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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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beschissener Tag. Tatsächlich fegte ein fürchterlicher Sturm durch London, ich saß in der Mount Street und verfiel in diesen Modus, in dem ich einfach nur dahockte, aus dem Fenster starrte und die durch den Regen rennenden Menschen
beobachtete, denen der Wind die Schirme aus den Händen riss. Und da kam mir die Idee. Manchmal hat man Glück. Ich hatte sowieso nichts Besseres zu tun. Klar, dass der Song im Kontext eine metaphorische Bedeutung bekommt, aber damals habe ich nicht gedacht: O Gott, da dreht jetzt meine Kleine mit Mick Jagger diese Badezimmerszene. Ich habe nur an die vom Sturm gebeutelten Leute gedacht, nicht an mich. Das fiel mir eben genau in diesem Augenblick ein. Erst später wurde mir klar, dass die Zeilen eine weitergehende Bedeutung hatten. »Threatening my very life today.« Klar, da steckte eine furchteinflößende Bedrohung drin. Und dann diese von Jimmy Reed inspirierten Akkorde - der gleiche Trick mit dem betörenden Sound, bei dem man das Griffbrett hinaufgleitet und die E-Note immer mitschwingt. Ich arbeite mich einfach über A-Dur, H-Dur bis nach, na, wo komme ich raus? Bei cis-Moll, okay. Eine eher ungewöhnliche Gitarrentonart. Man muss eben zusehen, was man daraus machen kann. Das ergibt sich oft - wie auch hier - rein zufällig.
     
    Etwa zu dieser Zeit sind Anita und ich in die Heroinsucht abgerutscht. Ein oder zwei Jahre lang haben wir es geschnupft, zusammen mit reinem Kokain. Speedballs. Ein herrlich bizarres Gesetz aus jener Zeit, aus den Anfängen des National Health Service, besagte, dass man sich als Junkie bei seinem Arzt registrieren lassen konnte, wodurch man auch beim Health Service offiziell als heroinabhängig registriert war. Man bekam dann kleine Pillen mit reinem Heroin plus ein kleines Röhrchen mit destilliertem Wasser, mit dem man sich den Stoff spritzen konnte. Und natürlich gab jeder Junkie die doppelte Menge von dem an, was er tatsächlich brauchte. Gleichzeitig erhielt man, ob man wollte oder nicht, die gleiche Menge an Kokain zugeteilt. Die Theorie lautete: Das Koks neutralisiert das Heroin und macht so aus den Junkies vielleicht
nützliche Mitglieder der Gesellschaft. Wenn sie nur Heroin nähmen, so die Begründung, dann würden sie bloß schlapp rumhängen und meditieren und lesen und dann scheißen und verrotten. Die Junkies hatten doppelt so viel Heroin, wie sie brauchten, also konnten sie die andere Hälfte und obendrein das ganze Kokain verkaufen. Ein herrlicher Schwindel! Als das Programm schließlich gestoppt wurde, bekam England wirklich ein ernsthaftes Drogenproblem. Die Junkies konnten es nicht verstehen. Wir wollen Downer! Und was geben die uns, reinste Upper! Mit dem Verkauf ihres Kokains konnten die Junkies ihre Miete zahlen. Nur sehr wenige waren an Koks interessiert, und wenn, dann behielten sie nur eine kleine Menge als Aufputschmittel. So kam ich an Kokain, reines May & Baker, direkt aus der Flasche. Vorne drauf stand »Pure Fluffy Crystals«.Auf dem Etikett! Und dazu das Giftsymbol, der Totenschädel mit den gekreuzten Knochen. Ein herrlich zweideutiges Etikett. So bin ich da hineingeschlittert, so hat alles angefangen - mit Spanish Tony und Robert Fraser. Sie hatten die Verbindungen zu den Junkies. Warum ich überhaupt noch hier bin, liegt sicher daran, dass wir wann immer möglich den echten Stoff, die beste Qualität genommen haben. Mit Kokain habe ich mich nur eingelassen, weil es der reine pharmazeutische Stoff war - WUMM! Der Stoff war rein, rein, rein. Man brauchte sich keine Gedanken zu machen, ob und womit er verschnitten war, und hatte nichts mit der Scheiße auf der Straße zu tun. Manchmal landete man aber doch in der Gosse - nämlich dann, wenn das Dope dich richtig im Würgegriff hatte. Mit Gram Parsons ging die Reise bis ganz nach unten. Mexikanischer Dreck. Aber im Wesentlichen hatte ich es bei meinem Einstieg in die Welt der Drogen nur mit der Crème de la Crème in Sachen Stoff zu tun. Jeder besorgte sich schließlich seinen eigenen Haus-Junkie. Steve und Penny waren unser registriertes Junkie-Pärchen. Sie lebten in
einer schäbigen Kellerwohnung in Kilburn. Wenn wir in London Stoff von ihnen kauften, war Spanish Tony der Mann, der den Kontakt herstellte. Nachdem wir ein paar Monate bei ihnen gekauft hatten, sagten sie: »Wir wollen hier raus. Wir möchten aufs Land.« Und ich sagte: »Ich hab ein Cottage.« Anita und ich brachten sie in dem Cottage gegenüber von Redlands unter. Ab da hieß es einmal die Woche: »Hey,

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