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Lieder von Sternen und Schatten

Lieder von Sternen und Schatten

Titel: Lieder von Sternen und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Mitglieder der ALF als Hochverräter zu behandeln, aber zunächst bleibt unklar, welche Schritte unternommen werden. Außerdem ist, zumindest für mich, unklar, worin die Motive der ALF für diesen behaupteten Angriff bestehen sollen. Bob, können Sie dazu etwas sagen?«
    Ein neues Gesicht vor der Kamera; der Reporter, der für Continental über die Aktivitäten der ALF berichtete, war aus dem Bett geholt und ins Studio gebracht worden. Er wirkte immer noch ein wenig zerzaust.
    »Nein, Ted«, erwiderte er, »Soviel ich weiß, hat die ALF keine solchen Aktionen geplant. Wäre der Überfall nicht so ausgezeichnet geplant gewesen, würde ich in Frage stellen wollen, ob die Führung der ALF überhaupt beteiligt ist. Es könnte sich um eine nicht genehmigte Aktion einer Gruppe lokaler Extremisten handeln. Sie werden sich entsinnen, daß der Angriff auf das Polizeipräsidium in Chikago während der Unruhen von 1985 von dieser Art gewesen ist. Ich glaube jedoch, daß die Planung, die diesem Angriff zugrunde lag, und die verwendeten Waffen ausschließen, daß es sich um einen vergleichbaren Fall handelt.«
    Warren nickte.
    »Bob, glauben Sie an die Möglichkeit, daß der paramilitärische Arm der ALF selbständig gehandelt haben könnte, ohne das Wissen der politischen Führung in der Partei?«
    Der Reporter machte ein nachdenkliches Gesicht.
    »Nun, möglich wäre es, Ted, aber nicht wahrscheinlich. Die Art von Angriff, wie der Präsident sie beschrieben hat, würde zuviel Planung erfordern. Ich möchte meinen, daß die ganze Partei bei einer Anstrengung von diesem Ausmaß beteiligt sein müßte.«
    »Welche Gründe könnte die ALF für eine solche Aktion haben?« fragte Warren.
    »Nach den Worten des Präsidenten die Hoffnung, daß eine nukleare Bedrohung die sofortige Erfüllung der Sechs Forderungen der ALF bringen würde.«
    »Ja«, sagte Warren. »Aber weshalb sollte die ALF sich einer derart extremen Taktik verschreiben? Nach der letzten Gallup-Umfrage wird sie von fast 29% der Wählerschaft unterstützt, an zweiter Stelle nur hinter den 38 % von Präsident Hartmanns Freiheits-Allianz. Das ist eine enorme Steigerung von den 13% der Stimmen für die ALF in den Präsidentschaftswahlen von 1984. Nur noch ein Jahr vor den neuen Wahlen erscheint es seltsam, daß die ALF alles auf ein so verzweifeltes Unternehmen setzen würde.«
    Der Reporter nickte.
    »Das hat etwas für sich, Ted. Die ALF hat uns aber früher schon Überraschungen beschert. Sie war nie sehr leicht zu berechnen, und ich glaube –«
    Warren unterbrach ihn.
    »Entschuldigen Sie, Bob. Ich komme später darauf zurück. Unser Korrespondent Mike Petersen befindet sich am Hauptsitz der ALF in Washington und spricht mit Douglass Brown. Mike, können Sie mich hören?«
    Das Bild wechselte. Zwei Männer standen vor einem Schreibtisch, einer angelehnt. Hinter ihnen an der Wand das Symbol der ALF; eine geballte schwarze Faust auf dem Friedenszeichen. Der Reporter hielt ein Mikrophon in der Hand. Der Mann, mit dem er sprach, war hochgewachsen, schwarz, jugendlich. Und zornig.
    »Ja, Ted, wir sind zugeschaltet«, sagte der Reporter. Er wandte sich dem Farbigen zu. »Doug, Sie sind 1984 der Präsidentschaftskandidat der ALF gewesen. Wie reagieren Sie auf Präsident Hartmanns Beschuldigungen?«
    Brown lachte kurz.
    »Was dieser Mann tut, überrascht mich alles längst nicht mehr. Die Beschuldigungen sind gemeine Lügen. Die American Liberation Front hat mit diesem sogenannten Überfall nichts zu tun. Ich bezweifle, daß er überhaupt stattgefunden hat. Hartmann ist ein gefährlicher Demagoge, und er hat es mit solchen Verleumdungen schon früher versucht.«
    »Dann behauptet die ALF, daß kein Überfall stattgefunden hat?« fragte Petersen.
    Brown zog die Brauen zusammen.
    »Das ist nur eine rasche Vermutung von mir persönlich, keine offizielle Stellungnahme der ALF«, sagte er hastig. »Das ist alles sehr plötzlich gekommen, und ich bin noch keineswegs informiert. Aber ich würde sagen, daß das eine Möglichkeit ist. Wie Sie wissen, Mike, hat die Freiheits-Allianz schon früher unsinnige Anschuldigungen gegen uns erhoben.«
    »In seiner Erklärung heute abend sagte Präsident Hartmann, er werde die ALF-Mitglieder als Hochverräter behandeln. Möchten Sie dazu etwas sagen?«
    »Ja«, sagte Brown. »Das ist auch nur billige Rhetorik.
    Ich würde sagen, Hartmann ist der Hochverräter. Er ist derjenige, welcher alles verraten hat, wofür dieses Land eigentlich einstehen

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