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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
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dich allein lassen kann. Du kannst so lange mein Gewehr haben.«
    Â»Mir passiert schon nichts. Bei diesem Wetter wird bestimmt niemand hierherkommen.«
    Â»Ich beeile mich.«
    Die nächsten beiden Stunden vergingen für Etty quälend langsam. Da sie ihre Hände irgendwie beschäftigen musste, begann sie, das Innere ihrer Zufluchtsstätte genauer zu erkunden, auch wenn sie das nicht von ihren Sorgen ablenkte. Über dem Kamin befanden sich zwei Regalbretter, auf denen zwei rußgeschwärzte Pfannen, ein Teekessel und eine Kaffeekanne standen. Außerdem eine Dose Sirup, ein Glas Marmelade und ein Glas mit einer hart gewordenen Masse undefinierbarer Herkunft. Der Sirup war noch genießbar. Auf der Marmelade hatte sich allerdings eine haarige graue Schimmelschicht gebildet, wie Etty feststellte, als sie den Deckel öffnete.
    Der kleine, ungefähr sechzig mal neunzig Zentimeter große Tisch war an der Wand befestigt. Daneben stand ein dreibeiniger Hocker. Das Glas der Sturmlaterne war von Ruß ganz schwarz. Auf der anderen Seite der Hütte hatte jemand aus gegabelten Stöcken, jungen Bäumen und Sackleinen ein schmales Bett gebaut. Das Sackleinen war schon halb verfault. Etty riss ein kleines Stück ab und säuberte damit die Laterne. Allerdings fand sie nichts, womit sie den Docht hätte abschneiden können. Sie würden sich wohl damit abfinden müssen, dass die Laterne qualmte und immer wieder schwarz wurde, wenn man sie anzündete.
    Nach weniger als zwei Stunden, die Etty jedoch wie ein halber Tag erschienen waren, kehrte Darcy mit einem Sack voller Lebensmittel zurück. Er war so nass, dass er überall Wassertropfen verteilte. Seine Stiefel waren mit Matsch bespritzt. Etty nahm ihm rasch den Sack ab und stellte ihn auf den Tisch, während Darcy seinen nassen Mantel ablegte und sich hinsetzte, um seine schmutzigen Stiefel auszuziehen. Den Mantel hängte er an einen Haken neben der Tür. Die Stiefel stellte er zum Trocknen ans Feuer.
    Â»Du solltest alles ausziehen«, ermahnte ihn Etty. »Du bist ja durch und durch nass.«
    Â»Am Feuer werd ich schnell wieder trocken.« Er legte noch mehr Holz nach und wartete, bis die Stücke brannten, dann sah er Etty mit ernster Miene an. »Die Polizei war immer noch auf Narrabulla. Sie waren nur zu zweit, aber einer davon war Sergeant Dunstan.«
    Mit einem Seufzer ließ sich Etty auf den dreibeinigen Hocker sinken und presste vor Entsetzen die Hand auf den Mund. »Hat man dich gesehen? Wie bist du an das Essen gekommen?«
    Â»Ich hab Jack bei einem der Nebengebäude gesehen. Er hat mir die Sachen nach draußen gebracht. Während ich auf ihn wartete, habe ich Dunstan aus dem Arbeiterquartier kommen sehen. Er hat sich umgeschaut, ich bin mir aber sicher, dass er mich nicht gesehen hat. Und Jack war ganz vorsichtig, als er die Lebensmittel herausgeschmuggelt hat. Er wird niemandem aus der Familie sagen, dass ich da war, damit die Polizei nicht durch ein unbedachtes Wort alarmiert wird. Tante Agnes weiß es allerdings auch, denn sie hat die Sachen eingepackt.«
    Etty legte die Arme um Darcy, ohne darauf zu achten, dass ihr Mieder nun ebenfalls nass wurde. »Ich habe Angst, Darcy. Wenn Dunstan so entschlossen ist, dich zu fassen, dass er sogar den weiten Weg nach Narrabulla auf sich nimmt, wird er die Suche nicht so leicht aufgeben.«
    Â»Ich weiß. Er muss mit der Postkutsche gereist sein, weil er vor uns auf Narrabulla angekommen ist«, sagte Darcy und schob sie dabei ein kleines Stück von sich. »Liebling, du wirst ja ganz nass.«
    Â»Du solltest dich ausziehen. Drüben in der Ecke neben dem Bett ist eine Leine gespannt. Da kannst du alles aufhängen. Ich seh mal nach, was du zu essen mitgebracht hast, und mache uns was zurecht.«
    Der Sack enthielt einen Laib Brot, der außen etwas feucht geworden war, ein großes Stück gekochtes Rindfleisch, eine kleine Tüte Mehl, zwei Dosen Heringe, Zucker, Tee, vier Äpfel und eine große Fleischpastete.
    Â»Tante Agnes muss entweder glauben, dass wir furchtbar hungrig sind, oder, dass wir noch tagelang hier festsitzen, so viel wie sie uns zu essen mitgegeben hat. Sollen wir als Erstes etwas von der Fleischpastete nehmen?«
    Â»Glaubst du, dass die Polizei deine Spur findet?«, fragte Etty, als der Regen am Nachmittag ein wenig nachließ.
    Â»Sämtliche Hufabdrücke müssen inzwischen gründlich

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