LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)
ihm wurde bewusst, dass sie damit seinen gesamten Körper wie mit Schmirgelpapier aufschürfen konnte.
»Ja, so bin ich«, flüsterte Ligeia ihm ins Ohr. »Und genauso wird auch dein Kind sein. Und auch du kannst so werden. Dafür musst du mich lediglich heute Nacht nach Hause begleiten.«
Der kalte Schweiß auf Evans Haut und der Schauer, der ihn überkam, hatte nichts mit der Zimmertemperatur zu tun. Er hatte Bill wegen seiner fantastischen Geschichten ausgelacht, obwohl sie durchaus schlüssig wirkten. Nicht darüber nachdenken wollen, dass sein Freund mit seinen Befürchtungen richtig liegen mochte, obwohl selbst sein Zynismus den wahren Kern in Bills Argumenten nicht leugnen konnte. Nun allerdings …
Er wälzte sich von ihr weg. Ihre Fischbeine fühlten sich sonderbar an und diese Berührung mochte er ganz und gar nicht.
»So hast du vorher aber nicht ausgesehen«, jammerte er.
»Ich habe es lediglich vor dir verborgen«, hauchte sie, und ihre Stimme verklang in einem Summen. Sie raunte ihm leise Töne voll Verlangen entgegen, und Evan merkte, wie seine Abscheu augenblicklich schwand. Gleichzeitig erstrahlte ihr Gesicht weitaus voller und erotischer, ihre Brüste wirkten mit einem Mal wieder deutlich üppiger und ihre Beine … glänzten hell wie das Mondlicht. Eine samtige Weiblichkeit, die danach verlangte, verwöhnt zu werden, Zentimeter um Zentimeter bis hin zu …
Evan blinzelte und rief: »Was machst du da mit mir?«
Er schüttelte den Kopf. Ligeia hörte auf zu singen. Ihre Stimme klang unvermittelt hart. »Ich kann alles sein, was du dir wünschst. Was immer du brauchst. Aber du musst Ja sagen. Du musst zustimmen, dass du mir gehören willst. Ich kann dich auf ewig glücklich machen, das verspreche ich dir.«
»Ich habe bereits eine Frau«, protestierte er. »Und ich möchte alles tun, um sie glücklich zu sehen.« Abermals schüttelte er den Kopf und ihre Beine sahen erneut fremdartig aus; silbrig geschuppte Nylons unter einem bleichen Rumpf, der geschrumpft zu sein schien, als betrachte Evan die üppige Frau, die ihn gerade eben noch bestiegen hatte, durch die beschlagene Kameralinse eines weich gezeichneten Pornos. »Sie wird bald nach Hause kommen.« Diese Erkenntnis versetzte ihm einen eiskalten Stich in den Eingeweiden. »Du musst gehen.«
»Sie wird nicht mehr nach Hause kommen«, sagte Ligeia. Sie blickte ihm fest in die Augen. Die goldenen Flecken in den braunen Tiefen kamen ihm mit einem Mal wie bei einem Fisch vor. Und kalt. »Ich bin jetzt deine Frau. Ich werde dir das Kind ersetzen, das du verloren hast. Vielleicht wird es sogar ein Sohn.«
»Nein, du kannst Josh nicht ersetzen«, rief Evan aus und befreite sich aus der feuchten Nässe des Bettes. Plötzlich merkte er, dass es penetrant nach Fisch stank. Er spürte, wie sein Glied zusammenschrumpelte, als mit dem Geruch auch die Erkenntnis, mit wem er gerade geschlafen hatte, in sein Bewusstsein dämmerte. Mit einer Frau, die kein Mensch war. Mit einer Kreatur aus dem Meer. Einem Wesen, das seine Gestalt verändern konnte. Etwas Verlogenem.
»Du bist nicht meine Frau«, rief er mit fester Stimme aus.
»Die Frau, die hier gewohnt hat, wird nie mehr zurückkehren«, entgegnete Ligeia und schob sich auf der von Evan abgewandten Seite aus dem Bett. Sie trat an den Rand des gedämpften Lichtkegels, den die Nachttischlampe warf. Ihre Schuppen schimmerten unheimlich, als sie um das Fußende der Matratze herumging, um sich ihm erneut zu nähern. Sie schien kleiner, als er sie in Erinnerung hatte, drahtiger. Wesentlich knochiger und … irgendwie … kälter, auf unanständige Art grausam.
Die Bedeutung ihrer Worte wurde ihm bewusst. »Wie meinst du das?«, wollte er wissen. Sein Herz krampfte sich zusammen, als er an den nassen Fleck in seinem Bett dachte. An den nassen Fleck, der bereits dagewesen war, bevor Ligeia sich zu ihm legte. »Was hast du mit Sarah angestellt?«
Ligeia streckte die Arme nach ihm aus und lächelte ihn an, ein weißes Aufblitzen in dem düsteren Zimmer. Ihre Zähne wirkten scharf. Ihm war, als grinse ihm ein Haifisch aus den Schatten entgegen. »Komm her, mein Schatz«, flüsterte sie. »Ich werde für dich singen und alles wird gut, für immer und ewig.«
Damit schwoll ihr betörender Singsang zum herzzerreißenden Crescendo eines Liebeslieds an. Schon bei den ersten Tönen merkte er, wie ihn eine unnatürliche Trägheit überkam, diesmal allerdings war er mental darauf vorbereitet.
»Oh nein!«, brüllte
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