Liegen lernen
mein Gesicht in ihre Hände und öffnete ihren Mund etwas weiter. Ich machte meinen auch noch weiter auf. Ihre Zunge machte etwas mit meiner Zunge. Ich hatte Spucke in den Mundwinkeln. Dann waren ihre Zunge und ihre Lippen wieder weg und sie sagte: »Wir müssen weitermachen.«
Wir beugten uns wieder über das Konzeptpapier. Mir war immer noch sehr warm. Ich roch immer noch Apfelshampoo. Und etwas mehr Schweiß. Dann sagte Britta: »Es hat keinen Sinn.« Sie nahm mich an der Hand und führte mich zu der Matratze. Sie setzte sich, und ich setzte mich auch. Ich mußte mich hinlegen, und sie legte sich neben mich. Dann kamen wieder die Lippen, die Zunge und die Spucke. Ich machte auch etwas mit meiner Zunge. Dann knöpfte Britta mir das Hemd auf und streichelte meine Brust. Ich trug ein blaues Fischerhemd mit dünnen weißen Streifen und einem schmalen Börtchen. Sie machte mein Hemd immer weiter auf. Ich fuhr ihr mit der Hand über den Rücken. Sie zog mir das Hemd ganz aus dem Hosenbund, knöpfte es bis unten hin auf und schob die Seiten nach rechts und links. Jetzt fuhren ihre Fingerkuppen an meinen Seiten hoch und runter und ich bekam eine Gänsehaut. Dann ging ihre Hand tiefer. Sie faßte mich an, durch die Hose. Ich streichelte ihren Rücken, durch das T-Shirt. Sie drückte und rieb mich. Ich hörte auf, ihren Rücken zu streicheln. Dann ließ sie mich los und legte ihren Kopf auf meine Brust. Eine Zeitlang war es sehr still.
»Hat es dir gefallen?« fragte Britta.
»Ja«, sagte ich.
»Ich finde, wir sollten nicht zu weit gehen, beim ersten Mal.«
Ich sagte nichts.
»Außerdem habe ich meine Tage.« Ich sah auf die Bücher. »Du bist süß. Du wirst so schön rot.«
Ich hatte Durst.
»Mir ist kalt«, sagte sie. »Wärmst du mich?«
»Ja«, sagte ich.
Es war schon lange dunkel, als ich ging. Ich ging den ganzen Weg zu Fuß nach Hause. In meinem Kopf sang ich Dylan: Sara, oh Sara, loving you is the one thing I’ll never regret.
5
Am nächsten Morgen trank ich meinen Kaffee schwarz.
Ich hatte gewartet, bis mein Vater aus dem Haus war. Meine Mutter sagte nichts, obwohl ich erst nach Mitternacht nach Hause gekommen war. Ich aß ein Brot und ging zur Schule.
Mücke stand draußen und rauchte und spuckte auf den Bürgersteig. »Na, heute schon gewichst?« fragte er. Die übliche Begrüßung. Ich nahm seine Hand und sagte: »Ah, das erste Stück Scheiße, das ich heute in der Hand halte!«
»Was ist denn mit dir los?« fragte er und zog an seiner Kippe.
»Nichts«, sagte ich. »Aber ist dies nicht ein wunderbarer Tag?«
»Ein Scheißtag wie jeder andere auch. Bist du besoffen, oder was?«
Ich ließ ihn stehen und machte mich auf die Suche nach Britta. Ich wollte etwas mit ihrer Zunge machen. Ich konnte sie nirgends finden. Es klingelte. Wir gingen hinein. In der ersten großen Pause sah ich sie auf dem Schulhof stehen, zusammen mit einigen Mädchen aus ihrer Klasse.
Sie stand mit dem Rücken zu mir, als ich auf sie zuging. Sie sagte etwas, und die anderen lachten. Ich sah sie an, ihren Rükken, ihren Nacken, ihr Haar. Ich kam immer näher. Die anderen Mädchen sahen mich schon. Dann stand ich hinter ihr. Ich sagte hallo. Ihr Kopf flog herum. Sie sah mich. Ich lächelte. Sie sagte hallo. Und dann flog ihr Kopf wieder zurück, und sie setzte ihr stand noch ein paar Sekunden da, dann drehte ich mich um und ging.
Ich ging aufs Klo. Ich schloß mich in einer Kabine ein. Ein paar Kabinen weiter saß jemand und stöhnte. Es fing an zu stinken.
Ich saß nur so herum.
Dann wurde ein paar Kabinen weiter gespült. Die Tür ging auf, die Tür ging zu. Ich hörte den Wasserhahn und dann wie jemand Papierhandtücher aus dem großen weißen Spender zog, sich die Hände abtrocknete, die Tücher zusammenknüllte und wegwarf. Dann hörte ich, wie sich Schritte entfernten. Ich wartete, bis die Pause vorbei war, und ging in den Unterricht.
Nach dem Unterricht gingen Mücke und ich noch ein wenig durch die Stadt. Wir redeten nicht viel. Mücke erzählte nie etwas. Vor ein paar Jahren war sein Bruder verhaftet worden, weil er ein Auto gestohlen hatte. Das war nicht das erste Mal gewesen, aber dann hatten sie ihn erwischt. Er war ganz normal in eine Verkehrskontrolle geraten. Er hatte keine Papiere dabei und war außerdem betrunken. Mückes Vater hatte den Bruder windelweich geprügelt. Mücke sagte, sein Bruder habe geblutet und geheult. Dann habe er angefangen, sich zu wehren und den Vater windelweich geprügelt. Der
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