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Lieder von Sternen und Schatten

Lieder von Sternen und Schatten

Titel: Lieder von Sternen und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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als Präsident der Vereinigten Staaten.«
    Das Grinsen verschwand.
    »Diese Forderungen sind eine Formel für nationalen Selbstmord, ein Rezept für Kapitulation und Schande. Sie würden uns in die Gesetzlosigkeit und Anarchie einer ungezügelten Gesellschaft zurückstoßen, die wir hinter uns gelassen haben. Überdies werden sie von der großen Mehrheit der Amerikaner zurückgewiesen.
    Wie Sie jedoch wissen, werden diese Forderungen lautstark von einer kleinen und gefährlichen Minderheit vertreten. Sie repräsentieren das politische Programm der sogenannten Amerikanischen Befreiungsfront.«
    Der Hintergrund veränderte sich erneut. Die Vergrößerung der Sechs Forderungen verschwand. Der Präsident saß nun vor einem riesengroßen Photo eines bärtigen, langhaarigen jungen Mannes mit schwarzer Mütze und in ausgebeulter schwarzer Uniform. Der Mann war tot; ein großer Teil seines Brustkorbs war weggeschossen.
    »Hinter mir sehen Sie eine Aufnahme eines der getöteten Angreifer«, sagte Hartmann. »Wie alle anderen, die wir gefunden haben, trägt er die Uniform des paramilitärischen Flügels der ABF.«
    Das Photo verschwand. Hartmanns Gesicht wirkte grimmig.
    »Die Tatsachen sind klar. Aber diesmal ist die ABF zu weit gegangen. Ich werde mich nuklearer Erpressung nicht beugen. Es besteht auch kein Anlaß zur Besorgnis, meine Mitbürger. Und besonders zu meinen Mitbürgern in Washington sage ich, fürchtet nichts. Ich verspreche, daß die von der ABF gekaperten Maschinen aufgespürt und vernichtet werden, bevor sie ihr Ziel erreichen.
    Inzwischen werden die Führer der ABF erfahren, daß sie sich getäuscht haben, als sie den Versuch unternahmen, diese Regierung einzuschüchtern. Zu lange haben sie uns gespaltet und geschwächt und jenen Hilfe geboten, die diese Nation versklavt sehen wollen. Sie werden das nicht länger tun.
    Es kann für den Angriff heute nacht nur einen Ausdruck geben. Dieser Ausdruck lautet: Hochverrat.
    Demzufolge werde ich die Angreifer wie Hochverräter behandeln.«
     
    »Ich habe sie«, sagte McKinnis. Seine Stimme war von atmosphärischen Störungen überlagert. »Oder irgend etwas.«
    Reynolds brauchte die Information eigentlich nicht. Er verfügte selbst darüber. Er blickte kurz auf die Radarkarte hinunter. Sie befanden sich am Rand des Radarbildschirms, mehrere Meilen voraus, Kurs Osten in ungefähr 90000 Fuß Höhe. Hoch, und schnell unterwegs. Wieder ein Knistern, dann Bonetto, der Staffelführer.
    »Das scheinen sie zu sein. Ich habe neun. Holen wir sie uns.« Seine Maschine hob den Bug und stieg empor. Die anderen folgten in weit auseinandergezogener V-Formation. Neun LF 7 Vampir-Abfangjäger. Rot-weißblaue Flaggen auf schimmernd-schwarzem Metall, darunter silberne Zähne.
    Ein Jagdrudel, im Begriff, sich auf die Beute zu stürzen.
    Eine andere Stimme meldete sich über die offene Funkverbindung.
    »He, wer hat den richtigen Riecher gehabt? Die suchen ja überall. Wette, das bringt uns Beförderungen ein. Wir Glückspilze.«
    Das muß Dutton sein, dachte Reynolds. Ein draufgängerischer Junge, gierig. Vielleicht fühlte er sich vom Glück begünstigt. Reynolds nicht. Im Druckanzug schwitzte er plötzlich kalt.
    Alles hatte dagegen gesprochen. Der Junge hatte insoweit recht. Die Bomber waren LB 4-Maschinen, laserbewaffnete Ungeheuer mit enormen Geschwindigkeitsreserven. Sie hätten jede von einem Dutzend Routen wählen und trotzdem rechtzeitig über Washington sein können. Und sämtliche Flugzeuge und Radaranlagen im Land suchten sie.
    Was sprach also dafür, daß sie über dem nördlichen Nebraska auf Reynolds und seine Staffel stoßen würden, die ins Blaue hineinjagte?
    Es war zu schön, um wahr zu sein, wie sich herausstellte.
    »Sie sehen uns«, sagte Bonetto. »Sie steigen. Und beschleunigen. Macht euch auf die Socken.«
    Reynolds machte sich auf die Socken. Seine Vampir war die letzte eines Flügels der V-Formation und hielt ihren Platz. Hinter der Sauerstoffmaske glitten seine Augen ruhelos hin und her und beobachteten die Instrumente. Mach 1,3. Dann 1,4. Und höher.
    Sie holten auf. Stiegen hoch und holten auf.
    Die Radarkarte zeigte die Positionen der Zielobjekte. Und auf dem Infrarotschirm war voraus ein Fleck zu sehen. Aber durch den schmalen Sichtschlitz nichts. Nur kalter schwarzer Himmel und Sterne. Sie waren über den Wolken.
    Die blöden Kerle, dachte Reynolds. Sie stehlen den raffiniertesten Haufen Metall, der je gebaut worden ist, und können nicht damit

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