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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
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Fenster schob, wäre noch genügend Platz für einen Tisch, an dem die Zwillinge während der Unterrichtsstunden sitzen könnten. Mit einem Mal kam sie sich älter und selbstbewusster vor. Statt zweifelnd und unsicher blickte sie plötzlich mit freudiger Erwartung in die Zukunft. An diesem Abend schrieb sie Darcy einen langen Brief, in dem sie ihm alles über die Reise hierher und über ihr neues Zuhause erzählte.

12
    A ber ich bin doch längst achtzehn, Mama.« Etty hatte das Gefühl, dass sie rot vor Empörung war. Sie hasste es, sich mit ihrer Mutter zu streiten, doch in diesem Fall war sie entschlossen, nicht nachzugeben. »Du hast gesagt, wenn ich achtzehn bin, würdet ihr mir erlauben, nach Europa zu gehen.«
    Â»Nicht so ganz, meine Liebe. Ich habe gesagt, wir würden dir nicht erlauben fortzugehen, bevor du achtzehn bist.« Meggan sprach mit leiser und ruhiger Stimme in der Hoffnung, dass ihre Tochter sich ebenfalls beruhigen würde.
    Â»Das heißt für mich, dass ihr bereit seid, mich gehen zu lassen, sobald ich achtzehn bin. Papa und du, warum stellt ihr euch nur so an? In wenigen Monaten werde ich neunzehn. Man hat mir das Angebot meines Lebens gemacht, und ihr behandelt mich immer noch wie ein Kind.«
    Sie wandte sich von ihrer Mutter ab und schob trotzig die Unterlippe vor. Die Gärten und Weiden waren durchnässt vom kalten Winterregen. Im Salon brannte ein behagliches Feuer, doch Etty war trotz der wohligen Wärme deprimiert. Der Ehrgeiz brannte in ihr wie ein Feuer, während sie zugleich die kalte Furcht gepackt hatte, ihre größte Chance zum Ruhm zu versäumen.
    Meggan seufzte. Ihre schöne, talentierte Tochter verdiente es, ihre Karriere in den großen Opernhäusern Europas voranzutreiben. Die Sängerin in ihr wünschte ihrer Tochter Ruhm und Erfolg. Doch als Mutter hatte sie das Bedürfnis, ihre Tochter in ihrer Nähe zu behalten. Sie brachte ein weiteres Argument vor, das dagegen sprach, dass Etty Australien verließ.
    Â»Etty, dein Vater und ich haben uns schon viele Male über deine Zukunft unterhalten. Es hat ihm immer widerstrebt, dass du so weit von uns fortgehst. Und wo gerade erst der Krieg zwischen Frankreich und Preußen beendet ist, möchte keiner von uns, dass du nach Europa gehst.«
    Mit einem entnervten Stöhnen stieß Etty die Arme in die Luft und hätte am liebsten mit dem Fuß aufgestampft. »Ich werde nach Italien gehen, Mama, nicht nach Frankreich oder Preußen.«
    Â»In Italien hat es in den letzten Jahren auch politische Probleme gegeben. Und man weiß nie, was es in solchen Ländern sonst noch für Unruhen geben könnte. Du wirst in Melbourne und in Sydney gefeiert, Etty. Genügt dir das denn nicht?«
    Meggan wusste, dass es das nicht tat. Ettys spöttischer Blick bestätigte das nur.
    Â»Ich habe gedacht, dass gerade du das verstehen würdest.«
    Â»Ich verstehe es ja. Aber als Mutter bin ich auch um dein Wohlergehen besorgt, Etty. Außerdem hast du uns nicht mal informiert, dass du beim italienischen Opernensemble vorsingst«, sagte sie in leicht tadelndem Ton.
    Â»Das hab ich niemandem erzählt.«
    Â»Absolut niemandem? Du bist ganz heimlich zu diesem Vorsingen gegangen?«
    Â»Madame hat es gewusst. Sie hat das Vorsingen ja auch arrangiert. Und Alistair hat es gewusst.«
    Â»Warum hast du deinem Vater und mir nichts davon gesagt?« Da Meggan als Antwort nur einen mürrischen Blick erntete, fuhr sie in etwas barscherem Ton fort. »Wann genau hat dieses Vorsingen überhaupt stattgefunden?«
    Â»Am letzten Dienstag.«
    Meggan war so überrascht und schockiert, dass sich nun eine leichte Verärgerung in ihre Stimme schlich. »Also einen Tag bevor dein Vater und ich nach Melbourne gekommen sind, um mit dir in die italienische Oper zu gehen?«
    Etty nickte.
    Â»Oh Etty, wie konntest du so ein wichtiges Ereignis nur für dich behalten? Ich habe immer gedacht, dass du uns deine Erfolge immer sofort mitteilen würdest.«
    Etty zappelte nervös herum. Es behagte ihr nicht, dass ihre Mutter ihr unterstellte, sie hätte sich falsch verhalten. Sie musste sich verteidigen.
    Â»Mama, da wusste ich doch noch gar nicht endgültig, ob man mich nehmen würde. Signor Ruggeiri wollte, dass ich noch ein Duett mit Benito Relia singe, bevor er sich entscheidet. Ich wollte nicht, dass irgendwer von dem Vorsingen

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