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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
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diese Männer aus irgendeinem Grund lieber allein als unter Menschen.
    Da Con nicht wollte, dass sich seine Herde reinrassiger Merinoschafe mit den minderwertigen Tieren seines Nachbarn vermischte, hatte er Nelson gebeten, hinauszureiten und nach den Zäunen zu sehen. Nelson hatte darauf bestanden, dass Darcy mitkam, obwohl es auf der Farm genügend Arbeit für den Jungen gegeben hätte. Jedem in der engen Gemeinschaft auf Langsdale war aufgefallen, wie sehr sich Darcy verändert hatte, seit Etty fort war. Bei jemandem wie Darcy, der immer so gesellig und fröhlich gewesen war, deuteten die langen Schweigephasen, in die er nun häufig verfiel, darauf hin, dass er zu sehr über sich nachgrübelte. Jane beobachtete die charakterliche Veränderung ihres Sohnes mit großer Sorge. Deshalb hatte Nelson vorgeschlagen, den Jungen zum Reparieren der Zäune mitzunehmen. Er hoffte, sein Stiefsohn würde ihm vielleicht anvertrauen, weshalb er so launisch war, wenn sie dort draußen alleine waren.
    Mehrere Male hatte Nelson bereits versucht, das Gespräch in eine Richtung zu lenken, die Darcy ermutigen würde, über das zu reden, was ihn bedrückte. Doch entweder nahm Darcy Nelsons Andeutungen nicht wahr, oder er ignorierte sie bewusst. Erst in der dritten Nacht, die sie draußen kampierten, erfuhr Nelson, was er wissen wollte.
    Sie lagen am Feuer, während um sie herum nur die typischen Geräusche des Buschs zu hören waren: das Rascheln eines kleinen Tiers, das über den Boden huschte, das dumpfe Dröhnen, mit dem Kängurus oder Wallabys über die Weide sprangen, das Blöken eines Schafs in der Ferne. Ein Nachtvogel stieß seinen klagenden Ruf aus, auf den ein anderer Vogel, vermutlich sein Weibchen, kurz darauf antwortete. Darcy, der den Kopf auf seine Hände gebettet hatte, starrte auf die Milchstraße, die am Himmel einen flachen Bogen beschrieb. Zwischen den Myriaden von Sternen fanden seine Augen das mittlerweile so vertraute Bild, den Emu der Aborigines.
    Â»Ich erinnere mich noch, wie du mir das erste Mal den Emu am Himmel gezeigt hast. Onkel Josh hat dir nicht geglaubt, als du gesagt hast, es gäbe am Himmel einen Emu.«
    Â»Daran kannst du dich erinnern? Hast du noch andere Erinnerungen an deinen Onkel?«
    Â»Nicht sehr viele. Nur einzelne Bruchstücke. Manchmal, wenn ich irgendetwas sehe oder tue, kommt mir plötzlich eine Erinnerung an Onkel Josh oder an meine Großeltern. Ich glaube, ich kann mich an das Haus auf Riverview erinnern. Manchmal frage ich mich, wie es dort jetzt wohl aussehen mag, ob immer noch die Leute dort wohnen, die das Haus von meinen Großeltern gekauft haben.«
    Â»Möchtest du dir Riverview irgendwann wieder ansehen?«
    Â»Ich habe nie ernsthaft daran gedacht, noch einmal dorthin zurückzukehren. Wenn es nicht so weit wäre, würde ich es vielleicht aus lauter Neugier mal besuchen. Aber das ist auch alles. Langsdale ist schon viel länger mein Zuhause, als Riverview es war.«
    Â»Langsdale ist jetzt unser aller Heimat, mein Junge. Du weißt, dass du dort ein Zuhause und eine Arbeit hast, solange du lebst. Con Trevannick wird dich niemals fortschicken.«
    Darcy drehte sich auf die Seite und sah seinen Stiefvater an. »Das mag ja so sein. Aber ich bin nicht mehr glücklich auf Langsdale.«
    Â»Darcy, wir sehen alle, dass du nicht glücklich bist. Möchtest du mir nicht vielleicht sagen warum?«
    Â»Ich möchte mich nicht für den Rest meines Lebens mit Schafen beschäftigen.«
    Â»Ach ja. Keine Schafe. Was dann? Kühe? Auf dem Fluss arbeiten? Oder möchtest du gerne ein Handwerk erlernen?«
    Darcy schüttelte den Kopf und atmete tief durch, um sich Mut zu machen. »Ich möchte gerne noch mehr studieren.«
    Â»Was meinst du denn damit? Deine Mutter und ich waren einverstanden, dass du dich mit Mr Boniface’ Hilfe weiterbildest. Aber wird es nicht langsam Zeit, mit dem Studieren aufzuhören und endlich anzufangen zu arbeiten? Ich denke, es wäre besser für dich, wenn du mehr darüber lernst, wie man eine Schaffarm leitet.«
    Â»Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich keine Schaffarm leiten will.« Um Mut für die nächsten Worte zu fassen, musste Darcy erneut tief durchatmen. »Ich möchte Jura studieren.«
    Â»Was?« Nelson setzte sich ruckartig auf. »Wo hast du denn diese unsinnige Idee her?«
    Darcy drehte sich wieder auf

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