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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
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Eltern nichts, um ihn von seinen ehrgeizigen Plänen abzubringen. Darcys Entschlossenheit geriet nie ins Wanken. Sein größter Förderer war Mr Boniface. Der Tutor und sein Schüler tauschten mittlerweile zwei- bis dreimal die Woche Briefe aus.
    Darcy verbrachte jeden Abend mit Lernen. Nur seine Mutter und Nelson wussten, wie viele Stunden er über seinen Büchern hockte. Darcy wollte den anderen erst davon erzählen, wenn er die Aufnahmeprüfung bestanden hatte. Boney glaubte, dass er im nächsten Jahr dafür bereit sein werde. Darcy war entschlossen, mehr als nur bereit zu sein.
    Als die langen Sommerferien begannen, kam Boney wieder mit Ruan nach Langsdale. Der Lehrer war inzwischen ein so regelmäßiger Gast, dass er über ein eigenes Cottage mit zwei Zimmern verfügte. Abends aß er mit der Familie, frühstücken tat er nur selten, und sein Mittagessen nahm er ein, wo und wann es ihm gerade passte.
    Bereits einen Tag nach seiner Ankunft saß er mit Nelson, Jane und Darcy zusammen und führte mit ihnen ein ernstes Gespräch über den Wunsch des jungen Mannes, Jura zu studieren.
    Nelson erläuterte seine und Janes Bedenken. »Darcy durfte keine Schule für weiße Jungen besuchen. Wie kann er sich da Hoffnungen machen, von der Universität angenommen zu werden?«
    Â»Unter normalen Umständen«, antwortete Boney ehrlich, »hätte Darcy keine Chance. Doch ich glaube so sehr an ihn, dass ich bereit bin, meine Beziehungen spielen zu lassen, wie man so sagt. Mit dem Dekan der Juristischen Fakultät war ich während unserer Schulzeit daheim in Surrey befreundet. Er ist wie ich der Meinung, dass die Hautfarbe eines Menschen nichts über dessen Intelligenz aussagt. Ihn hat sehr beeindruckt, was ich ihm über Ihre Familie erzählt habe.«
    Er machte eine kurze Atempause. Nach einem raschen Blick zu ihrem Mann sagte Jane: »Mr Boniface, als Sie uns damals angeboten haben, Darcy Fernunterricht zu erteilen, haben wir Ihnen erklärt, dass wir nicht der Welt als Kuriosität vorgeführt werden wollen. Das gilt immer noch.«
    Boniface hob beschwichtigend die Hände. »Meine liebe Miss Jane, machen Sie sich keine Sorgen. Mag sein, dass mir so etwas in der Art vorgeschwebt hat, als ich zum ersten Mal durch Ruan von Ihnen erfuhr. Doch Sie können ganz beruhigt sein, dass mein einziges Interesse jetzt darin besteht, Darcy zu helfen, sein Ziel zu erreichen. Im Laufe der Jahre habe ich den Jungen recht lieb gewonnen. Seine Entschlossenheit, seinen Traum zu verwirklichen, weckt meine allergrößte Bewunderung. Die Beziehungen, von denen ich sprach, werden Darcy nur die Möglichkeit eröffnen, an den Prüfungen teilzunehmen. Der Rest liegt an ihm. Darcy muss die Aufnahmeprüfung bestehen, bevor er angenommen werden kann. Es wird keine Sonderbehandlung für ihn geben. Er muss beweisen, dass er seinen Platz an der Universität verdient hat. Wenn er die Prüfung bestanden hat, wird der Dekan seine Bewerbung annehmen und sich gegebenenfalls bei den anderen Mitgliedern der Kommission für ihn einsetzen.«
    Â»Sie haben gesagt ›wenn‹ und nicht, ›falls‹ Darcy die Prüfung besteht, Mr Boniface«, bemerkte Jane.
    Â»Ich werde die Prüfung bestehen, Ma«, erklärte Darcy. Und an seinen Tutor gewandt sagte er: »Ich würde auch gar keine Sonderbehandlung annehmen, selbst wenn man sie mir anbieten würde, Mr Boniface. Ich habe meinen Stolz.«
    Boniface strahlte seinen Schützling an. »Ja, das hast du. Deshalb glaube ich auch, dass du deine Sache gut machen wirst. Du hast alle Eigenschaften, die man braucht, um erfolgreich zu sein: Stolz, Entschlossenheit sowie die Bereitschaft, fleißig zu lernen. Ich möchte dir nur raten, Darcy, dass du deinen Stolz zu deinem Vorteil benutzt und nicht zu deinem Nachteil. Verstehst du, was ich meine?«
    Darcy verzog den Mund und sah seinen Stiefvater reumütig an. »Ich höre ständig, dass ich meinen Stolz zügeln soll.«
    Nelson nickte. »Es spricht nichts gegen ein gesundes Selbstbewusstsein. Ein Mann ist nichts, wenn er keine Achtung vor sich selbst hat. Aber zu viel Stolz hat schon manchen guten Mann ruiniert.«
    Diese Einschätzung hatte Darcy seiner Meinung nach schon viel zu oft gehört. Wenn er aber keinen Stolz besaß, wer würde ihm dann Respekt erweisen? Mischlinge wie er wurden häufig als noch minderwertigere

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