Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Everson
Vom Netzwerk:
sich auch nicht sonderlich auf das bevorstehende Großreinemachen. Zum Teufel, ein Jahr lang hatte er sich erfolgreich davor gedrückt.
    »Gegen Mittag bin ich zurück«, versprach Sarah. »Dann kann ich dir sicher eine größere Hilfe sein.«
    »Okay«, stimmte er zu, während sie ihn flüchtig küsste und durch die Tür verschwand. Ihm entging nicht, dass ihr Blick ein letztes Mal an den Wänden des Zimmers hängen blieb, und auch nicht, dass sie dabei verräterisch blinzelte.
    Als Evan hörte, wie sich das Garagentor schloss, holte er tief Luft und ließ seine Augen ebenfalls ein letztes Mal durchs Zimmer schweifen. Dann fing er an.
    Der erste Schritt bestand darin, alles, was an den Wänden hing, abzureißen und aufs Bett zu werfen. Das Poster von Snow Patrol fiel Evans Tatendrang als Erstes zum Opfer. Er ließ seine Hand unter das Papier gleiten und riss die Klebestreifen von der Wand. Er vermochte nicht zu sagen, weshalb, aber er entfernte den Tesafilm vorsichtig vom Poster und rollte es zusammen, als wolle er es irgendwann wieder aufhängen. Dabei hegte Evan keineswegs diese Absicht. Trotzdem … behandelte er Joshs Sachen, als wären es seine eigenen. Behutsam. Liebevoll.
    Stück für Stück kamen die Poster und Plaketten und der sonstige Schnickschnack herunter, bis das Zimmer allmählich ein wenig kahl wirkte. Dafür hatte sich auf Bett und Boden so einiges angehäuft.
    Evan ging in die Garage und entdeckte den Stoß Kartons, den Sarah mitgebracht hatte; eine Handvoll mittelgroßer Boxen für Kopierpapier und ein paar kleinere, die normalerweise die Kaffeepäckchen enthielten, die Sarahs Firma in der Kantine benutzte. Die meisten ließ er im Flur vor Joshs Zimmer stehen und begann, einen der Kaffeekartons mit dem Kleinkram zu füllen, den er von Joshs Pinnwand abgemacht hatte. Bilder von Josh mit Tiendra, dem Mädchen, mit dem er zum Abschlussball gegangen war. Josh mit den anderen Jungs, wahrscheinlich aus dem ersten Jahr an der Junior High, wie sie bei einem Leichtathletikwettkampf Schulter an Schulter auf den Startschuss warteten.
    Dann war da noch seine Sammlung von Schlüsselanhängern mit Emblemen, die von bekannten Filmen bis hin zu Rockbands reichten. Und das Set zur Ersten Hilfe bei Schlangenbissen, das er auf einem privaten Flohmarkt erstanden hatte, weil es so schön kitschig aussah – noch immer in Plastik eingeschweißt. Es stammte aus den 60ern, und an der Stirnseite der Box stand auf einem roten Schild: RIP, SLASH, SUCK! SURVIVE! – Aufreißen, aufschlitzen, aussaugen! Überleben!
    Evan und Josh hatten beide über die Blockbuchstaben und dazugehörigen Ausrufezeichen gelacht, als sie es bei einem Garagenflohmarkt entdeckten. Für 50 Cent hatte Josh es unbedingt haben müssen.
    Anschließend klaubte Evan eine Handvoll Buttons zusammen, wie er sie im Laufe der Jahre ebenfalls gesammelt hatte. Er musste lächeln, als er den Anstecker mit einer erotischen Manga-Figur zwischen die Finger bekam, die aufreizend kokett für Matthew Sweets mittlerweile als Klassiker geltendes Album Girlfriend warb. Oh je. Damals, als er noch auf dem College war, hatte Evan selbst so einen Button besessen. Natürlich! Jetzt begriff er – da stammten sie her! Er entdeckte ein winziges »Pretty in Pink«-Exemplar der Psychedelic Furs und einen eigenartigen, grau in grau gehaltenen mit der Aufschrift »Lonely is an Eyesore«, der das Cover eines abgehobenen Samplers des britischen Labels 4AD aus den 80ern zur Schau trug. Das waren seine Buttons.
    Da schossen Evan die Tränen in die Augen, weil es ihm deutlich in Erinnerung rief, dass er und Josh gemeinsame musikalische Vorlieben besessen hatten. Sie standen sich immer sehr nahe, aber das wirkliche Bindeglied zwischen ihnen waren Platten und CDs gewesen. Josh war von dem »antiken« Mysterium von Evans alter LP-Sammlung genauso fasziniert gewesen wie er von den modernen Alben, die Josh auf seinem iPod anschleppte. Statt die Buttons im Karton zu verstauen, ließ Evan sie in seiner Hosentasche verschwinden.
    Sie hatten früher ihm gehört. Nun waren sie sein Symbol für zahllose vor der Stereoanlage verbrachte Abende, an denen er mit seinem Sohn Musik gehört hatte, wie sie sich beide mit geschlossenen Augen und nickenden Köpfen ganz dem Rhythmus ergaben.
    In der Zimmerecke stand immer noch, über und über mit Staub bedeckt, die akustische Washburn-Gitarre. Evan dachte an die zahlreichen Gelegenheiten, bei denen er mit dem Fuß auf den Boden gestampft und versuchte

Weitere Kostenlose Bücher