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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Everson
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nichts.
    »Bloß ’ne alte Tischdecke«, meinte Bill. Er klang beinahe enttäuscht.
    »Auf einem Fischerboot?«
    »Okay, ein altes Ballkleid … nichts weiter.« Es klang recht lahm.
    »Ich wiederhole mich ungern, Bill, aber … auf einem Fischerboot?«, zischte Evan. Ärgerlich drängte er das Ding beiseite und schwamm los, deutlich schneller, angestachelt von der Wut, sich vor einem alten Laken erschreckt zu haben.
    »Ligeia muss erst vor Kurzem hier gewesen sein und hat es zurückgelassen. Es gibt keine andere Erklärung.«
    Sie umrundeten die nächste Biegung. Evan erkannte sofort das Lager, das er keine 24 Stunden vorher mit Ligeia geteilt hatte, sowohl als ihr Gefangener als auch als Liebhaber. Doch als er den Haufen alter Decken und Laken erreichte, sank seine Stimmung auf den Nullpunkt.
    »Shit!«, hauchte er.
    »Hast du schon wieder vergessen, deine Vitamine zu nehmen?«, steuerte Bill hilfsbereit bei.
    Evan ignorierte den müden Scherz. »Hier schläft sie«, sagte er. »Ich hatte gehofft, wir würden sie heute Nacht hier antreffen. Dann hätten wir sie im Schlaf überraschen und erledigen können.«
    »Das hätte die Angelegenheit deutlich einfacher gemacht«, pflichtete Bill ihm bei, stieß sich ab und schwebte in den finsteren Raum hinein. »Was ist denn dort unten?«, erkundigte er sich. Evan zuckte die Achseln. Doch dann fiel ihm ein, dass Körpersprache im Dunkeln, insbesondere unter Wasser, nicht funktionierte. Bei dem Gedanken drohte ihn erneut die Übelkeit zu überwältigen. »Da war ich noch nicht«, erklärte er. Bill ließ ihm keine Zeit, sich mit seiner Panik zu beschäftigen.
    »Heilige Scheiße!«, flüsterte sein Freund in den Kopfhörern. »Das musst du dir ansehen, Mann. Die Crew hatte doppelt Pech, als dieses Schiff unterging.«
    »Was redest du da?«, fragte Evan. Er zwang sich, den Blick von dem unordentlichen Haufen Decken in der Ecke loszureißen, und schwamm Bill hinterher. Als er den Freund erreichte, folgte er seinem ausgestreckten Arm. Der Schein ihrer Stirnlampen vereinte sich und förderte einen grausamen Anblick zutage. Die schmalen gelben Lichtkegel wanderten an Ketten, die von der Decke hingen, entlang, bis sie Metallringe erreichten, welche die Hälse mehrerer Gerippe umschlossen.
    »Hm, vielleicht ist das Schiff deshalb untergegangen«, wisperte Evan. »Weil die ganze Mannschaft hier unten rumhing.«
    »Nicht schlecht! Das nenne ich Galgenhumor«, lachte Bill. »Nein, ich glaube, deshalb « – er deutete auf einen riesigen Riss in der gegenüberliegenden Schiffswand – »ist der Dampfer letztlich untergegangen.«
    Neben dem Spalt war ein Haufen zerschmetterter Holzkisten wirr durcheinandergewirbelt worden. Das Holz rings um das Leck war geschwärzt und zersplittert. Evan ließ den Strahl seiner Lampe vom Loch zu den Kisten gleiten. Im Lichtschein funkelte zerbrochenes Glas. Er schwamm näher, langte in eine der Kisten und zog eine unversehrte Flasche hinaus. Ohne es zu merken, pfiff er durch die Zähne.
    »Was glaubst du, was blättert ein Kenner für eine ungeöffnete Flasche 1887er Rum hin?«
    »Kommt ganz auf den Abfüller an«, erwiderte Bill. »Spielt allerdings keine Rolle. Nach einem Jahrhundert im Meer fräst dir das Zeug ein Loch in die Kehle, bis es dir in den Schoß spritzt. Von dort frisst es sich wieder rein, um deinen Magen zu verätzen«, erklärte er und riss Evan die Flasche aus der Hand.
    »Verflucht!«, meinte Evan und stieß sich ab, um an Bill vorbei aus dem Raum zu gleiten. »So viel zum Plan, später zurückzukommen und sich ein paar Buddeln unter den Nagel zu reißen. Aber wir sollten keine Zeit verlieren. Sie steckt irgendwo ganz in der Nähe. Das spüre ich.«
    Als Evan den Laderaum der Lady Luck verließ, legte sich etwas um seinen Hals und wurde mit einem Ruck festgezogen. Unter dem plötzlichen Druck traten ihm förmlich die Augen aus den Höhlen. Er versuchte, um Hilfe zu rufen, doch es löste sich nur ein Husten aus seiner Kehle, und die Schlinge verengte sich augenblicklich.
    »Pssst, mein Liebling«, flüsterte eine vertraute Stimme in seinem Kopf. »Ich wusste, dass du zurückkommen würdest. Sie kommen alle zurück. Ich habe auf dich gewartet.« Ihre Stimme nahm einen gestrengen Tonfall an. »Aber du hättest mich wirklich fragen sollen, bevor du einen Freund zu mir nach Hause mitbringst. Ich werde mich rasch um ihn kümmern und dann können wir reden, okay?«
    Das Tau zog sich abermals fester zusammen. Evan ruderte mit den Armen, trat

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