Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Light & Darkness

Light & Darkness

Titel: Light & Darkness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kneidl
Vom Netzwerk:
Das Rauschen in ihren Ohren wurde mit jeder Sekunde lauter, doch weder die Ohnmacht noch ein todbringender Schlag trafen ein.
    »Was ist?«, knurrte Crispin. »Worauf wartest du? Töte sie!«
    Nichts geschah. In einem Anflug aus Hoffnung und Übermut wagte Light es, die Augen zu öffnen. Nur unscharf erkannte sie die Gestalt des Dämons, der vor ihr aufragte. Ihre Blicke begegneten sich. Wortlos sahen sie einander an, als der Dämon ihre Schulter freigab. Blut quoll aus der Wunde, die seine Krallen hinterlassen hatten. Light war es egal, sie ignorierte den Schmerz und konzentrierte sich auf den Dämon. Ein dunkler Schattenflackerte wie ein kurzes Flimmern in den toten Augen der Kreatur auf. Es gab keinen Beweis, keine vernünftige Erklärung, aber Light wusste, dass dieses Flackern Dante war, der um seinen Körper kämpfte.
    »Dante.« Sein Name war nur ein heiseres Flüstern. Light fasste all ihren Mut zusammen, um die Angst zu verdrängen. »Dante, kannst du mich hören? Was immer dein Vater dir erzählt hat, ich bin nicht tot und ich liebe dich.« Ihre zurückhaltende Stimme wurde lauter, als sie merkte, wie der Dämon auf ihre Worte reagierte. »Du musst das nicht tun, um deinen Vater zu beeindrucken. Wieso willst du die Anerkennung eines Mannes, der dich zwingt Dinge zu tun, die du nicht willst?«
    Tonlos formten die Lippen des Dämons Worte, als wollte er einen Klang erzeugen, ohne zu wissen, wie es funktioniert. »Sermon«, rief Crispin. »Ich befehle dir, sie zu töten.« Der Dämon wandte sich zu Crispin. Die Muskeln an seinem Hals und in seinen Armen spannten sich an. Seine Klauen bewegten sich in der Luft, als würden sie einen unsichtbaren Gegner zerfetzen.
    »Sermon! Hör auf«, befahl Light. Sie warf einen Blick zu Crispin, dessen Augen sich ungläubig weiteten. Er hatte ihr diesen Namen – Dantes dämonischen Namen – nicht verraten wollen und doch hatte er es getan. »Sermon, gib mir Dante zurück.« Der gebieterische Ton in ihrer Stimme machte Light zuversichtlich und sie trat nach vorne. »Gib ihn zurück!«
    »Nein! Sermon, töte sie.« Der Dämon trat zwei Schritte in Crispins Richtung und wieder einen zurück. Hätte man irgendeine Emotion in seinen Augen sehen können, wäre es Verwirrung. Dessen war Light sich sicher. Wie oft kam es vor, dass ein Dämon zwei Gebieter hatte, die völlig unterschiedliche Dinge wollten? Light erkannte, dass dieses Machtspiel keinen Sinn hatte. Alles, was sie hier taten war, Dante und Sermon mit ihren widersprüchlichen Befehlen zu quälen und zu verwirren.
    Jeglicher Vernunft zuwider schritt Light auf Sermon zu. Ihre Knie zitterten noch immer, aber neue Hoffnung hielt sie auf den Beinen. Der Dämon beobachtete jeden ihrer Schritte, als wäre plötzlich nicht mehr er, sondern sie das Monster. »Sermon«, sagte sie den Namen der Kreatur und streckte langsam ihre Hand nach ihm aus. Ihre Finger umklammerten das, was von dem Stoff seines T-Shirts noch übrig war. Darunter spürte Light die warme Haut, von der sie wusste, wie weich sie war. »Bitte Sermon, lass Dante gehen. Lass uns gehen.«
    Der Dämon zeigte keine Reaktion auf ihre Worte. Er stand einfach da und starrte sie an wie einen Fremdkörper, der nicht hierher gehörte. »Sermon«, schrie Crispin. »Töte sie oder ich töte euch beide.« Aus dem Augenwinkel sah Light, wie Crispin einen silber glänzenden Dolch hervorzog. Sie sollte sich vor der tödlichen Berührung der Waffe fürchten, aber ihre Angst war verflogen. Alles, was davon noch übrig war, war der starke Wille, Dante vor seinem Vater zu beschützen.
    »Bitte, lass uns gehen«, flehte Light und wusste dieses Mal nicht, ob sie mit Sermon oder Crispin sprach, der mit erhobener Waffe auf sie zukam. Light schloss ihre Augen und rief ein Bild von Dante in ihrem Kopf hervor. Bevor ihr Mut sie verließ, schlang sie ihre Arme um den massigen Körper des Dämons, dessen fauliger Atem ihre Haare streifte. Sie drückte Sermon an sich, als wäre es Dante. Sie fühlte das Heben und Senken seiner Brust und hörte seinen Herzschlag.
    Sermon knurrte und stieß Light von sich. Schmerz durchzuckte ihre Glieder, als sie hart auf dem Steinboden aufschlug. »Nein«, grollte Sermon mit unbeholfener Stimme und für den Bruchteil einer Sekunde dachte Light, er würde sich auf sie stürzen, doch dann ging alles ganz schnell. In einer Bewegung, zu elegant für seine Größe, wirbelte Sermon herum. Er stürmte auf Crispin zu, der seinen Dolch angriffsbereit in den Händen

Weitere Kostenlose Bücher