Light & Darkness
außer eines stetigen Kopfnickens.
»Du kannst dir gerne noch etwas bestellen. Ich bezahl für dich mit«, sagte Kane, als Light die letzten Krümel der Torte von ihrem Teller kratze und sie mit einem großen Schluck Kakao runterspülte.
»Wirklich?« Schüchtern zog Light die Mundwinkel zu einem leichten Lächeln. Niemand wusste, was zwischen ihr und Kane passiert war, noch nicht einmal Jude. Und auch, wenn ihre Unterhaltungen noch etwas steif wirkten merkte Light, dass sie auf den Weg der Besserung waren.
»Wirklich«, sagte Kane und reichte ihr die Speisekarte. Nach kurzem Überlegen bestellte sich Light ein weiteres Stück Schokoladentorte. Seit Tagen war es, als hätte sie ein Loch in ihrem Magen und fast glaubte sie, dass diese ständige Wut auf Dante ihr ein Magengeschwür bereitete. Denn egal, ob sie Hunger hatte oder satt war: Alles, was sie fühlte, war der Hass auf Dante. Sie wollte sich über ihn auslassen, ihn beschimpfen, aber das konnte sie nicht. Nicht, ohne Gefahr zu laufen, dass der Rat etwas von Dante und ihrer Wette erfuhr. Und so sehr sie ihn auch verabscheute, Light wollte nicht, dass er in einer Strafkolonie leben musste, nur um später womöglich hingerichtet zu werden.
»Hab ich euch schon erzählt, dass ich mit Kathryn auf den Ball gehe?«, verkündete Anna, gerade als die Kellnerin Light den Teller vor die Nase stellte. »Keiner der Typen, mit denen ich hingehen wollte, hat mich gefragt. Also gehe ich mit Kathryn und ich werde fantastisch aussehen. Die Kerle werden sich in den Arsch beißen. Ihre Begleiterinnen werden nicht einmal halb so gut aussehen wie ich – oder Kathryn«, fügte Anna hastig hinzu und schenkte Kathryn ein unschuldiges Lächeln.
»Geht ihr zusammen?« Kathryn ließ ihren Blick zwischen Light und Kane hin und her wandern. Der Unterton in ihrer Stimme ließ erahnen, dass sie auf eine Verneinung hoffte.
Light spürte, wie sich ihre Wangen röteten. Sie sah zu Kane, der sich verlegen den Nacken rieb. Er hatte nicht vor, als Erstes auf ihre Frage zu antworten. »Ich gehe nicht zu dem Ball«, sagte Light entschlossen. »Ich hab keine Lust und ein Kleid habe ich auch nicht.«
»Wie, du gehst nicht? Das kannst du mir nicht antun!« Enttäuscht schob Anna die Unterlippe nach vorne. »Ich dachte, du würdest mit Dante hingehen. Schließlich ist das euer einziger gemeinsamer Ball.«
Light verschluckte sich an ihrer Torte. Die Röte verschwand aus ihrem Gesicht. »Ich werde nicht mit Dante auf einen Ball gehen«, presste sie aus zusammengebissenen Zähnen hervor. »Er kann nicht tanzen. Er hat keinen Anzug, dafür aber eine konsequente Unlust Zeit mit mir zu verbringen. Es gibt also rein gar nichts an ihm, das ihn dazu qualifizieren würde, mit mir auf einen Ball zu gehen. Dann lieber gar nicht.« Ohne, dass sie es bemerkte, wurde ihre Stimme lauter. Das war ihr in den letzten Tagen häufiger passiert, denn es gab keinen Weg, ihrer Wut Ausdruck zu verleihen. Jedes Mal, wenn sie den Mund öffnete, sprudelte es aus ihr heraus.
Anna räusperte sich. »Light, gibt es vielleicht etwas, das zwischen dir und Dante vorgefallen ist?«
»Wie kommst du denn darauf?«, zischte Light giftig.
»Du bist so –«
»Sag nichts«, unterbracht Light ihre beste Freundin. »Das war eine rhetorische Frage. Was zwischen mir und Dante ist geht auch nur mich und Dante etwas an.« Sie schob ihren Teller von sich, denn sie war zu aufgebracht, um weiter zu essen. Ihre Hände begannen zu zittern wie jedes Mal, wenn sie an ihn und den flüchtigen Kuss dachte. Wie konnte man jemanden nur so sehr hassen und dennoch vermissen?
Sie vermisste es, Delegierte zu sein. Sie vermisste es, ein Wesen zu haben. Sie vermisste, den ganzen Tag über Stress zu haben. Sie vermisste ihn morgens nach dem Aufstehen. Sie vermisste seine schreckliche Musik, während sie versuchte ihre Hausaufgaben zu erledigen und sie vermisste seine Wärme.
Trauer schnürte ihr die Kehle zu, bis sie keine Luft mehr bekam. Sie keuchte und schob ihren Stuhl zurück, der mit einem Knall auf den Boden schlug. Die anderen Gäste starrten sie an, aber es spielte keine Rolle. Light riss ihre Tasche an sich und stürmte aus dem Café.
Kane rief ihren Namen.
Obwohl Kane ihren Namen gerufen hatte, war es doch Jude, der ihr folgte. Light saß auf einer Parkbank unweit des Cafés, als er sich neben sie setzte. Liebevoll legte er seine Jacke über ihre Schultern und streichelte ihren Rücken. »Danke«, schniefte Light und wischte sich mit dem
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