Life - Richards, K: Life - Life
den du glücklich gemacht hast, und ich weiß nicht, ob du dich jemals selbst glücklich gemacht hast. Es gibt keinen Ort und keinen Menschen, der dir noch bleibt. Dir bleibt nur eins, tritt ab wie ein Gentleman.« Das war zwei oder drei Jahre bevor er sich schließlich umbrachte.
Ich habe ewig lange nicht herausgefunden, was zwischen Mick und Anita genau gelaufen ist. Aber ich hab’s gerochen. Vor allem wegen Mick. Er hat sich nichts anmerken lassen - und gerade daran hab ich es gemerkt. Anita kommt abends nach Hause und jammert über die Dreharbeiten und über Donald und blablabla. Aber ich kenne sie, und als sie ab und an abends nicht nach Hause kam, da bin ich auch raus und hab mich mit anderen Freundinnen getroffen.
Ich habe nie etwas von Anita verlangt. Wie auch, schließlich habe ich sie Brian ausgespannt. Du hast also Mick gehabt, okay, auf wen stehst du jetzt, auf mich oder ihn? Das ging damals zu wie in Peyton Place, dauernd von einer Frau zur nächsten … Oh, du musstest ihn einfach haben, okay. Was konnte ich erwarten? Dass bei
einer Frau wie Anita Pallenberg nie ein anderer auftaucht, der scharf auf sie ist? Es gab natürlich Gerüchte, und ich dachte, wenn sie was mit Mick anfängt, na dann, viel Glück, mein Junge. Das hält er nicht lange aus. Ich muss damit leben. Anita ist ein harter Knochen. Wahrscheinlich hat sie ihm fast das Genick gebrochen!
Ich bin nicht der eifersüchtige Typ. Ich wusste, mit wem sie früher was hatte, und dass sie beispielsweise mit Mario Schifano, dem erfolgreichen Maler, zusammen gewesen war. Und mit diesem Kunsthändler aus New York. Ich erwartete nicht, sie zügeln zu können. Doch die Geschichte riss eine tiefere Kluft zwischen mir und Mick als sonst irgendwas, und zwar mehr bei Mick als bei mir. Und das wahrscheinlich sogar für immer.
Gegenüber Mick machte ich nie die geringste Andeutung. Ich wartete einfach ab, wie sich alles entwickeln würde. Das war nicht das erste Mal, dass wir uns einen Wettbewerb um ein Mädchen lieferten. Wenn wir auf Tour waren, ging es manchmal nur um eine Nacht. Wer kriegt die jetzt? Wer ist der Tarzan? Wie zwei kämpfende Alphatiere. Ehrlich gesagt, das ist heute noch so. Und das ist wohl kaum eine gute Basis für eine echte Freundschaft, oder? Ich hätte Anita deswegen die Hölle heißmachen können, aber wozu? Wir waren schließlich zusammen. Ich war auf Tour. Inzwischen betrachtete ich die ganze Sache extrem zynisch. Ich hatte sie Brian abgejagt, also musste ich jetzt auch damit rechnen, dass Mick sie mir abjagte - und das unter der Regie von Donald Cammell. Ich bezweifle, dass es ohne Cammell dazu gekommen wäre.
Aber weißt du was, Mick, währenddessen habe ich Marianne gevögelt. Tja, du warst draußen und ich war drin. Tatsächlich musste ich mich ziemlich überstürzt verdrücken, als er nach Hause kam. Was soll’s, es war das einzige Mal. Es war heiß, und wir waren schweißnass. Wir lagen da und genossen das Nachglühen,
wie Mick es in »Let Me Down Slow« nennt, und mein Kopf kuschelte sich zwischen diese beiden herrlichen Titten. Da hören wir den Wagen in der Einfahrt, und plötzlich ist Tempo angesagt. Ich schnappe mir meine Schuhe und springe aus dem Fenster, renne durch den Garten und merke zu spät, dass ich meine Socken vergessen habe. Na ja, er ist nicht der Typ, der unterm Bett nach Socken sucht. Marianne und ich machen noch heute Witze darüber. Manchmal schickt sie mir Kärtchen: »Deine Socken hab ich noch immer nicht gefunden.«
Anita ist eine Zockerin. Aber Zocker tippen manchmal daneben. Ein Leben im Status quo war damals eine undenkbare Vorstellung für Anita. Alles musste immer im Fluss sein. Wir sind nicht verheiratet, wir sind frei, also was soll’s? Solange du mir sagst, was läuft, bist du frei. Jedenfalls hatte sie mit dem winzigen Pimmel keinen Spaß. Ich weiß, dass er zwei gigantische Eier hat, aber das macht den Spalt auch nicht voll, oder?
Mich überraschte es jedenfalls nicht wirklich. Ich hatte es sogar irgendwie erwartet. Das war auch der Grund, warum ich in Robert Frasers Wohnung saß und schrieb: »I feel the storm is threatening my very life today«. Für die Zeit der Dreharbeiten hatte er Anita und mir seine Wohnung vermietet, aber schließlich ist er doch nie ausgezogen, und wenn Anita zur Arbeit ging, blieb ich mit Strawberry Bob und Mohamed zurück, wahrscheinlich die Ersten, denen ich den Song vorspielte.
War, children, it’s just a shot away …
Es war ein durch und durch
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