LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)
Nacht zu dir gesagt?«
»Es fällt mir gar nicht so leicht, mich daran zu erinnern«, meinte Evan. »Ehrlich! Es war alles wie im Traum. Ich weiß nur noch, dass sie erklärte, jetzt, wo sie mich endlich gefunden habe, wolle sie mich nicht mehr gehen lassen.«
Bill unterdrückte ein Lachen.
»Oh ja, darauf wette ich. Sie wird dich aussaugen, Mann. Ob du sie nun für eine Meerjungfrau oder bloß für ein Mädchen hältst, das etwas von dir will – in dieser Beziehung sind sie alle gleich. Sie ist eine Frau. Taucht sie eigentlich immer an der gleichen Stelle am Strand auf?«
Evan nickte. »Ja, immer direkt hinter der Felsnadel. Sie schwimmt in der Bucht gleich nördlich davon. Warum?«
»Ich bin neugierig«, meinte Bill. »Ich würde mir das gerne mal anschauen.«
»Gull’s Point hast du doch schon tausendmal gesehen.«
»Nein«, entgegnete Bill. »Ich will meine Ausrüstung mitnehmen und dort tauchen.«
»Wozu?«
»Vielleicht findet sich für mich ja auch eine Meerjungfrau«, grinste Bill. »Vielleicht hat Ligeia eine Schwester.«
Evan verdrehte die Augen und vertilgte seinen restlichen Burger. »Morgen Nachmittag nehme ich dich mit, wenn du möchtest.«
»In Ordnung«, sagte Bill. »Und tu mir bitte einen Gefallen! Versuch, ihn heute Nacht in der Hose zu lassen, außer natürlich zu Hause. Geh mit Sarah aus oder unternimm sonst irgendwas mit ihr.«
14
Evan trug die schwarzen Gummiflossen für Bill, der mit einem schwarzen Neoprenanzug nebst Sauerstoffflasche über der Schulter durch den Sand trottete. Die Sonne brannte vom Himmel herab und überall am Strand tummelten sich vereinzelte Badegäste. Es war Samstagnachmittag und das Wetter perfekt; würde Delilah etwas zentraler liegen, wäre der Strand hoffnungslos überfüllt gewesen. Wie die Dinge aber standen, gab es noch genügend freie Liegeflächen. Allerdings bauten ein paar Kinder genau an dem Strandabschnitt, auf den Evan Bill aufmerksam machte, ihre Sandburgen.
»Hier ist es«, sagte er, während sein Blick zwischen einer unsichtbaren Stelle im Sand und der schwarzen Felswand in gut 100 Metern Entfernung hin und her schweifte. »Beide Male landeten wir … ähm … ungefähr hier im Sand, weil sie von genau dort drüben hier rüber schwamm.«
Bill marschierte an den Strandtüchern vorbei, breitete seine Taucherausrüstung aus und ließ sich in den Sand plumpsen. »Verdammt«, ächzte er, »das Zeug ist unheimlich schwer, wenn es nicht im Wasser ist!« Er zog sein Hemd aus und überprüfte eine Messuhr an der Sauerstoffflasche. Anschließend holte er eine Taucherbrille und einen Schlauch mit Mundstück aus seinem Rucksack, stand wieder auf und zog den Neoprenanzug über.
»Was glaubst du eigentlich, wirst du da draußen finden?«, fragte Evan.
»Wahrscheinlich nichts. Ich will bloß wissen, ob man so etwas wie einen Bau oder Unterschlupf erkennen kann. Im Grunde hat nie jemand ernsthaft versucht, sie aufzuspüren – alle reden nur darüber, dass sie irgendwo da draußen lauern muss …« Bill zuckte die Achseln. »Außerdem ist es ein guter Vorwand, die Ausrüstung mal wieder zu benutzen. Ich war schon seit Wochen nicht mehr tauchen.«
»Du wirst da unten nichts finden, das ist dir schon klar?«, erwiderte Evan. »Aber falls die hungrige Sirene dir folgen sollte, wenn du am Meeresgrund auf ihren weißen Gartenzaun stößt … was willst du dann tun?«
»Dann schwimme ich wie der Teufel«, sagte Bill. Damit zog er sich die Maske übers Gesicht und watschelte mit platschenden Flossen ins Wasser.
Es gab nichts Schöneres, als an einem hellen Sommertag unter der Meeresoberfläche zu versinken. Weshalb gönnte er sich das nicht wesentlich öfter? Lächelnd stapfte Bill mit seinen langen Gummi-Pseudofüßen ins tiefere Wasser und drückte mit den Armen gegen unsichtbare Wände, um hinaus in die Bucht zu gelangen. Schon bald schwanden die Schatten der sich kräuselnden Wellen, als die Entfernung zwischen Luft und Sand wuchs und er sich wie durch ein blaugrünes Fenster bewegte.
Fische stoben auseinander, als er sich ihnen näherte. Nur einige der langsameren, größeren Vertreter der Spezies verharrten an Ort und Stelle und schenkten ihm einen wissenden Blick, als er an ihnen vorbeischwamm. Kurz darauf wich der Sand einem dunkleren, mit Felsbrocken und Tangwedeln übersäten Untergrund. Unentwegt behielt Bill den schwarzen Schatten der Landzunge zu seiner Linken im Auge. Evan zufolge war die Frau stets in der Nähe der Felskante aufgetaucht,
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