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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Everson
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Hälfte oberirdisch errichtet war, wurde die andere vom Erdreich umschlossen. Das war gut für die Heizkosten und auch für die Klimaanlage, weil der Boden als natürliche Wärmedämmung fungierte.
    So viel stand fest: Etwas musste mit großer Wucht gegen die Scheibe geprallt sein. Als Evan vor dem Fenster zu Joshs altem Zimmer stand, fiel ihm ziemlich genau in der Mitte ein ovaler Fleck auf. Rings um die Aufprallstelle fanden sich weißliche Spritzer. Etwas, das aussah wie Blut, tropfte vom weiß gestrichenen Rahmen ab.
    Er ließ seinen Blick über das Erdreich vor den immergrünen Sträuchern schweifen und entdeckte auf Anhieb den Schuldigen. Eine Möwe. Das Tier lebte zwar noch, aber mit Sicherheit nicht mehr lange. Es flatterte wie verrückt, brachte mit den Flügeln aber nur kurze Schläge zustande. Mit einem Flap-Flap-Flap drehte sich der Körper orientierungslos im Kreis. Evan erkannte den Schmerz in den glänzenden, weit offenen Augen. Der Vogel starrte ihn mit schiefem Kopf an, schlug erneut mit den Flügeln und drehte damit den Rumpf erneut rings um das gebrochene Genick.
    »Tut mir leid, Kumpel«, flüsterte Evan und ging weg, um die Schaufel zu holen. Er musste das arme Viech erlösen und begraben, bevor Sarah zurückkehrte. Sie drehte jedes Mal durch, wenn ein Vogel gegen eine Fensterscheibe knallte. »Das bringt Unglück«, behauptete sie steif und fest.
    Als Evan zurückkam, war die Möwe bereits tot. Das offene Auge fixierte blicklos den grauen Himmel. Evan schüttelte den Kopf und bedankte sich im Stillen, dass er dem Vogel nicht den Schädel einschlagen musste, ehe er ihn verbuddelte. Stattdessen nahm er ihn auf die Schaufel. Das war der Moment, in dem er den zweiten Vogel bemerkte. Dieser lag unter einem langen Nadelzweig an einer knorrigen, knotigen Wurzel. Klar, da war zweimal etwas gegen die Scheibe geklatscht.
    Er besah sich den Vogel, der mit ausgebreiteten Flügeln auf der Schaufel lag, dann den anderen. »Ich komme gleich wieder und hole dich auch«, versprach er und trug die erste Tierleiche hinter das Haus. Dort grub er ein kleines Loch neben dem Komposthaufen (die Katzen aus der Nachbarschaft schienen die Fische bislang nicht angerührt zu haben) und warf die tote Möwe hinein.
    Anschließend kehrte er vors Haus zurück, um den zweiten Kadaver zu holen. Er war gerade im Begriff, die Schaufel unter den Vogel zu schieben, als er etwas hörte.
    »Iii-ahh-ii! Iii-ahh-ii!«
    Evan blickte zum Himmel hinauf und stellte rasch fest, woher das Geräusch kam. Eine weitere Möwe zog dort oben ihre Kreise und peilte im Flug träge das Haus an.
    Er hob eine Augenbraue. Heute zeigten die Vögel ungewöhnliches Interesse an ihrem Haus. Er hob die Schaufel an.
    »Iii-ahh-ii!«, erscholl das Geräusch von Neuem, diesmal allerdings aus geringerer Distanz. Ein weiteres Kreischen antwortete. »Iiiii-aahhh!«
    Evan blickte auf. Mittlerweile kreisten fünf Möwen dort oben über dem Haus, und sie sahen nicht aus, als wären sie auf dem Weg zu einem anderen Ziel. Sie wollten zu ihm.
    Vielleicht waren sie mit einem der toten Vögel verwandt, dachte er, während er mit seiner Schaufel aus dem Gebüsch trat.
    »Iii-ahhh! Ahhh-iii!«
    Erneut blickte er gen Himmel. Nun wirbelte ein Dutzend Möwen dort oben herum. Eine von ihnen stieß auf sein Gesicht herab. Sie kam ihm so nah, dass im Vorüberfliegen eine Feder seine Wange streifte.
    »Hey!«, keuchte Evan und duckte sich instinktiv, als der Vogel an ihm vorbeirauschte. »Was soll das?!«
    Über ihm verdunkelte sich mit einem Mal der Himmel, als sich Scharen weiterer Tiere hinzugesellten. Ihr Gekreisch und Gekrächz zerriss die Morgenstille, während der Schwarm immer weiter anwuchs und mehr und mehr von ihnen sich daraus lösten, um im Sturzflug über Evans Rasen zu gleiten. Er duckte sich und schreckte zig Mal zusammen, als sie seinen Kopf regelrecht bombardierten, durch den Garten schossen und dabei kreischten, als wolle jemand ihre Jungen angreifen.
    »Verdammt!«, fluchte Evan. Er hatte die Viecher noch nie so außer sich erlebt. Normalerweise ließen sie sich nur am Strand blicken. Eher selten verirrte sich eine von ihnen auf der Suche nach einem leicht zu ergatternden Happen ins Wohngebiet. Er hatte sie noch nie wie eine Horde Geier, die ein Aas erspäht haben, über den Dächern kreisen sehen.
    Langsam bewegte er sich mit erhobener Schaufel vom Gebäude weg. Er wollte den Leichnam so schnell wie möglich zum Kompost bringen, damit er zurück im Haus war,

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