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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
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»Ich fühle mich nicht sexuell zu Frauen hingezogen, Etty«, hatte er ihr eines Abends unverblümt erklärt, als es gerade so schien, als würde ihre Beziehung ein wenig intimer. »Ich bin nicht imstande, mit einer Frau zu schlafen.«
    Alistair hatte fast damit gerechnet, dass er nach diesem Eingeständnis ihre Freundschaft verlieren würde, doch hatte Etty von Anfang an gewusst, dass er irgendwie anders war als andere Männer. Er würde immer ihr bester Freund sein, ihr Vertrauter. Etty sah jedoch keinen Grund, ihrer Mutter zu erklären, was mit Alistair los war. Stattdessen wechselte sie das Thema, was dann allerdings aufgrund ihres Frusts ein wenig sarkastisch ausfiel.
    Â»Erlaubt ihr mir denn, Louisa allein zu besuchen, oder brauche ich dafür auch einen Anstandswauwau?«
    Â»Wenn du in dem Ton mit mir redest, junge Dame, dann werden wir dir überhaupt nicht erlauben, Louisa zu besuchen, weder allein noch mit Begleitung. Entschuldige dich.«
    Etty sah ein, dass sie zu weit gegangen war. »Es tut mir leid, Mama. Ich hätte nicht in dieser Weise mit dir reden dürfen.«
    Meggan neigte den Kopf. »Ich nehme deine Entschuldigung an. Mir ist klar, dass du zurzeit ein wenig aufgewühlt bist.«
    Â»Natürlich bin ich aufgewühlt.« Etty wollte gerade erneut die Diskussion über Italien beginnen, da kam Ruan herein und fragte: »Willst du mit mir reiten gehen, Etty?«
    Sofort war das Thema Italien vergessen. »Oh ja! Wo willst du denn hin?«
    Â»Guten Morgen, Ruan«, tadelte Meggan ihren Sohn in ironischem Ton wegen seiner schlechten Manieren. Ruan grinste nur.
    Â»Tut mir leid, Mama. Ich bin ein bisschen in Eile. Wenn du mitkommen willst, Etty, solltest du dich rasch umziehen.«
    Â»Ich beeil mich.« Etty raffte ihre Röcke und hastete unelegant aus dem Zimmer. In weniger als zehn Minuten war sie zurück und trug jetzt einen braunen Hosenrock und eine dunkelblaue Bluse, dazu einen breitkrempigen Strohhut. Sie lief direkt zur Rückseite des Hauses, wo ihr Bruder auf sie wartete.
    Ruan grinste sie anerkennend an. »Ich wette, so schnell hast du dich noch nie umgezogen. Jetzt komm, unsere Pferde sind sicher schon für uns bereit.«
    Etty hatte ihre Stute bisher nur über den Weidezaun hinweg gestreichelt, seit sie vor zwei Tagen nach Hause gekommen war. Das war jetzt der erste Ritt. Mirabelle schien es auch zu gefallen, dass Etty auf ihrem Rücken saß.
    Â»Wenn wir draußen auf der Weide sind, lasse ich sie galoppieren. Das wird dir gefallen, nicht wahr, Mirabelle?« Sie tätschelte den Hals ihres Pferdes, woraufhin die Stute vergnügt wieherte.
    Ruan lachte. »Obwohl ich sie bewege, wenn du nicht da bist, weiß Mirabelle genau, dass du ihre Herrin bist.«
    Â»Ich habe sie bekommen, als ich zwölf war und sie drei. Sie weiß, dass ich sie gernhab. Ich vermisse sie sehr.«
    Â»Du solltest häufiger nach Hause kommen. Ich vermisse dich auch, Schwesterherz.«
    Â»Ich vermisse meinen kleinen Bruder ebenfalls.« Sie lachte, weil Ruan mittlerweile ein ganzes Stück größer war als sie. Dann lächelten sie sich auf diese besondere Weise an, wie das nur Geschwister können.
    Ruan zeigte geradeaus. »Sieh mal das Tor dahinten im Zaun. Wer als Erster da ist.«
    Sie galoppierten Kopf an Kopf über die Weide. Etty erreichte das Tor ganz knapp vor Ruan. Kurz davor bogen sie scharf in entgegengesetzter Richtung ab und ritten ein Stück am Zaun entlang, um ihren Pferden genügend Auslauf zu geben, vom Galopp zurück in den Schritt zu kommen. Dann drehten sie um und trafen sich wieder am Tor. Ruan stieg ab, um es zu öffnen, führte sein Pferd hinter Etty und Mirabelle hindurch, schloss das Tor und stieg wieder auf.
    Â»Ich wünschte, ich hätte den Mut, über das Tor zu springen, wie Darcy es getan hätte«, sagte Etty.
    Ruan schnaubte. »Das ist doch wohl nicht dein Ernst. Ich würde jedenfalls nicht versuchen darüberzuspringen.« Das Tor hatte einen massiven Holzrahmen, und der oberste Balken war so stabil, dass sich ein Pferd daran die Fesseln brechen konnte. »Darcy ist ein viel besserer Reiter als wir beide und ein richtiger Waghals.«
    Â»Goonda ist außerdem viel feuriger als Mirabelle oder deine Rosie. Ob Darcy uns wohl vermisst, seit er mit seinen Eltern auf Riverview lebt?«
    Â»Er hat ein paarmal geschrieben. Er scheint ganz zufrieden zu sein. Ich

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