Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
Vom Netzwerk:
Menschen angesehen als vollblütige Aborigines. Schon in sehr jungem Alter war ihm bewusst gewesen, dass allein die Tatsache, dass sie auf Langsdale lebten, seine Mutter, Nelson und ihn selbst vor Feindseligkeiten und Demütigungen bewahrte. Auch wenn dadurch das Leben für sie recht angenehm war, empörte es Darcy zutiefst, dass er nicht von allen Leuten wegen seiner Persönlichkeit akzeptiert wurde. In seinen Tagträumen sah er sich oft wie ein erfolgreicher Anwalt gekleidet. Männer würden aus Ehrerbietung den Hut ziehen, wenn er ihnen auf der Straße begegnete. Außerdem träumte er davon, dass Etty an seiner Seite ging, die Hand unter seinen Arm geschoben. Er vermisste sie mehr, als er bereit war zuzugeben.
    In knapp drei Wochen war Weihnachten, und Etty sollte endlich nach Hause kommen. Ganz Langsdale wartete gespannt auf ihre Rückkehr. Den ganzen Nachmittag über hielt Louisa immer wieder inne in ihrem Tun und starrte die Straße hinunter. Ihr Blick suchte den aufsteigenden gelbbraunen Staub, der anzeigen würde, dass sich die Kutsche der Trevannicks näherte. Louisa hatte in all den Monaten, die Etty fort war, nur einen einzigen Brief von ihr erhalten, und obwohl sie sofort zurückgeschrieben hatte, hatte sie keine weitere Post bekommen. Dass sich Etty in den Briefen an ihre Eltern immer nach ihr erkundigte, war wenigstens ein kleiner Trost gewesen. Auch wenn Tante Meggan ihr erzählt hatte, was Etty schrieb, konnte Louisa es kaum erwarten, von Etty selbst alles über ihr Leben in Adelaide zu erfahren.
    Trotz aller Wachsamkeit hörte Louisa, die von ihrer Mutter gebeten worden war, ihren jüngsten Geschwistern etwas zu essen zu geben, dann nicht, wie die Kutsche ankam. Die Zwillinge, die mittlerweile fünf waren, stritten sich lautstark mit ihrem siebenjährigen Bruder, und es sah so aus, als würden sie gleich anfangen, sich zu prügeln. Louisa war vollends damit beschäftigt, die drei zu bändigen, als Jack den Kopf ins Zimmer streckte und mitteilte, dass Etty zu Hause sei.
    Â»Ach, ihr schrecklichen Kinder«, beschimpfte sie ihre Geschwister. »Euretwegen hab ich Etty jetzt nicht begrüßen können. Ich sollte euch allen dreien den Popo versohlen.«
    Â»Das würdest du eh nicht tun«, krähte der siebenjährige Joey. »Du bist zu weich. Schlaffischwester, Schlaffischwester – au!«
    Die kleine May hatte ihm fest auf den Arm geschlagen. »Lass Louisa in Ruhe.«
    Â»Yeah«, stimmte ihr Zwillingsbruder zu. »Lass Louisa in Ruhe. Du bist hier der Schlaffi.«
    Â»Nein du. Matt ist ein Schlappschwanz, Matt ist ein Schlappschwanz.«
    Â»Schluss jetzt!« Louisa packte die Zwillinge jeweils an einem Arm und zerrte sie zurück an den Tisch. »Setzt euch hier hin und benehmt euch. Und du hör auf, mich auszulachen, Jack Benedict.« Sie sah ihren ältesten Bruder wütend an. »Nimm Joey mit. Ich hab genug von seinen Ungezogenheiten.«
    Â»Ich bin mit meinem Nachmittagstee noch nicht fertig«, protestierte Joey.
    Louisa nahm zwei Kekse vom Teller und drückte sie ihm in die Hand. »Da, mehr hast du nicht verdient.«
    Joey starrte empört auf die beiden Kekse. »Das sag ich Ma.«
    Â»Dann sag’s ihr doch. Die gibt dir vermutlich noch eine ordentliche Tracht Prügel dazu.«
    Sie wandte sich wieder den Zwillingen zu, die nun ganz ruhig und friedlich ihre Kekse aßen. »Wenn ich euch eine Weile alleine lasse, seid ihr dann auch brav?«
    Â»Versprochen«, sagten sie im Chor. Da Joey, mit dem sie sich ständig stritten, nun hinausgegangen war, hatten sie keinen Grund mehr, ungezogen zu sein.
    Louisa lief über den Küchenhof zur Hintertür des Farmhauses. Dort verlangsamte sie ihre Schritte, obwohl ihr Herz immer noch vor Aufregung heftig schlug, und ging gemächlich den Flur hinunter zum Wohnzimmer. Etty saß mit ihren Eltern und Ruan beim Tee.
    Â»Tut mir leid«, entschuldigte sie sich rasch. »Ich wollte Etty unbedingt sehen und hab nicht darüber nachgedacht …« Sie biss sich verlegen auf die Unterlippe.
    Sobald Louisa aufgetaucht war, hatte Etty ihre Tasse abgestellt und so laut den Namen ihrer Freundin gerufen, dass man deren Entschuldigung kaum mitbekam. Etty vergaß sofort alles, was man ihr über damenhaftes Benehmen beigebracht hatte, sprang auf und lief auf Louisa zu, um sie zu umarmen.
    Â»Ich hab dich so vermisst.«
    Â»Ich

Weitere Kostenlose Bücher