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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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Devil . Nichts wie raus hier! Es waren die letzten Bunkertage von Berlin. Ende. The End. Fin .
    An einem stürmischen Tag schrieb ich in Robert Frasers Wohnung in der Mount Street »Gimme Shelter«. Anita hatte Filmaufnahmen für Performance. Der Drehort war nicht weit weg, trotzdem blieb ich zu Hause. Ich weiß also nicht mit Bestimmtheit, was genau da passiert ist. Eine kleine Nebengeschichte war die, dass Spanish Tony versuchte, die Beretta zu klauen, die sie als Requisite benutzten. Ein anderer Grund, warum ich nicht zum Set ging, war der, dass ich den Regisseur nicht ausstehen konnte, Donald Cammell, ein verlogener Manipulator, der nur an einer Sache Gefallen fand: andere niederzumachen. Aus der Beziehung zwischen Anita und ihm wollte ich mich bewusst raushalten. Donald war ein dekadenter Sprössling der Schiffsbaufamilie Cammell, gut aussehend und mit messerscharfem, aber bösartigem Verstand. Als Maler hatte er in New York gelebt. Wenn er es mit anderen intelligenten und begabten Menschen zu tun bekam, lief er Amok - er wollte sie zerstören. Das destruktivste Arschloch, dem ich je begegnet bin. Er war herrschsüchtig, rücksichtslos und manipulierte mit großem Erfolg Frauen, von denen viele einen Narren an ihm fraßen. Manchmal verarschte er Mick wegen seines kentischen Dialekts, manchmal erwischte es mich, den Bauerntrampel aus Dartford. Ich finde es nicht weiter schlimm, wenn man hin und wieder ein bisschen über jemanden ablästert, das mache ich auch. Aber er war fast süchtig danach. Er musste jedem den Knüppel überziehen. Was auch immer man in Cammells Gegenwart tat, er zog es ins Lächerliche. Irgendwo in seinem Innern steckt ein ausgewachsener Minderwertigkeitskomplex.

    Als mir sein Name das erste Mal zu Ohren kam, pflegte er eine lockere Ménage-à-trois mit Deborah Dixon und Anita. Das war lange bevor Anita und ich zusammenkamen. Er war ein Arrangeur von Orgien und Dreiern, ein Zuhälter - was Anita wahrscheinlich anders gesehen haben dürfte.
    Eine der ersten Dissonanzen zwischen Anita und mir fiel in die Zeit der Performance -Dreharbeiten. Da Cammell vor Deborah Dixon mit Anita zusammen gewesen war, wollte er mich jetzt so richtig unter der Gürtellinie treffen. Ganz offensichtlich ergötzte er sich an der Vorstellung, einen Keil zwischen uns zu treiben. Dass Mick und Anita in dem Film ein Paar spielten, war ein abgekartetes Spiel. Das hab ich gerochen. Ich kannte Mouche - Michèle Breton, die Dritte in der Badezimmerszene. Ich wusste, dass sie gewöhnlich dafür bezahlt wurde, zusammen mit ihrem Freund ein Pärchen zu »mimen«. Anita erzählte mir, dass Michèle vor jedem Take eine Valiumspritze brauchte. Im Grunde war das, was Donald da inszenierte, eine drittklassige Pornoszene. Aber Performance hatte eine gute Story. Es sollte Donalds einziger Film von Belang werden - in erster Linie wegen des Kameramanns Nicolas Roeg und wegen der Schauspieler, darunter James Fox, den er in den Wahnsinn trieb. Der normalerweise mit einer superweichen Stimme gesegnete Fox konnte nicht mehr aufhören, privat und auf dem Set wie ein Gangster aus Bermondsley zu reden, bis er schließlich von den Navigatoren erlöst wurde, einer christlichen Sekte, der er die nächsten zwei Jahrzehnte seines Lebens widmete.
    Im Grunde interessierte sich Donald Cammell mehr für Manipulationen als fürs Regieführen. Intimer Verrat, da kriegte er einen Ständer, und den inszenierte er in Performance so ausschweifend er konnte. Er machte nur vier Filme, und drei davon endeten auf die gleiche Weise - der Hauptdarsteller wird erschossen oder erschießt jemanden, der ihm sehr nahesteht. Er war immer der stille
Beobachter. Michael Lindsay-Hogg, der in den Anfangstagen bei Ready Steady Go! und später bei The Rolling Stones Rock and Roll Circus Regie führte, erzählte mir, dass er Donald Cammell bei den Arbeiten zu Let It Be, dem Schwanengesang der Beatles, vom Dach des Apple-Hauses auf dem Dach eines Nachbargebäudes entdeckte. (In gewisser Weise war er wieder Zeuge eines Todes.) Cammells letzter Film sollte ein Reality-Video werden, bei dem er seinen eigenen Selbstmord filmte, sorgfältig vorbereitet, mehrere Minuten lang (wie die letzte Szene aus Performance ). Die ihm nahestehende Person war in diesem Fall seine Frau, die sich im Nebenzimmer aufhielt.
    Ich habe Cammell später noch einmal in L. A. getroffen und ihm Folgendes mitgeteilt: »Weißt du was, Donald, ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendeinen Menschen gibt,

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