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Liegen lernen

Liegen lernen

Titel: Liegen lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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fünf Jahren ausgemustert und zu Putzlappen verarbeitet werden sollten. Mein Vater bedankte sich für dieses umsichtige und praktische Geschenk. Er selbst schenkte meiner Mutter eine künstliche Orchidee. »Die geht nicht so schnell ein«, sagte er.
    Ich schenkte meinen Eltern Weingläser mit ihren Namen drauf. Meine Eltern, vor allem meine Mutter, freuten sich sehr. Ich bekam zwei Geschenke, beide von meiner Mutter, da mein Vater sich aus diesen Dingen stets heraushielt. »Mama weiß besser, was du gebrauchen kannst«, sagte er. Sie überraschte mich mit einer gestreiften Krawatte und einer Flasche Rasierwasser. Es war die gleiche Sorte, die mein Vater benutzte.
    Meine Mutter holte eine Flasche Wein aus dem Schrank und goß uns ein. Wir stießen an, und dann sagte ich, ich müsse gleich noch mal weg.
    »Was hast du gesagt?« sagte mein Vater.
    »Ich sagte, ich muß noch mal weg.«
    »Du mußt noch mal weg?« fragte meine Mutter.
    »Was soll das heißen, du mußt?« wollte mein Vater wissen.
    »Naja, es gibt da noch so eine Weihnachtsfeier von ein paar Leuten von der Arbeitsgruppe, und da würde ich gerne noch hingehen.«
    »Heute?« fragte meine Mutter.
    »Am Heiligen Abend?« knurrte mein Vater.
    »Wir unterhalten uns doch gerade so schön!«
    »Darf ich?«
    »Schön, daß du überhaupt noch fragst!« sagte mein Vater.
    »Und?«
    »Du weißt, daß ich dich schlecht hier einsperren kann.«
    Um acht Uhr konnte ich gehen. Busse fuhren keine mehr, aber ich hatte Geld gespart, um mit dem Taxi fahren zu können. Ich ließ mich vor dem kleinen Wäldchen absetzen und ging durch die Dunkelheit zum Haus. Über der Tür brannte Licht. Ich klingelte, bekam aber keine Antwort und klingelte noch mal. Dann ging die Tür auf, und ein kleiner Junge in Latzhosen stand vor mir. In der Hand hatte er einen Schokoriegel. Sein Mund war ganz verschmiert. Ich sagte, ich wolle zur Britta, aber der kleine Junge in der Latzhose sagte nichts und tat nichts. Ich räusperte mich und sagte, ich sei Brittas Freund und sie habe mich eingeladen, und wo sie denn sei. Nichts. Dann tauchte eine Frau auf, die ein weißes T-Shirt und schwarze Jeans und weiße Turnschuhe trug. Sie hatte lange blonde Haare mit vielen Locken und Wellen.
    »Ja, äh, ich… Britta hat…«
    »Ach ja, sie hat ja gesagt, daß vielleicht noch ein Freund vorbeischauen wollte. Hallo, ich bin die Barbara.«
    Ich durfte reinkommen und meinen Mantel an der Garderobe aufhängen. Der Junge schloß hinter mir die Tür. »Hier entlang«, sagte Barbara. Sie führte mich in den hohen Raum mit den Skulpturen, die alle an die Seite geräumt worden waren. In der Mitte waren ein paar Sessel im Kreis aufgestellt. In einem offenen Kamin brannte und knackte Holz. Ich sah mich um. Jutta und Wilfried kannte ich schon, und außer ihnen waren da nur noch zwei Frauen und ein Mann, plus Barbara, und in der Ecke saßen zwei Kinder und spielten mit Bagger und Zug. Britta war nicht da. Jutta stand auf und kam auf mich zu. »Hallo!« rief sie, »das ist ja schön, daß du kommen konntest!«, und als sie bei mir angekommen war, gab sie mir einen Kuß auf die Wange. »Fröhliche Weihnachten!« sagte sie. Sie stellte mich den anderen Anwesenden vor. »Also, das ist Helmut, ein Freund von Britta, der ist auch politisch sehr engagiert an seiner Schule. Helmut, das sind Gaby und Dagmar, das ist Richard, und Barbara hast du ja schon kennengelernt«.
    Alle sagten »Hallo!« und »Fröhliche Weihnachten!«, also sagte auch ich »Hallo!« und »Fröhliche Weihnachten!« und gab jedem die Hand.
    »Britta ist gerade im Keller«, sagte Wilfried, »und holt… Ach, da ist sie ja.«
    Britta kam gerade durch eine Tür und hatte ein paar Flaschen unter dem Arm.
    »Hallo!« rief sie, und: »Fröhliche Weihnachten!« Sie lächelte, und ihre Wangen waren leicht gerötet. Sie küßte mich kurz auf den Mund. Sie schmeckte ein bißchen nach Alkohol. Sie trug ein blaues Kleid mit halblangen Ärmeln, eine schwarze Strumpfhose und Pumps. Sie hatte Lippenstift aufgelegt. Jutta wies mir einen freien Sessel zu, und ich setzte mich. Der Sessel war sehr tief und bequem.
    Britta hatte Champagner aus dem Keller geholt. Die Flaschen waren blumenverziert. Ich bekam ein Glas. Wir stießen alle an und sagten noch mal »Fröhliche Weihnachten«.
    Ich hatte ein Gespräch unterbrochen, das nun wieder aufgenommen wurde. Richard baute gerade ein Haus, und da sah er sich immer wieder vor diverse Probleme gestellt, die Wilfried mit dem Bauernhaus

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