Lied des Schicksals
umkreisten sie Darcy, zwei gegen einen, mit vor Hass sprühenden Augen.
Darcy duckte den ersten Schlag ab und hielt seine Fäuste in Verteidigungsstellung. Mann gegen Mann würde er jeden von ihnen in einem sauberen Kampf besiegen. Ihr Gesichtsausdruck sagte ihm jedoch, dass beide nicht vorhatten, fair zu kämpfen. Also würde er vermutlich heftige Prügel einstecken müssen, bevor er gewann. Aber gewinnen würde er. Er würde jedes Mal gewinnen, wenn ihn jemand herausforderte.
»Darcy! Darcy! Hör sofort auf.« Mr Boniface kam keuchend auf die drei zugelaufen, Haare und Augenbrauen standen ihm wirr vom Kopf. Er packte Darcy am Arm. »Was hast du dir denn dabei gedacht?« Dann sah er Darcys Peiniger mit seinem strengsten Schulmeistergesicht an. »Ihre beide wart schon immer Unruhestifter. Macht, dass ihr hier wegkommt! Ihr solltet euch schämen.«
Nachdem sich die beiden anderen unter empörtem Gemurmel davongeschlichen hatten, schimpfte er mit seinem Zögling. »Darcy, du Dummkopf! Willst du denn deine Chancen völlig ruinieren? Dein Verhalten muss immer tadellos sein. Auch wenn es unfair sein mag, man wird dich ständig im Auge behalten. Alles, was du tust, muss über jeden Vorwurf erhaben sein.«
Ohne Boney anzublicken, klopfte Darcy sich den Staub von seiner Jacke und seiner Hose. »Die beiden hatten es auf eine Prügelei abgesehen.«
»Das kann ich mir gut vorstellen. Du musst aber lernen, die andere Wange hinzuhalten.«
Da riss Darcy den Kopf hoch. Seine Nasenlöcher waren vor Wut weit aufgerissen. »Ich lasse mich keinen Feigling nennen.«
»Darcy, mein Junge«, sagte Boniface besänftigend, »du wirst schlimmere Schimpfnamen ertragen müssen als das, bevor du ein Examen ablegst. Es wird viele geben, denen es nicht passt, dass du auf der Universität bist. Der Weg, für den du dich entschieden hast, wird kein leichter sein.«
Das wusste Darcy nur zu gut. Er machte sich keine Illusionen darüber, wie sein Leben als Student aussehen würde. Also unterdrückte er seine Wut und erzählte seinem Lehrer von seiner Prüfungsklausur.
Nachdem er die Prüfung hinter sich gebracht hatte, dachte Darcy wieder mehr an Etty. Da dies sein letzter Abend in Melbourne war, beschloss er, sie sich auf der Bühne anzusehen. Am Theater kam er jedoch nicht mal bis zur Kasse. »Schwarzen ist es nicht erlaubt, das Theater zu betreten«, wurde er verächtlich abgewiesen.
Darcy juckte es in den Fäusten, diesem herablassenden Portier, der vermutlich nur eine rudimentäre Schulbildung hatte, das Gesicht zu demolieren. Er erinnerte sich jedoch an Boneys Rat und schob die Hände in die Hosentaschen. Trotzdem war die Wut, die in ihm aufstieg, offenbar an seinem Gesicht abzulesen, denn der Portier streckte abwehrend die Arme aus.
»Jetzt mach bloà keinen Ãrger. Geh ganz friedlich, sonst muss ich den Constable da drüben rufen.«
Darcy warf einen Blick über die linke Schulter. Der Constable stand auf der anderen StraÃenseite gegen eine Mauer gelehnt da und interessierte sich anscheinend sehr für das, was gerade vor dem Theater passierte. Ohne ein weiteres Wort drehte sich Darcy um und ging.
Doch er kochte vor Wut über diese Ungerechtigkeit. Vielleicht hätte er dem Portier sagen sollen, dass er Henrietta Trevannick kannte, dass sie zusammen aufgewachsen waren. Doch das hätte der ihm wahrscheinlich nicht geglaubt. Auch hätte es wohl nichts genutzt, wenn Etty ihre Freundschaft bestätigt hätte. Es gab eben Orte, die nur für WeiÃe zugänglich waren.
Da er spürte, dass ihn der Constable immer noch beobachtete, bog Darcy an der nächsten StraÃenkreuzung um die Ecke. Als er an der nächsten Ecke noch einmal abbog, fand er sich auf der Rückseite des Theaters wieder. Dort sah er eine Laderampe mit breiten Türen. Daneben war eine Tür von normaler GröÃe. Alle Türen waren geschlossen. Niemand war zu sehen. Darcy sprang auf die Laderampe und probierte es an der kleinen Tür. Sie lieà sich mühelos öffnen.
Er huschte hinein und zog leise die Tür hinter sich zu. Trotz der schwachen Beleuchtung erkannte Darcy, dass er sich in dem Raum befand, in dem die Kulissen gelagert wurden. Er konnte hören, wie das Orchester sich einspielte. Aus den anderen Geräuschen, die er hörte, den leisen Stimmen, die Anweisungen erteilten, wurde ihm klar, dass er
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