um festzustellen, ob ihr jemand folgte. Allein durch ihre offenkundige Nervosität erregte sie die Aufmerksamkeit von Sergeant Dunstan, der beobachtete, wie sie davonlief, nachdem sie das Plakat gelesen hatte. Zwar erkannte er die Frau mit dem Tuch nicht, doch er sah, dass sie sich wie jemand verhielt, der etwas zu verbergen hatte. Er folgte ihr in einem gewissen Abstand, sorgte dafür, dass sie ihn nicht bemerkte, und beobachtete, in welchem Haus sie verschwand. Eine Zeit lang stand er nur da, rieb sich das Kinn und fragte sich, warum er das untrügliche Gefühl hatte, dass diese Frau wichtig war.
    Nach einigem Überlegen entschied er, was zu tun war, ging mit langen Schritten die Straße entlang, schob das Lattentor auf, marschierte zwischen den blühenden Blumenbeeten hindurch und hämmerte an die Tür. Sie wurde um einen Spalt geöffnet, und zwei fast identische grauhaarige Köpfe spähten um die Türkante.
    Â»Was wollen Sie?«, fragte der obere Kopf, während der untere »Guten Tag« sagte.
    Â»Ich habe gerade eine Frau dieses Haus betreten sehen, eine junge Frau, wenn ich mich nicht irre. Ich will mit ihr sprechen.«
    Â»Oh, da müssen Sie sich irren, Sergeant«, sagte der untere Kopf. »Hast du jemanden ins Haus kommen sehen, Fredericka?«
    Â»Nein«, antwortete der obere Kopf. »Es ist niemand ins Haus gekommen, Officer. Da haben Sie sich vertan.«
    Â»Ich verlange, dass Sie mich hineinlassen, damit ich Ihr Haus durchsuchen kann.«
    Â»Das können wir Ihnen nicht erlauben«, sagte der obere Kopf. »Wir sind zwei alte Damen und leben ganz allein.«
    Â»Woher sollen wir denn wissen, ob Sie wirklich Polizist sind und nicht jemand, der uns hereinlegt und ausrauben will?«, fragte der untere Kopf.
    Sergeant Dunstan kochte vor Wut. Nun war er endgültig überzeugt, dass sie jemanden versteckten. »Gehen Sie mir aus dem Weg!«
    Â»Oh nein«, sagte der obere Kopf.
    Â»Wir können sehr laut schreien«, drohte der untere Kopf.
    Beide Damen sahen ihn mit einem milden und unschuldigen Gesichtsausdruck an. Dunstan fluchte so unanständig, dass beide Schwestern rot wurden, dann drehte er sich auf dem Absatz um und ging stampfend den Weg zurück, den er gekommen war. Etty kam die Treppe heruntergelaufen, um die alten Damen zu umarmen.
    Â»Vielen, vielen Dank. Sie waren beide wunderbar.«
    Â»In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt«, erklärte die eine.
    Â»Ihr jungen Turteltäubchen seid bei uns sicher«, versprach die andere.
    Als sie an diesem Abend im Bett lagen, sagte Etty: »Wir können hier nicht länger bleiben. Nun, da Dunstan Verdacht geschöpft hat, wird er auf jeden Fall wiederkommen. Außerdem ist da dieses WANTED-Plakat. Wir wissen nicht, wie viele davon in der Stadt aufgehängt worden sind. Wenn die Schwestern nun so eins sehen? Dann wissen sie, dass wir nicht durchgebrannt sind.«
    Â»Ich dachte, das wären wir«, sagte Darcy, rollte zu ihr herüber und knabberte an ihrem Ohr.
    Etty drehte den Kopf weg. »Jetzt sei mal ernst, Darcy. Die alten Damen sind so nett zu uns gewesen, und ich fände es schrecklich, wenn sie am Ende das Gefühl bekämen, wir hätten sie betrogen.«
    Â»Ich verstehe ja, was du meinst, Liebling. Wir wissen, dass die River Maid in ein paar Tagen hier ankommen soll. Wenn morgen früh immer noch schönes Wetter ist und es so aussieht, als bliebe es so, können wir ein Stück den Fluss hinaufreiten und dort warten.«
    Â»Ja, das können wir machen, wenn wir uns was zu essen mitnehmen und vielleicht ein Stück Segeltuch für einen Unterschlupf.«
    Darcy lachte. »Etty, meine Liebste, aus dir wird noch eine echte Buschfrau. Während ich nur daran denke, wie wir den Dampfer erreichen können, kümmerst du dich um die praktischen Dinge.«
    Â»Einer von uns muss das schließlich tun.«
    Er lachte wieder und küsste sie. »Schlaf jetzt, mein Liebes. Morgen früh überlegen wir, was wir tun.«
    Am Morgen beschlossen sie dann, dass es tatsächlich das Beste wäre, das Haus der Schwestern zu verlassen. So wie sie Sergeant Dunstan kannten, waren sie überzeugt, dass er wiederkommen würde. Die Schwestern mochten zwar

Weitere Kostenlose Bücher