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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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aus der Ecke des riesigen Studios, und wir verteilten die Instrumente. Spector schnappte sich Bill Wymans Bass, Nitzsche stellte sich vor das Cembalo. So wurde die B-Seite »Play with Fire« eingespielt, mit den halbierten Stones und einer einzigartigen Ersatztruppe.
    Auf unserer zweiten Tour nahm uns Sonny Bono in L. A. in Empfang. Er musste uns mit dem Auto vom Flughafen abholen, weil er zu der Zeit als Promoter für Phil Spector arbeitete. Ein Jahr darauf wurden Sonny and Cher von Ahmet Ertegun im Dorchester der Weltöffentlichkeit präsentiert. Aber das war später. Damals in L. A. suchten wir gerade nach einem Studio, und Sonny stellte den Kontakt zu Jack Nitzsche her und schlug sofort das RCA vor. Wir fuhren mehr oder weniger direkt dorthin. Eben noch auf einer dreitägigen Irland-Tour, tauchten wir plötzlich in diese Champagnerwelt ein - ein geradezu surrealer Kontrast. Jack ging im
Studio ständig ein und aus, vor allem um eine Auszeit von Phil Spector und seinem enorm arbeitsintensiven Konzept des »Wall of Sound« zu nehmen. Nicht Phil, sondern Jack war das eigentliche Genie. Phil schlüpfte nur in Jacks Rolle, in die Rolle des Exzentrikers, und saugte ihn bis aufs Letzte aus. Jack Nitzsche war der fast schon geräuschlose Arrangeur und Musiker im Hintergrund, der Mann, der die verschiedenen Begabungen zusammenkleisterte. Aus unerfindlichen Gründen wurde er nicht mal bezahlt; vielleicht, weil er das Ganze nur aus Spaß an der Freude tat. Für uns war er in dieser Phase unglaublich wichtig. Bei unseren Sessions entspannte er sich und steuerte ab und zu ein paar Ideen bei. Wenn er Lust hatte, machte er auch mal mit. Auf »Let’s Spend the Night Together« ist er zu hören, da er meinen Klavierpart übernahm, während ich Bass spielte - nur ein Beispiel für Jacks Mitwirken. Ich habe diesen Mann geliebt.
     
    Ende 1964. Irgendwie hatten wir immer noch kein Geld. Unser Debütalbum The Rolling Stones stand an der Spitze der Charts, es hatte sich stolze 100 000 Mal verkauft, mehr als das Debüt der Beatles. Aber wo war unser Anteil? Tatsächlich waren wir schon zufrieden, wenn wir ohne Verlust aus der Sache rauskamen. Gleichzeitig war uns klar, dass wir einen riesigen Markt geschaffen hatten, der uns bislang überhaupt nichts einbrachte. Von den Verkäufen in England sah man kein Geld, bis die Platte ein Jahr draußen war, bei Verkäufen im Ausland dauerte es sogar achtzehn Monate. So lief das damals. Mit Tourneen durch die USA war sowieso kein Geld zu verdienen. Alle pennten bei irgendeinem Kollegen, Oldham beispielsweise auf Phil Spectors Couch. Die T.A.M.I.-Show Ende 1964 zogen wir nur durch, um unsere Heimreise aus Amerika zu finanzieren. Wir traten nach James Brown auf, und am Schluss erhielten wir 25 000 Dollar.
Genau wie Gerry & the Pacemakers, genau wie Billy J. Kramer and the Dakotas. Ganz schön viel, was?
    Die erste richtige Kohle bekam ich für »As Tears Go By«. Den Moment werde ich nie vergessen. Ich starrte die Scheine an. Ich zählte sie. Und starrte sie wieder an. Ich befühlte sie, betatschte sie. Und ich stellte nichts damit an. Nichts. Ich packte sie weg und sagte mir, Mensch, hab ich viel Geld! Verdammt! Ich verspürte gar keine große Lust, mir irgendwas zu kaufen oder es sonst wie auf den Kopf zu hauen. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich Geld! Vielleicht würde ich mir ein neues Hemd leisten oder ein paar Gitarrensaiten. Aber vor allem dachte ich mir: »Scheiße, das ist unfassbar!« Überall das Gesicht der Queen, die Unterschrift stimmte auch. So einen großen Batzen hatte ich noch nie in der Hand gehabt, das war mehr, als mein Dad mit einem Jahr Knochenarbeit und Arschaufreißen verdiente. Was man damit anstellen sollte, war natürlich eine ganz andere Frage, denn die nächsten Gigs standen an, die Arbeit wartete. Aber ich muss schon sagen, dieses Gefühl, die ersten paar Hundert frischen Scheine in der Hand zu halten, war nicht unangenehm. Es dauerte eine Weile, bis ich was damit anfangen konnte. Aber damals sagte ich mir zum ersten Mal, du bist der Welt einen Schritt voraus. Bloß ein paar Songs schreiben, und schon drücken sie dir einen Haufen Kohle in die Hand.
    Aber es gab auch Rückschläge. Zum Beispiel die Tatsache, dass uns Robert Stigwood nicht bezahlte, nachdem wir mit einem seiner Acts getourt waren. Hätten wir unsere Hausaufgaben gemacht, hätten wir gewusst, dass das seine übliche Masche war. Stigwood schob die Zahlungen immer weiter raus, und schließlich

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