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Lieder von Sternen und Schatten

Lieder von Sternen und Schatten

Titel: Lieder von Sternen und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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erzählen, warum es nicht geht. Wenn wir im Februar nicht starten können, starten wir im März. Ihr müßt die ›Challenger‹ einfach schneller machen als die anderen!«
    Der Leiter seufzte. Er hatte das ziemlich satt.
    »So einfach ist das nicht, Van. Wenn wir zur falschen Zeit starten, wird das ganze Unternehmen in Bedrängnis gebracht. Wir würden viel mehr Treibstoff, einen viel höheren Schub brauchen. Das verlangt stärkere Motoren, die viel größer sind. Das verschafft dem Schiff mehr Masse. Es würde bedeuten, daß das ganze Ding umkonstruiert werden muß.«
    »Nein. Jongliert mit dem, was ihr habt. Kappt Masse. Unterstellt eine Einmann-Besatzung, statt sechs Leute, damit fallen viele Vorräte und Lebenserhaltungsanlagen weg. Verzichtet auf die Sondenbank und die Sensoren, und die Masse verringert sich um ein Drittel. Laßt alle Notsysteme weg. Verdoppelt die Antriebsgröße, gebt mir das Doppelte an potentiellem Schub und den Treibstoff dazu. Dann rechnet aus, wie lange es dauert, um hinzukommen.«
    Im ganzen Zimmer standen Münder offen.
    »Aber – aber die Verschwendung –«, stieß ein Mann hervor.
    »Keine Sensoren«, sagte ein anderer entsetzt. »Dann können Sie die Experimente nicht machen. Wie können Sie etwas über den Jupiter in Erfahrung bringen?«
    Pete stand auf.
    »Ich werde landen«, sagte er. Und ließ sie mit offenen Mündern stehen.
    Es gibt einen bestätigten Bericht, wonach mindestens zwei von den Leuten ihm tatsächlich glaubten.
    Die Besatzung der ›Patrick Henry‹ feierte Weihnachten auf ihrem Schiff, bei einem Probeflug um den Mond. Die Russen kündigten an, daß sie ihr Startdatum um eine Woche auf Ende Januar vorziehen würden. Und Pete trat bei CBC in einer Talkshow auf.
    »So hätte das von Anfang an gemacht werden müssen«, sagte er grinsend. »Mit Stil. Der Weltraum ist die letzte Zuflucht der Romantik, das einzige Zuhause für die Träumer und ungezähmten Menschen, die auf der Erde fehl am Platz sind. Ich werde den Bürokraten und Technikern die Sterne wegnehmen und sie den Menschen zurückgeben, die sie zu würdigen wissen.«
    Oben am Himmel wurden die ersten Rumpfabschnitte der ›Challenger‹ von einer Mannschaft, die zu Weihnachten dreifachen Lohn erhielt, um die riesigen Fusionsmotoren gebaut.
     
    Wieder draußen, zwischen der Sonne und den Sternen, zog Vito sich am Rumpf entlang und lauschte auf Jans Stimme.
    »Wenn wir nur einen Bibliothekscomputer hätten«, sagte sie. »Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor, aber ich kann ihn nicht unterbringen. Ich bin sicher, daß das irgendwo in den Büchern steht. Auf jeden Fall ist das eine ganze Weile her. Anfang einundzwanzig als mindestes, vielleicht Ende zwanzigstes.«
    Die Sonne stand hinter Vitos Schulter. Ihre Spiegelungen waren lange Silbersäbel, die zwischen seinen Füßen hindurchzuckten. Er blickte hinunter und lächelte, als er an das stumpfe Schwarz der ›Flycaster‹ dachte.
    »Hübsch ist sie, was immer sie gewesen ist«, sagte er. »Möchte wissen, wer sie gebaut hat.«
    »Ein Irrer«, erklärte Jan. »Hier oben ist das Schiff völlig am falschen Ort. Es hat keine Daseinsberechtigung.«
    Vito antwortete nicht. Er hatte die Notreparatur-Platte für den Antrieb entdeckt. Nur ein Panel, keine Luftschleuse. Er zog den Laser aus seiner Verankerung, scherte die Stahlbolzen ab, mit denen die Platte befestigt war, und zog die hoch. Dann schob er sich langsam hinein.
    Hier gab es kein Fenster, nur das Sternenlicht, das aus dem leeren Raum hereinschien, wo das Panel gewesen war. Vito schaltete seine Anzuglampe ein. Er stand in einer Lichtung inmitten eines Waldes von schimmernd schwarzen Maschinen.
    »Na?« fragte Jan.
    »Die Motoren sind hier«, erwiderte er. »Fusionsantrieb, und sehr groß. Natürlich alt. Wir könnten denselben Schub bei einem Drittel der Größe erzielen.« Er grinste. »Aber ich wette, daß sie eine höllische Beschleunigung hatten. Die ›Challenger‹ war kein Orbitalschlepper, das kann ich dir sagen.«
    Jan war plötzlich aufgeregt.
    »Ausgezeichnet«, sagte sie. »Glaubst du, daß sie noch funktionieren? Vielleicht könnten wir es provisorisch so einrichten, daß sie mit eigenem Antrieb fliegt?«
    »N-n«, sagte Vito. Seine Lichter glitten ruhelos durch die kalte, harte Dunkelheit zwischen den Motoren. »Es gibt auch hier keine Regler. Und natürlich keinen Treibstoff. Und ich wette, daß die Motoren nirgends angeschlossen sind. Die großen Bauteile sind vorhanden, aber von der

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