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Lieder von Sternen und Schatten

Lieder von Sternen und Schatten

Titel: Lieder von Sternen und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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gegebenen Umständen heroisch. Bei dem Gefecht starben fast einhundert amerikanische Soldaten.«
     
    Die Stromkabel wurden Sekunden nach Beginn des Angriffs durchtrennt. Eine genau gezielte Handgranate zerstörte die Notstromanlage. Dann herrschte Dunkelheit. Es war eine mondlose Nacht, und die Wolken verhüllten die Sterne. Das einzige Licht war das Aufblitzen von Maschinengewehrfeuer und das kurze, zerschmetternde Gleißen der Explosionen um das Haupttor.
    Die Abwehr hatte wenig Sinn und noch weniger Verstand. Überrascht von den Sirenen, stürmten Soldaten aus den Kasernen zum Tor, wo sich das Gefecht zu konzentrieren schien. Auf beiden Seiten des Zaunes warfen sich Angreifer und Verteidiger zu Boden. Ein heftiges Kreuzfeuer entbrannte.
    Der Kommandeur des Stützpunktes war ebenso überrascht und verwirrt wie seine Soldaten. Es vergingen lange wertvolle Minuten, in denen er und sein Stab sich einen Überblick zu verschaffen und zu verstehen versuchten, was sich abspielte. Ihre Reaktion erfolgte beinahe instinktiv. Ein Verteidigungsring wurde um den Kommandoturm errichtet, ein zweiter um das Arsenal des Stützpunkts. Andere Männer wurden zu den Flugzeugen gejagt.
    Aber den Großteil der Truppen setzte man am Haupttor ein, wo der Kampf am heftigsten tobte.
    Die Verteidiger holten schwere Waffen aus dem Arsenal. Das Gebüsch vor dem Zaun wurde von Mörsern zerfetzt, von Granaten in die Luft gesprengt. Die gedeckte Stellung der Angreifer wurde systematisch unter Trommelfeuer genommen. Dann stürmten die Verteidiger hinter einer Wand aus Rauch und Tränengas zum Tor hinaus und überfluteten die feindlichen Stellungen.
    Bis auf Leichen waren sie leer. Die Angreifer hatten sich so plötzlich zurückgezogen, wie sie aufgetaucht waren.
    Man gab sofort Befehl, die Verfolgung aufzunehmen, und zog ihn ebenso schnell zurück. Denn über dem Maschinengewehrfeuer und den Explosionen war ein anderes Geräusch zu hören. Das Geräusch einer startenden Düsenmaschine.
     
    »Die Angreifer konzentrierten die Wucht ihres Vorstoßes auf das Haupttor des Stützpunkts«, sagte Hartmann. »Aber trotz aller Heftigkeit war diese Attacke nur ein Ablenkungsmanöver. Während sie stattfand, drang ein kleinerer Trupp der Angreifer an einer anderen Stelle in das Gelände ein, brach leichten Widerstand und besetzte einen kleinen Teil des Flugfeldes.« Das Gesicht des Präsidenten war angespannt. »Das Ziel des Angriffs war eine Staffel von Fernbombern und ihrem Jagdbegleitschutz. Als Teil unserer Hauptabwehrlinie zur Abschreckung kommunistischer Aggression waren die Bomber im Bereitschaftszustand; aufgetankt und binnen Sekunden startbereit, für den Fall eines gegnerischen Angriffs.« Hartmann legte eine Kunstpause ein, blickte auf die Schriftstücke in seinen Händen und hob wieder den Kopf. »Unsere Männer haben schnell und tapfer reagiert. Sie verdienen nur unser Lob. Sie erkämpften mehrere Maschinen von den Angreifern zurück und schossen einige beim Start ab.
    Trotz dieses tapferen Widerstandes brachten die Angreifer jedoch sieben Jagdflugzeuge und zwei Bomber in die Luft. Meine Mitbürger, beide Bomber waren mit Atomwaffen ausgerüstet.« Wieder machte Hartmann eine Pause. Der Hintergrund des Ovalen Zimmers verschwand. Plötzlich war nur noch der Präsident an seinem Schreibtisch zu sehen, abgezeichnet vor einer leeren, weißen Wand. Auf dieser erschienen plötzlich sechs bekannte Sätze.
    »Noch während der Angriff im Gange war, wurde mir in Washington ein Ultimatum übermittelt«, fuhr Hartmann fort. »Falls nicht binnen einer Frist von drei Stunden bestimmte Forderungen erfüllt würden, so teilte man mir mit, werde man über Washington, D.C., eine Wasserstoffbombe abwerfen. Sie sehen diese Forderungen vor sich.« Er zeigte nach hinten. »Die meisten von Ihnen haben sie schon gesehen. Manche nennen sie die Sechs Forderungen«, sagte er. »Ich bin sicher, Sie kennen sie so gut wie ich. Sie verlangen eine Beendigung der amerikanischen Hilfe für unsere bedrängten Verbündeten in Afrika und im Mittleren Osten, die systematische Zerstörung unserer Verteidigungseinrichtungen, eine Auflösung der Großstadt-Sondereinheiten, die unseren Städten Recht und Ordnung wiedergegeben haben, die Freilassung Tausender gefährlicher Verbrecher, die Aufhebung bundesgesetzlicher Beschränkungen über die Verbreitung obszöner und subversiver Literatur, und, wie sich von selbst versteht« – er zeigte sein berühmtes Grinsen – »meinen Rücktritt

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