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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Everson
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größtenteils verborgenen Decks zu extrem. Möglicherweise hatte die Felsnase, die er gerade passiert hatte, den Untergang des Kahns verursacht – ein tückischer Stich von unten, mitten ins Herz. Ob ein Sturm dafür verantwortlich war, dass es seinerzeit zur Kollision kam?
    Bill hielt geradewegs auf die Mitte der breiten schwarzen Öffnung zu und war schon halb hineingeschwommen, als etwas zwischen seinen Beinen durchschlüpfte. Noch bevor er sah, worum es sich handelte, spürte er das Kitzeln; ganz kurz nur streifte etwas an seinem Neoprenanzug entlang. Er fuhr herum und erstarrte.
    Das Wasser rings um ihn herum war vom Leuchten durchsichtiger, rosa- und purpurfarbener Schemen erfüllt. Stetig in Bewegung, umschwebten sie ihn wie eine Wolke. Ein Quallenschwarm! Riesengroße Exemplare, von denen eines ihn am Kopf streifte. Die Tentakel eines weiteren tasteten nach seinem Hals.
    Lautlos formten Bills Lippen ein Wort. »Shit!« Ganz sacht bewegte er die Arme zurück und ließ sie in dem Versuch, sich behutsam durchs Wasser treiben zu lassen, ohne den Schwarm aufzuscheuchen, wieder nach vorne gleiten. Die schwimmenden Organismen sahen wunderschön aus – geisterhafte Kontraktionen fremdartiger, wie elfenhaft im Wasser schwebender Fangarme.
    Allerdings brauchte er nur mit den Nesselfäden in Berührung zu kommen, und schon konnte er den nächsten Snack im Cheeseburger Central abhaken. Für alle Zeiten. Ein Schwarm giftiger Riesenquallen konnte für einen Taucher das Aus bedeuten; einen trügerischen, langsamen Tod.
    Behutsam hob und senkte Bill seine Flossen, bestrebt, nicht gleich den ganzen Schwarm aufzuwirbeln und hinter sich herzutreiben. Eine Rundung aus blassrosa Fleisch glitt an der Seite seiner Atemmaske entlang. Einen Moment lang verharrte Bill mit weit aufgerissenen Augen, beinahe panisch, in der Bewegung.
    Vor einer einzelnen Qualle fürchtete er sich nicht, wohl aber vor einer ganzen Armee von ihnen.
    Vorsichtig trat Bill mit den Füßen Wasser, und die finstere Öffnung des Wracks entschwand, verwandelte sich wieder in einen undefinierbaren Schatten in der Tiefe.
    Eine Handvoll der Giftquallen folgte dem von ihm entfachten Strudel, doch nachdem er sich einige Meter entfernt hatte, trat er kräftiger und ließ die Kreaturen innerhalb weniger Sekunden weit hinter sich. Das fehlt gerade noch, dachte er. Taucher durch Quallennesseln getötet – direkt neben Wrack von unschätzbarem Wert.
    Bill hielt aufs Ufer zu, an dem Evan auf ihn wartete. Er hatte so gut wie nichts gefunden, wofür es sich lohnte, das Leben aufs Spiel zu setzen.
    Schon gar keinen unwiderlegbaren Beweis für eine Kreatur, die aus reinem Vergnügen Menschen als kleinen Mitternachtsimbiss verspeiste.

15
    4. Juni 1887
    Es war weiß Gott schwierig genug, ein Mann zu sein und die Frauen nicht zu lieben. Weitaus schwieriger war es allerdings, ein Mann zu sein und mit ihnen zusammenzuleben. Doch Kapitän James Buckley III hatte eine Lösung gefunden.
    Liebe eine Frau. Lebe mit ihr zusammen. Aber halte sie so lange gefesselt und geknebelt, bis du ihre Dienste benötigst. Voilà: kein böses Wort, kein lästiges Gequassel.
    Manch einer hätte ihn wohl als grausam bezeichnet. Ihn als mieses Schwein beschimpft.
    Buckley hingegen betrachtete sich als Mann, der sich zu helfen wusste.
    Bei diesem Gedanken musste er grinsen und belohnte seine Cleverness, indem er sich selbst auf die Schulter klopfte – aus reinem Eigennutz fasst man sich kurz, und in der Kürze liegt die Würze –, während er mit dem Schlüssel im Schloss seiner Unterkunft herumstocherte. Ein kleines Nümmerchen am Mittag sollte stets zu den Vorrechten des Käpt’ns gehören, dachte er. Oder, wie in diesem Fall, am Nachmittag.
    Als sie in der vergangenen Nacht Rogers, den Koch, im Meer bestattet hatten, war er mächtig auf Touren gekommen. Aus lauter Scham würde er es niemandem eingestehen, aber als sie den Beutel mit den lädierten Körperresten in die Höhe hievten und über die Reling schleuderten, um ihn dem Wasser anzuvertrauen, hatte er eine knallharte Erektion bekommen.
    Ob er es nun zugab oder nicht, die Tatsache blieb bestehen: Die Überreste von Rogers Körper erregten ihn auf perverse, sexuelle Weise. Buckley war vollkommen klar, wer sich an den Weichteilen des Kochs gütlich getan hatte. Er wusste es, weil sich etwas von jenem Fleisch noch hier in seiner Kajüte befand. Außerdem hatte er ursprünglich selbst die Überreste des einstigen Schiffskochs dem Meer

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