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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Everson
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den schwachen Versuch unternahm, sie wegzustoßen, nahm der Schmerz in seinem Schädel noch zu. Also lehnte er sich einfach zurück und ließ sie gewähren. Eigentlich genau so, wie er es umgekehrt von ihr erwartet hatte.
    Wenige Momente danach war er tot.
    Zum nunmehr zweiten Mal in dieser Woche löste Ligeia die Seile, die ihre Füße fesselten. Diesmal mit dem festen Versprechen, sich nicht noch einmal von einem Mann gefangen nehmen zu lassen.
    Nie wieder.
    Sie wälzte sich über Regs Körper und trat, zum ersten Mal seit mehr als 24 Stunden in Freiheit, über die auf dem Boden liegenden, halb verwesten Leichen von Rogers und Nelson. Sie streckte sich, hob ein Kleid auf, das Buckley ihr geschenkt hatte, als sie an Bord der Lady Luck gegangen waren, wickelte es sich um die Hüfte und beschloss, nachzusehen, wie viele Männer von der Crew noch übrig waren.
    Sie würde das Schiff niemals verlassen, nicht solange es Männer gab, mit denen sie spielen konnte. Die sie jagen konnte.
    Sie konnte es dem Lüstling, der sie als Gefangene gehalten hatte, verdammt schwierig machen, wenn er über keine Mannschaft mehr verfügte, um das Boot zu segeln.
    Bei diesem Gedanken musste Ligeia lächeln. Sie verließ die Kajüte und fühlte sich nach dem Blutvergießen gestärkt für die Jagd. Als sie auf den Gang hinaustrat, erblickte sie ihr nächstes Opfer. Wie sich herausstellte, hatte sie leichtes Spiel mit ihm. Er wirkte zwar verwirrt über ihr plötzliches Auftauchen, zeigte jedoch keinerlei Angst. Obwohl es besser für ihn gewesen wäre.
    Ligeia grinste, ihre Zähne noch warm von Regs Blut. Leise stimmte sie ein Lied an, während sie auf ihr nächstes Opfer zuging.
    »Wer sind Sie denn?«, staunte Travers, der Steuermann, als er die blutüberströmte, halb nackte Frau, die aus der Kapitänskajüte kam, bemerkte.
    Er sollte es nie erfahren.

28
    Donnernd brachen sich die Wellen im rastlosen Ozean, einer erschreckend endlosen, leeren Weite. Einen, vielleicht auch 1000 Kilometer entfernt senkte sich der Horizont herab, um das Grau des Tages in einem vollkommenen Kuss zu beschließen. Und davor – davor – das blanke Entsetzen. Zwei bleiche, junge Hände reckten sich aus der aufgewühlten See dem Himmel entgegen; nur diese beiden Gliedmaßen, kein Gesicht. Sie kämpften verzweifelt darum, an die Luft zu kommen.
    Evan stand wie angewurzelt am Strand, keinen sehnlicheren Wunsch vor Augen, als in die wütenden Wogen zu laufen, um diese Hände zu packen und aus dem Mahlstrom zu ziehen. Doch irgendwie wollten ihm seine Beine nicht gehorchen. Wie Espenlaub zitternd, verharrten sie an Ort und Stelle. Bei jedem Versuch, sich ins Wasser zu stürzen, versteiften sie sich und bebten unkontrolliert, sodass er Mühe hatte, nicht der Länge nach auf dem Strand aufzuschlagen. Aber sie bewegten sich nicht einen Zentimeter vorwärts. Mit einem Mal schoss ein dunkler Schopf aus dem türkisblauen Wasser heraus. Eine kraftlose, verängstigte Stimme schrie voller Angst: »Dad, bitte!« Nur ein einziges Mal. Dann ging der Schopf unter.
    Tränenüberströmt schreckte Evan hoch. Er fragte sich, ob es jemals aufhören würde, dass er im Schlaf wieder und wieder diesen Albtraum durchlebte. Seit Joshs Tod hatte er ihn fast jede zweite Nacht. Eine Zeit lang befürchtete er ernsthaft, es würde ihn in den Wahnsinn treiben. Damals hatte er sich entschieden, Dr. Blanchard aufzusuchen. Aus großer Entfernung hörte er jemanden seinen Namen rufen. Er wischte sich die Tränen von den Wangen und vernahm seinen Namen erneut.
    »Evan!«
    Das war Sarah. Und sie klang aufgeregt.
    Gott, ein Albtraum jagte den anderen.
    Er wälzte sich aus dem Bett, wankte, lediglich in Boxershorts, zur Schlafzimmertür, schlurfte an Joshs im Dunkeln liegenden Zimmer vorbei und erreichte den Wohnraum. Sarah saß dort in ihrem schweren, rosafarbenen Morgenmantel und hielt eine Tasse Kaffee in der Hand. Im Zwielicht der Morgendämmerung konnte er ihn dampfen sehen.
    »Evan, was hat das zu bedeuten?« Mit ihrer freien Hand deutete sie durch die offen stehende Haustür. Er trat an ihr vorbei und schielte ins Freie. Sein Herz setzte für einen Schlag aus, als er erkannte, womit er es zu tun hatte.
    Eine Opfergabe verunstaltete den weißen Estrich der Veranda. Möglicherweise auch eine stumme Warnung. Evan war sich da nicht ganz sicher. Ein Haufen handgroßer, silbrig glänzender Fische bedeckte den Boden. Sie schienen frisch aus dem Meer zu kommen. Ein paar von ihnen zappelten noch und

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