Lied des Schicksals
sehr, du könntest Etty sehen und hören. Sie ist wirklich wunderbar und sehr glücklich mit ihrem Leben.«
Darcy, der gerade dabei war, seinen Sattel zu reparieren, hielt inne, wobei er darauf bedacht war, dass man ihm den schmerzlichen Verlust nicht ansah, den er empfand. »Etty hatte sich schon immer vorgenommen, erfolgreich zu sein. Ich freue mich für sie, dass sie glücklich ist.«
»Du sagst das so, als erwartest du, sie nie wiederzusehen.«
»Ich glaube nicht, dass irgendjemand von uns sie noch sehr oft zu Gesicht bekommen wird. Etty wird sich immer weiter von uns entfernen.«
Louisa dachte einen Augenblick nach. »Ja, das nehme ich auch an.« Dabei stahl sich eine heimliche Freude in ihr Herz. Nun würde sie Darcy immer für sich haben.
9
W ährend Etty zum Liebling von Melbourne wurde, rückte das Datum für die Aufnahmeprüfung für die Universität immer näher. Darcy war zuversichtlich, dass er die Prüfung bestehen würde. Mr Boniface bestärkte ihn darin. Sie schrieben sich jede Woche, wobei sie manchmal die ankommenden Briefe postwendend beantworteten. Darcys gröÃte Sorge war, dass man ihn wegen seiner Rasse abweisen würde. Boney versuchte immer wieder, ihn zu beruhigen.
Ich werde bei Dir sein, Darcy. AuÃerdem hast Du im Dekan der juristischen Fakultät einen Fürsprecher. Dank unserer gemeinsamen Unterstützung darfst Du an der Prüfung teilnehmen. Wenn Du die Ergebnisse erzielst, die ich von Dir erwarte, wird man Dich anstandslos als Student annehmen.
Eine Woche vor dem Prüfungstermin fuhr Darcy nach Melbourne. Von früh bis spät büffelte er eifrig. Er lernte den Dekan kennen, der sich von Darcys intellektuellen Fähigkeiten aufrichtig beeindruckt zeigte. Mit erhobenem Kopf betrat Darcy schlieÃlich den Prüfungsraum und ignorierte die abfälligen Blicke und das Gemurmel einiger anderer Prüfungskandidaten. Ebenso stolz verlieà er den Raum auch wieder. Er wusste, dass er seine Sache gut gemacht hatte.
Andere Kandidaten wirkten nicht so glücklich. Zwei, die im Prüfungsraum in seiner Nähe gesessen und offenbar Probleme mit den Fragen gehabt hatten, saÃen jetzt bedrückt nebeneinander auf einer Bank vor dem Universitätsgebäude. Als er kam, standen sie auf, um ihm den Weg zu versperren.
»Was guckst du so selbstgefällig, Schwarzer?« Der Wortführer war groÃ, kräftig gebaut und wie ein feiner Herr gekleidet. Sein Begleiter war ein wenig kleiner. Darcy hatte vorher zufällig mitbekommen, wie er sagte, sein Vater sei Anwalt und erwarte, dass sein Sohn in seine FuÃstapfen trete. Darcy wandte sich an den Kleineren der beiden.
»Ich habe gehört, wie Sie sagten, Ihr Vater sei Anwalt. Praktiziert er auch ein Recht für die WeiÃen und eins für die Aborigines?«
Der Mann schnaubte vor Wut. »So ist das Gesetz nun mal. Ihr Schwarzen müsst wissen, wo ihr hingehört.«
»Hierher bestimmt nicht«, fügte der GröÃere hinzu. »Wie bist du überhaupt hier reingekommen?«
»Nicht alle WeiÃen sind so engstirnig und borniert wie Sie beide. Jetzt gehen Sie mir bitte aus dem Weg.«
»âºJetzt gehen Sie mir bitte aus dem Wegâ¹Â«, äffte der GröÃere ihn nach. »Hast du das gehört, Johnny? Er hat âºbitteâ¹ gesagt. Was meinst du? Sollten wir ihm erlauben weiterzugehen, da er doch so ein höflicher Schwarzer ist?«
»Vielleicht sollten wir ihn darum betteln lassen. Damit er uns den nötigen Respekt erweist.«
Der andere lachte und verpasste Darcy einen Stoà gegen die Schulter. »Hast du nicht gehört, Schwarzer? Auf die Knie mit dir.«
Darcy war von dem Schubs ein wenig zurückgetaumelt, fing sich aber sofort wieder und trat einen Schritt vor. Er würde nicht betteln, und er würde auch keinen anderen Weg nehmen. Eher würde er die beiden ungehobelten WeiÃen beiseitestoÃen. Der gröÃere Mann war schnell, obwohl er so massig war. Zweimal traf er Darcy mit seinen riesigen Fäusten so hart an der Schulter, dass der auf dem Hintern landete.
Im Nu war Darcy wieder auf den FüÃen und knallte seinem Angreifer eine Faust gegen die Kinnlade. Dessen Kumpel ging in Angriffsposition, fand sich aber nach einem Rückhandschlag ins Gesicht der Länge nach auf dem Boden wieder. Er blieb jedoch nicht lange liegen, da sein Kamerad ihn rasch auf die Beine zog. Nun
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