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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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unterdrücken konnten. »Hast du mal den Eimer, Gram?« Es gab nur einen Ausweg, und dafür mussten wir erst mal auf die Beine kommen: rübergehen und ein bisschen Klavier spielen, ein bisschen singen. Beziehungsweise so lange wie möglich, um die Zeit rumzubringen. Nein, diese Therapie kann ich wirklich nicht weiterempfehlen. Vielleicht hatte sich Bill Burroughs auch nur einen Scherz erlaubt; vielleicht hat er mir absichtlich zu der schlimmsten Behandlung geraten, die er im Angebot hatte.

     
    Obendrein funktionierte es nicht. Unendliche zweiundsiebzig Stunden lang scheißt und pisst du dir in die Hose, von den Zuckungen und Krämpfen ganz zu schweigen. Danach ist dein Körper wie leergefegt. Solange du auf Drogen bist, werden die ganzen anderen Endorphine in eine Art Ruhezustand versetzt. »Okay, wenn er uns nicht mehr braucht …« Erst nach zweiundsiebzig Stunden wachen sie auf und machen sich wieder an die Arbeit. Und trotzdem fängst du meistens sofort wieder an. Ich meine, nach so einer beschissenen Woche hast du es auch bitter nötig. Also, warum habe ich nach meinen Entzügen unzählige Male gleich wieder losgelegt? Weil so ein Entzug verdammt heftig ist.
    So richtig bekam sie mich nicht in den Griff, und trotzdem suchte die Obrigkeit Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger immer wieder mein Haus in Cheyne Walk heim. Wenn ich um drei Uhr nachts aus einem Club heimkam, musste ich damit rechnen, im nächsten Moment an meinen eigenen Türstock gepresst zu werden. Kaum hatte ich das Tor erreicht, sprangen diese Kerle aus den Büschen, die Knüppel in der Hand. Alles klar, ich weiß, wie’s läuft, und gehe vorsorglich in Stellung. »An die Wand, Keith.« Diese falsche Vertrautheit fand ich ziemlich nervig. Sie wollten mich betteln hören, aber ohne mich, Kumpel, ich kenne eure Masche. »Oh, wow, die schnelle Eingreiftruppe!« - »Nicht ganz so schnell wie du, Keith. Sind ja nicht auf Speed.« Und so weiter. Einen Durchsuchungsbefehl hatten sie natürlich nicht. Die wollten nur ihr Spielchen spielen.
    »Diesmal kriegen wir dich. Jetzt bist du plötzlich ganz klein, was?« Wie sie sich freuten, wenn sie glaubten, diesmal hätten sie mich. »Oh, was haben wir denn da, Keith?« - während ich genau wusste, dass ich nichts dabeihatte. Um dem großen Rock’n’Roll-Star das Fürchten zu lehren, zogen sie die richtig harte Nummer durch. Aber da hätten sie schon früher aufstehen müssen. Schauen
wir doch mal, wie weit ihr gehen wollt! Die Beamten marschierten durch mein Haus, beäugten irgendwelche Zettel und fragten sich, was wohl passieren würde, wenn die Zeitungen mitkriegten, dass sie mich schon wieder hochgenommen hatten. Woher sollten die wissen, ob ihr Detective Constable Constable nicht ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen war, in seinem erbitterten Feldzug gegen die Plage der Junkie-Gitarristen?
    Ganz schön lästig, wenn jeden Morgen diese Schmeißfliegen um deine Tür schwirren, diese Bobbys. Du wachst auf und sagst dir, toll, ich bin ein Krimineller. Irgendwann denkst du auch wie einer. Es ist ein Unterschied, ob du dir beim Aufstehen sagst: Mensch, was für ein schöner Tag, oder ob du sofort durch die Gardine spähst, um zu überprüfen, ob die unauffälligen Autos aus deiner Straße verschwunden sind. Ich war schon dankbar, wenn ich mal ohne nächtlichen Besuch durchschlafen konnte. Das brachte mich völlig aus dem Konzept. Nein, wir hatten es nicht auf die Tugend der Nation abgesehen, aber die Gegenseite war nicht von dieser Vorstellung abzubringen. Bis sie uns endgültig in ihren Krieg verwickelt hatte.
     
    Als die listigen Machenschaften des Allen Klein ans Licht kamen und uns klarwurde, dass wir die Verbindung zu ihm kappen mussten, stellte Chrissie Gibbs den Kontakt zwischen Mick und Rupert Loewenstein her. Rupert war Handelsbankier, ein aufrechter, vertrauenswürdiger Typ. Ich lernte ihn erst ein Jahr später kennen, kam aber gleich gut mit ihm klar. Er hatte läuten hören, dass ich viel las, und so schickte er mir ein Buch. Mit der Zeit entwickelte sich daraus eine ganze Bibliothek, gestiftet von Rupert Loewenstein.
    Rupert war kein großer Rock’n’Roll-Fan. »Richtige« Komponisten wie Mozart kamen seiner Meinung nach nicht ohne Stift und Papier aus. Mick Jaggers Namen hörte er zum allerersten Mal von
Chrissie Gibbs. Zusammen reichten wir sieben Klagen gegen Allen Klein ein, verteilt über siebzehn Jahre. Es wurde zu einem richtigen Affentheater: Beide Parteien standen im

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