Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
Vom Netzwerk:
herfallen.
    Älterer Fan:
    Die sind doch alle zu jung, die wissen doch gar nichts. Wir können uns noch alle erinnern.
    KR:
    Tja, ich bin immer noch dabei. Ich weiß ja nicht, was für Leute ihr euch jetzt so anhört, aber ohne mich gäb’s die alle nicht. Heute Nacht werde ich von dem Haus hier träumen.
    Fan:
    Haben Sie sich das damals so vorgestellt in Ihrem kleinen Zimmer da oben, dass das alles so kommt?
    KR:
    Klar hab ich mir das vorgestellt. Ich hab nur nicht gedacht, dass es auch wahr wird.
    Irgendwas an den Mädchen war typisch Dartford. Sie waren entspannt, sie hielten zusammen. Fast wie Mädchen vom Dorf - in dem Sinn, dass sie Teil einer kleinen Gemeinde waren. Immer noch strahlten sie ein Gefühl von Nähe und Wärme aus. In den Chastilian-Road-Zeiten hatte ich ein paar Freundinnen, wenn auch rein platonisch. Ich werde nie die eine vergessen, die mir einen Kuss gegeben hat. Wir waren circa sechs oder sieben Jahre alt. »But keep it dark«. ( Aber sag keinem was! ) Den Song habe ich noch nicht geschrieben. Mädchen sind einem immer meilenweit voraus. Keep it dark! Das war die erste Freundin-Geschichte, aber Mädchen als gute Kumpels hatte ich in meiner Kindheit viele. Meine Cousine Kay und ich waren ein paar Jahre lang gute Freunde gewesen.
    Jetzt fuhren Patti, Angela und ich am Heather Drive vorbei, nicht weit entfernt von der Heide. Heather Drive war eine vornehme Gegend. Hier wohnte Deborah. Mit elf oder zwölf war ich total besessen von ihr. Ich stand immer unten auf der Straße und spähte zu ihrem Fenster hoch, wie ein Dieb in der Nacht.
    Die Heide war mit dem Fahrrad fünf Minuten entfernt. Dartford war nicht groß, aus der Stadt und aus dem Sinn, nach ein paar Minuten tauchte man in Gestrüpp und Wald ein, wie in einen mittelalterlichen Hain. Dort konnten wir unser Können auf dem Rad erproben. Die »Glory Bumps«. Wir schossen unter den niedrigen Bäumen über die Hügel und tiefen Krater, bis es uns hinhaute. Glory Bumps, was für ein fantastischer Name. Ich habe viele Buckel getestet seitdem, aber nie mehr so große. Wir haben uns oft das ganze Wochenende da herumgetrieben.

    Wenn man sich in jenen Tagen in Dartford nach Westen wandte, und vielleicht ist das heute noch so, sah man die Stadt, London. Aber wenn man nach Osten und Süden blickte, hatte man nur weites Land vor sich. Man war sich bewusst, dass man sich am äußersten Rand befand. Dartford war damals Peripherie, Vorstadt. Es hatte und hat auch heute noch seinen eigenen Charakter. Es fühlte sich nicht an wie ein Teil von London. Man fühlte sich nicht als Londoner. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass in meiner Kindheit die Leute in Dartford irgendeine Art von Lokalstolz besaßen. Es war ein Ort, von dem man wegwollte.
    Ich hatte also keine Heimatgefühle, als ich mit Patti und Angela zu Besuch war, mit einer Ausnahme - beim Geruch der Heide. Er rief mehr Erinnerungen in mir wach als alles andere. In Sussex, wo ich lebe, liebe ich die Luft über alles, aber den einzigartigen Dartford-Heath-Geruch, eine Mischung aus Ginster und Heidekraut, gibt es sonst nirgends. Die Glory Bumps habe ich nicht mehr gefunden. Entweder waren sie überwuchert, oder sie waren nicht so groß, wie ich sie in Erinnerung hatte, aber beim Spaziergang durch das Farngestrüpp fühlte ich mich doch zurückversetzt.
    Das London meiner Kindheit bestand für mich aus Pferdescheiße und Kohlenrauch. In den ersten fünf oder sechs Jahren nach dem Krieg gab es mehr Pferdefuhrwerke in London als nach dem Ersten Weltkrieg. Diese beißende Duftmischung vermisse ich wirklich. Es war wie eine Art Bett, in das man sich schmiegte, sensorisch gesprochen. Vielleicht sollte ich diesen Duft vermarkten, für die älteren Semester. Wisst ihr noch? Dieser Mief!
    London hat sich für mich nicht sehr verändert - abgesehen von dem Geruch und der Tatsache, dass man jetzt die Pracht mancher Gebäude auch wirklich sehen kann, die des Natural History Museum zum Beispiel, ganz ohne Ruß auf den blauen Fliesen. Kein Vergleich zu damals. Und noch etwas war anders: In früheren Zeiten
hatte man die Straße für sich. Auf Fotos von der Chichester Street aus dem vergangenen Jahrhundert sieht man nur ballspielende Jungs und das eine oder andere Pferdegespann. Wenn ein Fuhrwerk die Straße runterkam, dann trat man einfach kurz zur Seite.
    In meiner Kindheit herrschte im Winter fast immer dichter Nebel. Wenn man zwei oder drei Meilen nach Hause zu gehen hatte, dann wiesen einem die Hunde

Weitere Kostenlose Bücher