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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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»Brown Sugar« voller Power in sein Instrument. Die Bombe schlug zur richtigen Zeit im Radio ein.
    In dieser Zeit versuchte ich mit Gram Parsons ein paarmal einen Entzug. Keiner von uns schaffte es. So oft, wie ich kalten Entzug gemacht hab, müsste ich längst erfroren sein. Eine Woche in der Hölle, das war schon fast normal für mich. Gehörte zu meinem Lebensstil. Dabei reicht ein Entzug fürs ganze Leben. Sollte er zumindest, wenn ich ehrlich bin. Aber ich fühlte mich absolut unverwundbar. Außerdem passte es mir nicht, wenn mir irgendwer sagen wollte, was ich meinem Körper zuführen durfte und was nicht.
    Ich hatte immer das Gefühl: Egal, wie high ich bin, ich kriege meinen Scheiß immer noch auf die Reihe. Ich bildete mir ein, ich könnte das Heroin kontrollieren. Ziemlich arrogant. Ich kann selbst entscheiden, ob ich es nehme oder nicht - ja, sicher. Man glaubt gar nicht, wie verführerisch das Zeug ist. Klar, eine Zeit lang kann man es wirklich selbst entscheiden, aber mit jedem Versuch, damit aufzuhören, wird es ein bisschen schwieriger. Und
man kann eben nicht einfach beschließen, wann der Zeitpunkt gekommen ist, endgültig aufzuhören. Anfangen ist leicht, aufhören schwer, und am schlimmsten ist es, wenn auf einmal irgendwer deine Tür eintritt und sagt: So, du kommst jetzt mit. In diese Lage willst du wirklich nicht geraten - du kapierst, dass du keine Wahl mehr hast, und es gibt nichts Schlimmeres, als ausgerechnet in dieser Situation von der Polizei eingesackt zu werden und den Totalentzug zu starten. Wenn man ein wenig drüber nachdenkt, kommt man von selbst drauf: Hey, es gibt genau eine Möglichkeit, so was zu vermeiden - lass es bleiben.
    Aber man lässt es nicht bleiben, aus tausend verschiedenen Gründen. Ich glaube, es hatte mit dem ständigen Touren zu tun. Man steht immer unter Strom und Adrenalin, da muss irgendein Gegengift her. Mit der Zeit gehörte das Heroin einfach dazu. Warum tut man sich so was an? Mir hat dieser übermäßige Ruhm nie besonders viel gegeben. Auf Drogen war es leichter, den Leuten entgegenzutreten, aber dazu hätte Alkohol auch getaugt. Das kann also nicht die ganze Wahrheit sein. Irgendwie bildete ich mir auch ein, solange ich Heroin nahm, wäre ich kein »Popstar«. Dieser Teil des Deals ging mir nämlich gehörig auf die Nerven - das endlose Blablabla. Schwer auszuhalten, auf Heroin schon ein bisschen leichter. Mick sonnte sich dafür in den Lobhudeleien der Fans, was fast aufs Gleiche rauslief. Beides ist eine Flucht vor der Realität. Mir war Heroin lieber. Zumal ich mit Anita zusammen war, die mir in Sachen Drogenkonsum in nichts nachstand. Ich glaube, wir wollten anfangs bloß ein bisschen experimentieren - nur mal gucken, wie es um die nächste Ecke so aussah, nur die Straße runter. Aber am Schluss erkundeten wir das komplette Viertel.
    Bill Burroughs verschaffte uns Apomorphin. Zum Paket gehörte auch Smitty, die unbarmherzige Krankenschwester aus Cornwall. Gram Parsons und ich hatten uns eine konsequente Aversionstherapie
ausgesucht, und Smitty liebte es, einem dabei zu helfen. »Es ist wieder so weit, Jungs!« Gram und ich lagen im Bett und schauten uns an: »Scheiße, da ist sie.« Unseren ersten Entzug mussten wir unmittelbar vor der Farewell-Tour 1971 machen. Gram war nach England gekommen, mit Gretchen, seiner Zukünftigen. Da empfahl uns Bill Burroughs dieses Monster von einer Frau - die könnte uns das Apomorphin verabreichen, von dem er ständig redete. Eigentlich war die Therapie ziemlicher Schwachsinn, aber Burroughs war ein großer Anhänger davon. Ich kannte ihn nicht besonders gut, wir unterhielten uns vor allem über Drogen: wie man wieder runterkommt, wie man gute Qualität ranschafft und so weiter. Smitty war seine Lieblingskrankenschwester. Eine echte Sadistin. Ihre Behandlungsmethode sah im Wesentlichen so aus: Sie rammt dir die Spritze rein und baut sich anschließend genüsslich vor dir auf. Da hältst du dich lieber an die Regeln. Keine Widerrede. »Beschwer dich nicht, Kleiner. Hast du dir selber eingebrockt. Was baust du auch für eine Scheiße.« Wie ließen die Therapie bei mir in Cheyne Walk über uns ergehen, Gram und ich in meinem Himmelbett. Der einzige Kerl, mit dem ich jemals in einem Bett geschlafen habe. Allerdings verursachte das Zeug so ein starkes Zucken, dass wir ständig aus dem Bett fielen. Daneben stand ein Kotzeimer, den wir nur dann rechtzeitig erreichten, wenn wir das Zucken für ein paar Sekunden

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