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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Everson
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er und sprintete los in Richtung der Schlafzimmertür. »Nein nein nein nein nein!«, versuchte er, den Ruf der Sirene von seinen Ohren fernzuhalten. Ungeschickt hantierte er an der Verriegelung der gläsernen Schiebetür in der Küche herum, während ihr Lied ihn verfolgte. Er schien zu wanken, seine Knie fühlten sich butterweich an. Er hielt sich an der Tür fest, stieß sie auf und stürzte entschlossen in den Garten hinaus. Es war ihm völlig egal, dass er nackt war. In der Absicht, durch den Garten der Bentons zu spurten, um auf die dahinter gelegene Straße zu gelangen, hielt er auf den Komposthaufen zu.
    Er stolperte ein paar Schritte nach vorne, schaffte es jedoch nicht bis zu der Stelle, an der er Dutzende Möwen beerdigt hatte. Stattdessen krachte etwas Hartes gegen seinen Hinterkopf und er ging zu Boden. Flüchtig nahm er einen weißen Stein wahr, zwei im Mondschein gelb glimmende Augen und grinsende Haifischzähne, ehe die Dunkelheit ihn übermannte und er das Bewusstsein verlor, als sich ein wütendes Lied wie eine unsichtbare Schlinge um seinen Hals legte. Für einen Sekundenbruchteil sah er Sarah vor sich, sie überlagerte die raubtierhaften Umrisse von Ligeias Gesicht. Aus tiefstem Herzen schrie er auf und mühte sich ab, um der Sirene noch einmal die Frage zu stellen: »Was hast du mit ihr gemacht?«
    Doch es gelang ihm nicht, die Lippen zu öffnen, ehe die Nacht ihn mit ihrer Schwärze umfing.

33
    Sie schwamm durch einen tiefblauen Ozean. Um das Atmen machte sie sich keinen Gedanken. Das schien ihr nicht nötig zu sein. Dennoch haftete Vickys Bewegungen eine gewisse Dringlichkeit an. Mit den Füßen trat sie Wasser, so fest sie konnte, gleichzeitig arbeitete sie sich mit den Händen voran. Sie musste herausfinden, wo dieses Wesen hauste. Es war wichtig, dass sie dorthin gelangte, bevor es merkte, dass sie sich in der Nähe aufhielt. Im trüben Türkis der Meerestiefe gerieten allmählich die dunklen Planken des alten Schiffswracks in Sicht. Hier war es, das spürte sie genau. Sie sah sich um, aber da war lediglich das leichte Wogen der Wellen, das ihre Füße im Wasser verursachten. Vicky intensivierte den Beinschlag und schwamm auf das alte Wrack zu. Evan brauchte sie.
    Die Jahre hatten dem Holz des Decks zugesetzt. Es war dunkelgrün, wo Algen daran festklammerten. Seetang zitterte im Wellengang wie bei einer Luftspiegelung. Auf der Suche nach einem Weg ins Innere schwamm Vicky an dem alten Steuerrad vorbei. Unter sich erspähte sie ein dunkles Rechteck in den verrotteten Planken und ihre Augen begannen zu glänzen. Vielleicht war es das. Sie machte kehrt und hielt darauf zu. Doch im selben Augenblick, als sie die in die Tiefen des Schiffes hineinragende Öffnung erreichte, wurde sie von einem regelrechten Aufruhr zurückgedrängt. Hunderte silbriger Schemen ergossen sich aus der Düsternis des Schiffsbauchs und schossen an ihr vorbei. Vicky ruderte hektisch mit den Armen, bemüht, ihre Position zu behaupten und den über 30 Zentimeter langen Torpedos auszuweichen, die aus dem verborgenen Herzen des alten Wracks herausglitten.
    Dann war der aufgescheuchte Schwarm auch schon an ihr vorbeigezogen, und Vicky hielt erneut auf die Öffnung zu. Vorsichtig steckte sie ihre Nase hinein und griff an die modrigen Holzkanten, um sich daran nach unten zu ziehen.
    In diesem Moment packte sie etwas an den Haaren.
    Und zerrte daran.
    Fest.
    Blasen quollen aus Vickys Mund. Sie wandte sich um und fand sich mit den glühenden Augen einer fremden Frau konfrontiert – einer Frau, die anstelle von Ohren Flossen besaß und eine bedrohlich wirkende Kauleiste anstelle normaler Zähne. Einer Frau, die ihr die Hände auf die Schultern legte und sie brutal an sich heranzog.
    Dabei hatte Vicky keineswegs das Gefühl, die Fremde wolle sie zur Begrüßung umarmen. Der Mund der Kreatur öffnete sich, klaffte auf wie eine Falltür, weiter, als menschliche Kiefer es zuließen. Schlangenhafte Fangzähne schimmerten in dem trüben Licht und drohten, sich in Vickys Schulter zu graben.
    Doch die Psychiaterin trat mit den Füßen aus und erwischte die Kreatur am Kinn. »Ha!«, lachte sie, während sie im Wasser eine schnelle Pirouette drehte. Nimm das! Sie trat und versuchte, mit kräftigen Zügen die Oberfläche zu erreichen.
    Aber sie kam nicht weit. Sie verspürte einen stechenden Schmerz in den Rippen und merkte, dass ihre Flucht jäh gestoppt wurde, als die Sirene ihren kalten Leib wie eine bleierne Decke um sie herumwand und

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