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Liegen lernen

Liegen lernen

Titel: Liegen lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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alle schon hinter sich hatte. Richard war ziemlich lang, sein Haar war pechschwarz und fiel ihm bis auf die Schultern, außerdem trug er einen Vollbart und eine runde Brille. Ich sah mir die anderen an: Gaby trug einen rotkarierten Schottenrock, der an der Seite von einer riesigen Sicherheitsnadel zusammengehalten wurde, und an den Beinen ebenfalls schwarze Strumpfhosen, allerdings gröber als Brittas, und vollständig blickdicht, an den Füßen Schnürstiefel. Oben herum trug sie einen schwarzen Rollkragenpullover, der eng genug anlag, daß ich beschloß, noch einen Schluck Champagner zu nehmen. Ihre Nase war etwas groß, dafür standen aber ihre Augen etwas näher zusammen als sonst wohl üblich. Das brünette Haupthaar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden.
    Dagmar, die Frau daneben, trug einen roten Arbeitsoverall und darüber ein dunkles Jackett mit einer Rose im Knopfloch.
    Ihre Haare waren lang und glatt und in der Mitte gescheitelt. An den Füßen hatte sie alte Adidas-Turnschuhe, von denen die Streifen schon abgingen. Ich trank mein Glas aus. Barbara, die neben mir saß, schenkte mir nach und lächelte mich an.
    Wilfried trug ein Ringel-T-Shirt und Jeans. Jutta trug einen kurzen Rock, aber keine Strumpfhose. Ihre Schlappen, die sie im Haus immer trug, hatte sie abgestreift und die Knie ganz eng an sich herangezogen. Dadurch sah man ziemlich viel von ihren Beinen. Ich nahm noch einen Schluck.
    »Bist du auch in Brittas Gremium?« fragte Barbara mich.
    »Was? Ich? Äh… nein.«
    »Aber du engagierst dich anderweitig.«: »Ja, ich, ähm… bin in dieser Arbeitsgruppe.«
    »Arbeitsgruppe?«
    »Nicaragua. Sandinisten, Dritte-Welt-Kaffee, amerikanischer Imperialismus.«
    »Ah, ja, interessant.«
    Ich nahm noch einen Schluck Champagner.
    »Was hast du denn für Lieblingsfächer?«
    »Lieblingsfächer?«
    »Ja, du mußt doch Lieblingsfächer haben in der Schule.«
    »Ich weiß nicht.«
    »Was willst du denn nach dem Abitur machen?«
    »Nach dem Abitur?«
    »Ja.«
    »Keine Ahnung«, sagte ich, »wahrscheinlich studieren.«
    »Ach ja, und was?«
    »Keine Ahnung.«
    »Aber du weißt, daß du Abitur machen willst, oder?«
    »Ja«, sagte ich. »Was sonst.«
    »Und wie hast du Britta kennengelernt?«
    »In der Schule.«
    »Aha.«
    Britta unterhielt sich mit Gaby. In meinem Bauch prickelte der Champagner. Im Kopf spürte ich ihn auch schon. Ein paar Minuten sagte ich nichts, und Barbara sagte auch nichts. Dann nahm ich noch einen Schluck Champagner und fragte: »Und
    was machen Sie so?«
    »Du kannst ruhig du sagen.«
    »Und was machst du so?«
    »Ich bin Journalistin.«
    »Und was macht man da so?«
    »Du hast ja einen Schwips.«
    »Die Gerüchte über meinen Schwips sind übertrieben«, sagte ich. Barbara lachte.
    »Liest du gerne Oscar Wilde?«
    »Keine Ahnung.« Den Spruch hatte ich von Britta. Richard sagte gerade, er wolle gerne ein Haus haben, aber er wolle nicht so gerne bauen.
    »Du bist nicht sehr gesprächig«, sagte Barbara.
    »Ich?«
    »Du bist in Britta verliebt, nicht wahr?«
    Ich sah mich um. Das hatte niemand gehört.
    Dann stand Britta auf und sagte: »Helmut, wir machen jetzt Bescherung.« Und zu Barbara: »Ich muß ihn dir leider entführen.« Barbara sagte, das sei okay, und lächelte.
    Britta verabschiedete uns, nahm mich bei der Hand und führte mich die Treppen hinauf, am Zwieback vorbei in ihr Zimmer. In der anderen Hand hatte sie noch eine Flasche Champagner. In dem Zimmer brannten schon einige Kerzen. Britta nahm zwei Gläser aus dem Regal. »Hast du dich gut mit Barbara unterhalten?«
    »Sie ist sehr privat geworden.«
    »Naja, sie hält halt nichts von oberflächlicher Partyplauderei.«
    Britta ließ den Korken knallen, ohne daß der Schampus überlief, und goß mir das Glas voll.
    Wir stießen an.
    »Okay«, sagte sie dann, »es geht los.« Sie lüftete die Bettdekke auf der Matratze und holte ein ganz flaches Geschenk hervor. Es war in braunes Packpapier eingeschlagen, und obendrauf war ein grünes Herz, das aus dem gleichen Material bestand wie Christbaumkugeln. Ich machte das Papier ab. Es war eine Schallplatte. Keith Jarrett. »The Köln Concert«. »Toll«, sagte ich.
    Ich umarmte sie und küßte sie auf den Hals und dann auf die Wange und dann auf den Mund.
    Dann holte ich mein Geschenk aus der Hosentasche. Ich hatte die kleine Schatulle nicht mehr zusätzlich eingepackt.
    »Für mich?« fragte Britta. Sie klappte die Schatulle auf und sah den Ring und klappte die Schatulle wieder

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