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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Everson
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bevor weitere Vögel eintrafen.
    Doch es war längst zu spät.
    »Iiii-ahhh!«, kreischte eines der grauen Monster und hielt im Sturzflug geradewegs auf sein Gesicht zu. Evan duckte sich, doch das half nichts. Es landete auf seinem Kopf und krallte sich mit seinen Klauen in Evans Haar, während der harte Schnabel nach dem weichen Fleisch seiner Stirn pickte.
    »Scheiße!«, brüllte Evan und ließ die Schaufel fallen, um mit den Händen nach dem Vogel zu schlagen. In einem wahren Federwirbel hob dieser wieder ab, doch zwei weitere Möwen stürzten sich aus dem Himmel, landeten auf Evans Schultern und verbogen sich die Hälse, um sofort seinen Hals mit ihren spitzen Schnäbeln ins Visier zu nehmen. Er schüttelte sie ab, doch rings um ihn wimmelte es von wie verrückt kreischendem und krächzendem Getier. Evan spürte, wie sich Krallen in Kopf, Nacken und Rücken bohrten. Es hielt ihn nicht länger, er drehte sich um und rannte los, um ins Haus zu flüchten.
    Etwas stach ihn ins Genick. Vor lauter Schmerz riss er die Hände zurück, um die Tiere abzuwehren, und geriet mit rudernden Armen ins Stolpern. Ein weiterer schmerzhafter Schnabelhieb traf ihn am Hals. Dann flatterte etwas um ihn herum und pickte ihn, nur um Haaresbreite das Auge verfehlend, heftig in die Wange.
    »Nein, nein, nein!«, schrie Evan. Mit ausgebreiteten Armen drehte er sich wie ein wild gewordener Ninja um seine eigene Achse. Einen nach dem anderen erwischten seine Handrücken die gefiederten Körper. Klauen und Schnäbel zerrissen ihm die Haut; es fühlte sich an, als würden seine Arme durch einen Rosenstrauch gezerrt. Die Vögel prallten von ihm ab, hackten nach seinen Händen, und dann hatte er plötzlich einen mitten im Gesicht. Halt suchend krallten sich kalte Klauen unbarmherzig in seine Lippen und Zähne.
    Evan versetzte dem Tier mitten in der Luft einen Fausthieb und spürte, wie die Krallen ihm das Zahnfleisch aufschlitzten, als der Vogel versuchte, sich an ihm festzuhalten, ehe er zu Boden fiel.
    »Nein!«, schrie er abermals, während er im Anschluss an seine Pirouette das Gleichgewicht wiedererlangte. Erneut rannte er los, auf die Tür zu, riss sie auf und stürzte in die Wohnung. Hinter ihm prallte dumpf etwas gegen die Tür. Ein weiterer dumpfer Aufschlag war zu hören. Dann noch einer. Und noch einer.
    »Iii-ahhh!«, erscholl es draußen. Die Luft war erfüllt vom Kreischen der Möwen.
    Evan blickte auf und sah ein halbes Dutzend blutige Körper an der Scheibe kleben. Einen Sekundenbruchteil lang musterten die schwarzen Knopfaugen ihn intensiv, während die Angreifer an die durchsichtige Fläche klatschten, kurz daran herabglitten und schließlich zu Boden fielen, um übereinandergestapelt liegen zu bleiben. Die gefällten Tiere schlugen noch schwach mit den Flügeln und ihre hornigen Zehen kratzten über den Betonbelag.
    Die Vögel kreischten und gaben anklagende Laute von sich, und immer noch kamen weitere, wie Kamikazeflieger stürzten sie sich vom Himmel. Einer nach dem anderen klatschte gegen die Tür, knallte mit einer Endgültigkeit, die Evan eine Heidenangst machte, kopfüber gegen das Glas, und schon bald sah er Schlieren einer gelblichen Flüssigkeit an der Türscheibe herabsickern, hin und wieder ergänzt durch einen von der Karambolage verursachten Blutspritzer.
    »Was zum Teufel …?«, flüsterte er. Er lag auf die Arme gestützt am Boden, die Füße gegen die Tür gestemmt, und spürte in seinem Nacken und am Rücken dort, wo die Vögel ihn mit ihren Schnäbeln erwischt hatten, warm das Blut herabtropfen. Aber er achtete nicht darauf. Draußen gingen das Geflatter und das wütende, enttäuschte Gekreische weiter. Überall regnete es graue Federn, als die Vögel einzeln oder in kleinen Grüppchen gegen die Tür krachten.
    Da lag er nun auf dem Boden, wartete und fragte sich, ob die Scheibe wohl zerbrechen und die Vögel sich schließlich einen Weg ins Innere des Hauses bahnen würden. Er hätte ohne Weiteres verschwinden und die Tür hinter sich schließen können, aber eine unbekannte Macht zwang ihn, das Massensterben zu beobachten. Außerdem wollte er wissen, wann die Vögel endlich aufgaben. Irgendwann mussten sie doch aufhören, oder?
    Mit der Zeit ließ das Klatschen und Krachen nach, und irgendwann fiel ihm auf, dass schon mehrere Minuten vergangen waren, seit der letzte Vogel an seiner Haustür Selbstmord begangen hatte. Evans Kopf und Arme waren über und über mit Wunden übersät, wo die Möwen ihn gezwickt

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