Light & Darkness
Verlies, wie Light es sich immer vorgestellt hatte. Es gab keine Gitter und keine Toiletten, bei denen jeder zusehen konnte, wie man sein Geschäft erledigte. Es war schlichtweg ein dunkler Keller. In die kahlen Wände waren kleine Fenster eingelassen und die Tür, hinter der Light Dante vermutete, wurde von einem Mann bewacht. »Valix«, grüßte Crispin ihn und klopfte ihm auf die Schulter.
Nach dem halben Weg hatte Light ihre Gegenwehr aufgegeben und sich mit Crispin darauf geeinigt, dass sie ihm folgen würde. Natürlich hatte er seine Bedenken, aber sie beide wussten, dass sie Dante nicht im Stich lassen würde. Denn entgegen Crispins Worten konnte und wollte Light nicht glauben, dass Dante sie töten würde – egal, ob in seiner menschlichen oder dämonischen Form. Er hatte ihr versprochen, ihr nie wieder zu schaden und sie zweifelte nicht an seinem Versprechen.
»Hallo Crispin.« Valix Blick glitt an seinen Anführer vorbei zu Light. »Ist das seine Freundin? Ziemlich klein«, sagte er über ihren Kopf hinweg zu Crispin. Irgendetwas an Valix Stimme kam Light vertraut vor, aber sie hütete sich davor, es laut auszusprechen oder ihn gar danach zu fragen.
Crispin nickte. »Wie geht es ihm?«
»Nicht gut.« Valix schüttelte den Kopf. »Er hat mich angeschrien, ich soll dem Ganzen ein Ende bereiten, aber es waren wohl die Schmerzen, die aus ihm gesprochen habe. Er steht kurz vor der Wandlung.«
»Können wir zu ihm oder würde das die Wandlung stoppen?« Lights Herz begann bei dem Gedanken, Dante schon bald wiederzusehen, schneller zu schlagen. Sie wollte sehen, dass es ihm gut ging und dann auf direktem Weg mit ihm verschwinden. Wieso hatte sie nicht auf ihn gehört, als er den Tag zu Hause mit ihr verbringen wollte?
»Die Wandlung ist weit fortgeschritten. Ich denke nicht, dass er sie noch zurückhalten kann.« Crispin nickte und deutete ihm aufzuschließen. Zielsicher griff Valix nach dem richtigen Schlüssel und das Schloss entriegelte sich mit einem knarrenden Klicken. Um sicher zu gehen, dass sie es sich nicht anders überlegte, packte Crispin Light wieder am Arm und zerrte sie hinter sich in den dunklen Raum. Eine lose Glühbirne flackerte an der Decke und Schatten tanzten über die Wände. Die Luft war stickig und ausgesprochen warm, als hätte vor kurzem ein Feuer in diesem Zimmer gebrannt.
Ein Geräusch wie ein Wimmern drang aus der dunkelsten Ecke des Raumes. Light hörte etwas Knacken und einen gepressten Schrei, als hätte man Dante etwas in den Mund geschoben, um ihn ruhigzustellen. Sie trat einen Schritt nach vorne und hörte dabei das Rasseln von Ketten, die über Stein schabten. »Dante?«
Lange war nichts zu hören. »Light? Bist du das?«, fragte Dante. Er klang nicht wie er selbst.
Light nickte heftig. »Ja.« Aufsteigende Tränen legten sich auf ihre Stimme. Eine dunkle Gestalt löste sich aus dem Schatten und kam auf sie zu. Prellungen, die langsam verheilten, überzogen sein Gesicht. Seine Unterlippe war aufgeplatzt und das getrocknete Blut klebte an seinem Kinn. Er wollte zu ihr, aber die Kette an seinen Beinen hielt ihn zurück.
»Dante!« Sie wollte zu ihm, aber etwas in seinem Blick hielt sie ab und im selben Moment zerriss ein Schrei die Luft. Dante krümmte sich wie zuvor auf der Straße, als Crispin ihm in den Unterleib getreten hat. »Dante«, formten ihre Lippen tonlos seinen Namen.
»Komm – nicht – näher«, grollte er mit schmerzverzerrter Stimme. Er hob seinen Kopf, um Light anzusehen. Etwas an seinen Gesichtszügen war schrecklich falsch. Es sah aus, als würden seine Wangenknochen sich bewegen und neu formen, während sein Haar sich in Sekundenschnelle aus seiner Kopfhaut schob. Kaum war sein erster Schrei verklungen, reichte es ihm schon bis zur Schulter.
»Was passiert mit ihm?«, flüsterte Light voller Entsetzten. Crispin antwortete nicht, denn sie beide kannten die Antwort: die Wandlung. Dante hatte die Zähne zusammengebissen, seine Kleidung war verschwitzt und blutverschmiert. Narben von Schnitten, die man ihm zugefügt hatte, überzogen seine Haut und verblassten mit jedem Herzschlag ein wenig mehr.
»Oh Gott«, schrie Light und schlug sich die Hand vor den Mund, als Dantes Wangenknochen sich erneut verschoben. Crispin lachte. Er schien sich köstlich dabei zu amüsieren seinen Sohn leiden zu sehen. Dieser stieß erneut einen gequälten Schrei aus und warf sich auf den Rücken. Seine Glieder verkrampften sich, bis sie in unnatürlich formierten Winkeln
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