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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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wurde von P. J. Probys Sidekick Bobby Jameson aufgenommen, mein »Surprise, Surprise« von Lulu. Wir setzten Cliff Richards Hitserie ein Ende, als er unser »Blue Turns to Grey« einspielte; eine seiner wenigen Platten, die es nicht in die Top Ten, sondern nur in die Top Thirty schaffte. Ähnlich bei den Searchers, die mit »Take It or Leave It« untergingen. Mit unseren Songs sabotierten wir die Konkurrenz und wurden auch noch dafür bezahlt. Bei Marianne Faithfull lief es andersrum, sie wurde mit »As Tears Go By« zum Star. Andrew Oldham hatte unseren Titel, »As Time Goes By« aus Casablanca , um ein Wort abgewandelt. Wir hatten den Song auf der zwölfsaitigen Gitarre geschrieben, hielten ihn aber für erbärmlichen Dreck. Doch als wir ihn Andrew vorspielten, rief er sofort: »Das ist ein Hit!« Und tatsächlich, wir verkauften das Zeug und verdienten Geld damit. Mick und ich dachten uns nur: Das ist mal leicht verdientes Geld.
    Mittlerweile war uns aber bewusst, was unsere eigentliche Aufgabe war: Material für die Stones zu schreiben. Erst nach acht, neun Monaten brachten wir »The Last Time« zustande, den ersten Song, mit dem wir uns zu den Jungs trauten. Damit würden sie uns vielleicht nicht auf der Stelle rausschmeißen. Bei »As Tears Go By« hätten die Stones gesagt: »Haut ab und kommt nie wieder!« Dabei gaben wir uns wirklich Mühe, Mick und ich. Aber uns fielen immer nur diese Balladen ein, die kein bisschen zu unserem Stil passten. Doch dann schrieben wir »The Last Time« ein. Wir blickten uns an und wussten, damit probieren wir’s. In dem
Song ist das erste markante Riff, die erste richtige Stones-Gitarrenfigur zu hören. Der Refrain stammt aus »This May Be the Last Time« von den Staple Singers - das war der Hook, darauf konnten wir aufbauen. Jetzt brauchten wir nur noch die Strophe, und die war dann typisch Stones. Vielleicht hätten wir das früher gar nicht schreiben können. Schließlich geht es darum, auf Tour zu gehen und sein Mädchen abzuservieren. »You don’t try very hard to please me« - mit der üblichen Ode an das unerreichbare Objekt der Begierde hatte das nichts mehr zu tun. In diesem Moment passte auf einmal alles zusammen. Endlich konnten wir Brian und Charlie, und vor allem dem großen Schiedsrichter Ian Stewart, eines unserer Werke präsentieren. Dieser Song gab uns gewissermaßen ein Gesicht und schaffte es in Großbritannien auf Nummer eins.
    Andrew hat mein Leben durch ein unglaubliches Geschenk bereichert. Songwriting? Daran hatte ich nie gedacht. Er hat mich dazu gebracht, das Handwerk zu erlernen, und sofort wurde mir klar, hey, ich kann das. Ganz langsam öffnete sich die Tür zu einer anderen Welt, in der du nicht mehr bloß dein Instrument spielst, nicht mehr bloß irgendwen anders spielst. Plötzlich ging es nicht mehr um den Ausdruck anderer Leute. Ich konnte mich selbst ausdrücken, meine eigene Musik schreiben. Eine Erkenntnis wie ein Blitzschlag.
    »The Last Time« wurde während einiger magischer Sessions in den RCA-Studios in Hollywood eingespielt. Über zwei Jahre, zwischen Juni 1964 und August 1966, nahmen wir immer mal wieder dort auf. Heraus kam das Album Aftermath , das ausschließlich aus unserer Feder stammte; aus der Feder der Glimmer Twins, wie wir uns später nannten. Eine Zeit, in der wir mitsamt Songwriting, Studioaufnahmen und Konzerten in eine neue Liga aufstiegen. Und die Zeit, in der Brian langsam aus der Spur geriet.

    Wir arbeiteten, arbeiteten, arbeiteten. Es war hart. Warst du von der Bühne runter, war der Gig noch lange nicht gelaufen. Wir mussten ins Hotel und an den neuen Songs feilen. Dann war die Tournee zu Ende, und wir hatten vier Tage, maximal eine Woche, um das nächste Album einzuspielen. Für jeden Track brauchten wir dreißig bis vierzig Minuten. Weil wir eben noch aufgetreten waren, ging es gut von der Hand. Wir hatten zehn, vielleicht fünfzehn Songs zu bewältigen, kein Problem für eine gut geölte Band. Der Druck war kontinuierlich hoch, was wahrscheinlich gar nicht schlecht für uns war. Im Januar 1965, als wir »The Last Time« aufnahmen, kamen wir direkt von einer Tournee. Alle waren kaputt, wir wollten nur schnell die Single aufnehmen. Als der Song fertig war, konnten sich bloß noch Mick und ich auf den Beinen halten. Aber Phil Spector war da, weil Andrew ihn gebeten hatte, sich den Song anzuhören, und Jack Nitzsche war ebenfalls anwesend. Der Hausmeister hatte schon mit dem Putzen angefangen, leise Kehrgeräusche

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