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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
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werden. Doch nun, meine Damen und Herren, gestatten Sie ihr bitte, sich zurückzuziehen.«
    Nur zögerlich verhallte der Applaus. Immer noch wurde vereinzelt geklatscht, bis auch dem Letzten klar geworden war, dass Henrietta Trevannick an diesem Abend nicht mehr auf die Bühne kommen würde. Als Etty zum letzten Mal die Bühne verließ, wurde sie sofort von zwei kräftigen Armen umschlungen, während die rote Rose in Madames Haar sie an der Nase kitzelte. Überrascht stellte Etty fest, dass Madame weinte.
    Â»Mein liebes Kind, auf diese Abend habe ich meine ganze Leben gewartet.« Sie hielt Etty ein Stück von sich. »Du warst magnifique . Nun werde ich nicht mehr die alberne Mädchen mit die dürftige Stimmen unterrichten. Ich werde mich ganz meine Star widmen.«
    Offenbar von ihren Gefühlen überwältigt, drehte Madame sich um und putzte sich geräuschvoll die Nase. Etty hatte ebenfalls feuchte Augen.
    Â»Ich habe Ihnen für so vieles zu danken, Madame.«
    Â»Ach, dieser Abend heute ist alle Dank, den ich will. Halt!« Sie hielt den Produzenten am Ärmel seiner Jacke fest. »Ich will mit Ihnen über unsere Star reden.« Madames energische Art zwang den Produzenten, sich ihrem Wunsch zu beugen, obwohl er sich sehr auf ein spätes Abendessen und eine gute Flasche Wein gefreut hatte.
    Immer noch von der schwindelerregenden Euphorie gepackt, die sie vom ersten Applaus an ergriffen hatte, lief Etty in ihre Garderobe, wo, wie sie wusste, ihre Familie auf sie warten würde. Der Stolz auf deren Gesichtern, die warmherzigen Umarmungen und Küsse waren der perfekte Abschluss eines perfekten Abends.
    Â»Ich brauche dich wohl nicht zu fragen, ob du glücklich bist?«, sagte ihre Mutter lächelnd. »Du glühst ja vor Aufregung.«
    Â»War es nicht wunderbar, Mama, wie alle geklatscht haben und mich immer wieder zurück auf der Bühne haben wollten? Ich habe mir niemals vorgestellt, dass es so sein würde. Ich bin überwältigt.«
    Â»Das waren alle, die dich heute Abend singen gehört haben. Ich bin sehr, sehr stolz auf dich.«
    Â»Und du, Papa?«
    Â»Ich bin verblüfft. Doch in dem Stolz, den ich empfinde, steckt auch ein bisschen Traurigkeit. Heute Abend habe ich mein kleines Mädchen an die Welt der Oper verloren.«
    Etty schlang die Arme um ihren Vater. »Oh Papa, du wirst doch nicht etwa weinen?« Seine Augen waren leicht verschleiert. »Ich werde immer dein kleines Mädchen sein.«
    Â»Du warst gut, Etty«, sagte Ruan anerkennend. »Wie lange brauchst du, um dich umzuziehen?«
    Â»Warum fragst du das?«
    Â»Ich komme um vor Hunger. Ich will essen gehen.«
    Obwohl keiner von ihnen etwas von der Oper verstand, fuhren Larry und Agnes Benedict mit Louisa nach Melbourne, damit sie endlich aufhörte zu quengeln, weil sie Etty auf der Bühne sehen wollte. Mrs Clancy wollte auch gerne das Mädchen singen hören, das sie von klein auf gekannt hatte. Keiner von ihnen konnte so recht glauben, dass die junge Frau auf der Bühne ihre Etty war. Sie schien eine völlig andere Person zu sein.
    Als sie am nächsten Tag mit ihr zu Mittag aßen, stellten sie jedoch fest, dass Etty sich kein bisschen verändert hatte. Louisa sprach aus, was alle dachten.
    Â»Ich bin so froh, dass du immer noch die Gleiche bist, Etty.«
    Â»Warum sollte ich plötzlich anders sein?«, fragte Etty überrascht.
    Â»Weil du jetzt berühmt bist. Ich hatte befürchtet, dass du vielleicht meinst, wir wären nicht gut genug für dich.«
    Â»Du weißt doch, dass ich nicht so bin, Louisa. Im Übrigen bin ich gar nicht so berühmt – jedenfalls noch nicht. Außerdem gehört ihr alle«, dabei sah sie auch die Erwachsenen an, »zu meiner Familie. Meine Gefühle für euch werden sich nie ändern, egal wie berühmt ich werde.«
    Als Louisa nach Langsdale zurückkam und vor Bewunderung und Begeisterung für Etty übersprudelte, schien Darcy das wenig zu interessieren. Und als Louisa vorschlug, er solle nach Melbourne fahren, um Etty singen zu sehen, zuckte er abweisend mit den Schultern.
    Â»Warum sollte ich so weit fahren? Vermutlich lässt man mich nicht mal ins Theater.«
    Â»Ach so.« Sie vergaß immer wieder, dass Darcy ein halber Aborigine war. Nicht dass sie je verstehen würde, weshalb Rasse ein Grund zur Diskriminierung sein sollte. »Ich wünsche so

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