LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)
Schiff in diesem Augenblick erneut auf die Seite. Diesmal war der Laderaum erfüllt vom Kreischen und Quietschen über den Boden schlitternder Kisten und Kästen.
Mit einem Aufschrei stürzte sich Ligeia auf ihn. Doch diesmal war Buckley für ihren Angriff gewappnet. Auf See hatte er schon Tausenden Stürmen getrotzt und das schwankende Deck beeinträchtigte seinen Gleichgewichtssinn nicht im Mindesten. Als sie ihn erreichte, war er längst wieder auf den Beinen. Geduckt und zu allem entschlossen erwartete er sie. Wie eine Furie ging sie auf ihn los, wütend und unbeherrscht, und bleckte ihre Zähne, als wollte sie ihn in Stücke reißen.
Während sie seinen Hals umklammerte, drang sein Messer mühelos in ihre Eingeweide. Als er es herauszog, um erneut zuzustoßen, ergoss sich etwas Warmes über seine Hand. Sie kreischte schrill auf und schrammte ihm, noch im Zurückweichen, mit den Nägeln die Wangen auf, ehe sie sich die Hände auf den Bauch presste. Er spürte, wie ihm das Blut warm übers Gesicht rann und sich am Kinn sammelte.
Beide hatten sie ihre erste Attacke angebracht, wobei er jede Wette einging, dass sein Messerstich ihr weitaus mehr zu schaffen machte, als das, was er hatte einstecken müssen.
Die Schlinge würgte ihn noch immer. Buckley nutzte aus, dass sie sich auf ihre Wunde konzentrierte, und wich ein Stück weit zurück. Dabei ließ er Ligeia nicht aus den Augen. In einer fremden Sprache voll zischelnder Silben und abgehackter Krächzlaute fluchte sie wie ein Rohrspatz, wälzte sich auf dem Boden und rieb sich den Bauch. Während sie sich abmühte, wieder auf die Beine zu kommen, nahm Buckley das Messer zwischen die Zähne und machte sich mit den Fingern an dem Knoten zu schaffen. Sie hatte lediglich eine Schleife gebunden und zugezogen. Innerhalb von Sekunden hatte er sie gelöst, und die Schlinge fiel harmlos zu Boden. Keuchend nahm er einen tiefen, ungehinderten Atemzug.
Jetzt war er bereit, ihr einen tödlichen Stoß zu versetzen.
Doch zu spät.
Im selben Augenblick, als er einen Schritt auf sie zumachte, brach Ligeia zusammen, landete mit dem Gesicht voran auf den Planken und blieb reglos liegen. Langsam näherte Buckley sich mit erhobenem Messer, bereit, jederzeit zuzustoßen. Doch als er über ihrer lang hingestreckten Gestalt stand, brachte er es nicht über sich. Wie konnte er jemandem ein Messer in den Rücken rammen, der sich nicht rührte?
Sein Zögern bedeutete sein Ende. Das Ganze war bloß eine Finte.
Ligeia schwang ihre Beine herum und traf ihn mit voller Wucht an den Kniekehlen. Er sackte zusammen, und sie ergriff die Gelegenheit, sich umzudrehen und ihm, so fest sie konnte, in den Bauch zu treten. Buckley rutschte das Messer aus der Hand. Klappernd polterte es über die Holzdielen und verschwand in der Dunkelheit.
Da war sie bereits über ihm. Sie packte ungestüm seinen Kopf, stieß ihm einen Fingernagel durchs linke Auge und nagelte ihn am Boden fest, indem sie ihren Körper mit voller Wucht dagegendrückte. Buckley spürte, wie ihr Finger in seinen Augapfel eindrang und umherstocherte, sich in die zarten Nerven und das weiche Fleisch direkt vor seinem Gehirn bohrte. Das unmittelbare Gefühl war sonderbar, schwer zu fassen, irgendwie … matschig – und dann setzte der Schmerz ein, als das Auge sich ohne jegliche Gegenwehr aus der Höhle löste.
Buckley schrie und schlug mit irrsinniger Gewalt wild um sich, als sein Auge wie Feuer zu brennen begann und der Schmerz sich bis ins Zentrum seines Schädels fortpflanzte. Tränen und dunkelrotes Blut trieften ihm übers Gesicht, die Qual überlagerte jeden Anschein zivilisierten Verhaltens. Seine Fäuste hieben mit sämtlicher Kraft, die ihm 56 Jahre auf See verliehen hatten, auf Ligeia ein. Er traf sie am Kinn, hörte Knochen brechen und schlug erneut zu. Und noch einmal. Doch da sich das Blut aus dem versehrten Auge mittlerweile auf seinem gesamten Gesicht ausbreitete und die verbliebene Sehkraft noch weiter einschränkte, streifte sein Schlag sie lediglich.
So brutal er auf sie eindrosch, es schien keinerlei Wirkung zu haben. Ligeia machte sich mit gebleckten Zähnen nur umso heftiger über ihn her. Wie ein tollwütiger Hund ging sie ihm an die Kehle. Er brüllte auf, als sie sich in das weiche Fleisch unterhalb seiner Ohren verbiss. Irgendetwas in seinem Hals gab nach, zerriss, und Buckley krakeelte, nun wirklich voll Entsetzen, als er das Blut spürte, noch ehe der unbändige Schmerz einsetzte. Er sackte zusammen,
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