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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Everson
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dir sagen, dass du sie nicht flachlegen darfst. Das ist einfach nicht gerecht. Ich bin hier der Single.«
    »Hm, ja, das liegt daran, dass du dich nur mit solchen Weibern abgibst.« Evan deutete auf die Blondinen an der Bar, doch als er sich umwandte, fiel ihm auf, dass sie nicht mehr auf ihren Hockern saßen. Im nächsten Augenblick begriff er, woran das lag.
    »Hallo«, sprach eine der beiden Bill an. Ihre Hand strich über seine breiten Schultern. »Meine Freundin und ich, wir fragten uns gerade, ob du vielleicht Lust hättest, dich kurz zu uns an die Bar zu setzen, um etwas zu trinken. Sie heißt Christine und ist bloß übers Wochenende zu Besuch. Ich wollte ihr ein bisschen … Lokalkolorit zeigen, weißt du?«
    Evan schätzte, dass ihre Lieblingsfarbe Rosa war, und ob das nun etwas mit Lokalkolorit zu tun hatte oder nicht, spielte absolut keine Rolle. Aber er konnte es Bill nicht verdenken, als dieser den Zeigefinger hob und meinte: »Ich bin gleich wieder da …«, ehe er mit dem Mädchen abdampfte, das mindestens zehn Jahre jünger war als er. Egal. Evan stand es nicht zu, als erster Steine zu werfen … schließlich fischte er selber in trüben Gewässern.
    »Was zum Teufel mache ich hier eigentlich«, fragte er sich und befeuchtete seine Kehle mit einem ausgiebigen Schluck, während er zusah, wie Bill quer durch den Saal wankte, um seinen Hintern zwischen den beiden unnatürlich hellen Wasserstoffblondinen auf einem Barhocker zu parken.
    Evan hoffte, dass Bill nicht allzu viel in der Brieftasche mit sich herumtrug. So wie er die Sache sah, würde sein Freund am Ende der Nacht vergeblich nach seinem Geld suchen.
    Egal … es war wohl kaum der richtige Zeitpunkt für Evan, als Moralprediger in Erscheinung zu treten.
    Er setzte sein Glas ab, legte einen Zwanziger auf den Tisch und wand sich zum Gehen. Auf dem Weg nach draußen klopfte er Bill auf die Schulter. »Viel Glück«, murmelte er, wartete jedoch keine Antwort ab.
    Evan wollte zum Strand und wusste, dass auch er Glück nötig haben würde. Er nahm die Fifth Street zum Meer, und sowohl sein Herz als auch sein Schritt stießen ein Stoßgebet aus, dass er Ligeia dort noch einmal begegnete.

22
    9. Juni 1887
    Die Lady Luck pflügte durch die Wellen wie ein Messer durch rotes Fleisch – lautlos, sauber und unerbittlich. Kapitän James Buckley stand am Steuerrad. Mit schweißnassen Fingern drehte er es nach rechts und betete, dass Ligeia seinen Plan erahnte. Er hielt auf das Ufer zu. Es wurde Zeit, den Hafen anzulaufen, und sie war stets noch liebestoller, wenn Land in Sicht war. Nicht wenn sie im Hafen lagen … dann verhielt sie sich seltsam unnahbar. Aber kurz vor dem Anlegen … da war sie unglaublich. Bezaubernd, begehrenswert … unersättlich. Es war beinahe so, als empfinde sie den Drang, zu laichen, wenn sie sich dem Festland näherten. Berücksichtigte man, woher sie stammte, kam dies der Wahrheit womöglich sehr nahe, dachte Buckley.
    Er hatte sie in der Kajüte zurückgelassen, erneut gefesselt und geknebelt, nachdem sie aufgehört hatte, an Rogers’ Schenkelknochen zu nagen. Wahrscheinlich zum letzten Mal, denn er musste das Ding dringend loswerden. In seiner Unterkunft roch es bereits ziemlich streng; die Männer würden sonst noch Verdacht schöpfen. Außerdem hatte sie eine andere Option, um ihren Hunger zu stillen. Nelsons Leiche lag in makellosem Zustand in seiner Kajüte. Der Geruch sowohl nach altem als auch nach frischem Blut nahm allmählich überhand. Buckley war klar, dass Ligeia sich allmählich ihrem neuen Opfer zuwenden würde, auch wenn er es nicht gerade als Vergnügen betrachtete, das alte verschwinden zu lassen.
    Buckley wollte mit ihr über den Drang sprechen, zu töten. Ihm schwebte eine Absprache vor, wen sie wann umbringen durfte. Er wünschte, man könnte sich vernünftig mit ihr auseinandersetzen, aber er verstand natürlich, dass sie gewissen Beschränkungen ausgesetzt war. Zum einen hatte sie ständig einen Knebel im Mund. Zum anderen stand für sie der Gedanke im Vordergrund, ihn zu töten. Sie sagte kein Wort, selbst wenn er den Knebel entfernte. Überdies war sie nachtaktiv, wie es schien. War er wach, wollte sie schlafen. Sie steckten in einer Sackgasse, fand er. Sie waren absolut gegensätzlich. Obwohl … Gegensätze zogen sich bekanntlich an. Buckley liebte sein verwirrtes, anstrengendes Mädchen und bemühte sich, ihr jeden Augenblick der Reise in Gefangenschaft so angenehm wie möglich zu gestalten.

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