Light & Darkness
geschmackvollen Wintermantel und seine Haarspitzen, die inzwischen alle die gleiche Länge hatten, glänzten noch feucht von einer Dusche.
»Wo ist den dein Dad?«, frage Light so laut, dass es unmöglich war sie zu überhören. »Ich dachte du wolltest ihn mitbringen, am Telefon war er so begeistert von meiner Idee.« Light verzog das Gesicht zu einer untröstlichen Mine, als hätte sie sich wirklich darauf gefreut seinen Vater kennenzulernen.
Dante blinzelte sie an. Verwirrung spiegelte sich in seinen Augen, was Light einen Schauer der Befriedigung über den Rücken jagte. Sie musste ein breites Grinsen unterdrücken. Eine Sekunde später schien Dante zu verstehen. Wissend verzog er die Lippen zu einem Lächeln und taxierte sie mit seinem Blick. »Er wurde leider aufgehalten. Es kam zu Stromausfällen in seiner Kolonie, um die er sich kümmern muss. Ich soll euch alle von ihm grüßen.«
»Stromausfälle?« Light hakte sich bei Kane unter, der ihr seinen Arm anbot. »Ich dachte, dein Vater arbeitet in einer Buchhandlung. Zumindest hast du mir das bei unserem ersten Gespräch verraten.« Light begann zu zittern, als sie nach draußen traten. Die Temperaturen waren unter den Gefrierpunkt gerutscht, Straßen und Gehwege waren von einer Schicht aus Eis überzogen.
»Ja, er ist Buchhändler«, erwiderte Dante ausdruckslos. »Doch er hat Elektriker gelernt, und wenn Not am Mann ist, ist eben Not an Mann und er kann sich seiner Verantwortung nicht entziehen.«
Sie zwängen sich alle in das Auto, das für fünf Personen gedacht war. Jude saß in der Mitte zwischen Dante und Kane, während Light sich halb auf Kanes Schoß befand. Ihre Mum begann wieder damit einen Vortrag zu halten, dass es an der Zeit war, ein größeres Auto zu kaufen. Light wandte sich ihrem Gespräch mit Dante zu. »Natürlich ist das sehr ehrenwert von deinem Dad, aber was ist mit der Versicherung? Er hat doch sicher keine Lizenz, um eine Garantie auf seine Arbeit zu geben. Sollte etwas passieren, kostet das die Kolonie viel Geld.«
Genervt rollte Dante mit den Augen. »Das kann er wirklich nicht, aber besser ein paar Tausend Dollar zahlen, als Tausende von Wesen ohne Strom zu lassen, denkst du nicht?« Sein Tonfall wurde bissiger, fast schon aggressiv, was auch Kane zu bemerken schien. »Das war kein Vorwurf«, wies Kane ihn zurecht. »Nur eine allgemeine Frage. Kein Grund sich aufzuregen.«
»Mhh«, brummte Dante und starrte aus dem Fenster.
Light sah zu ihren Eltern, die immer noch das Für und Wider eines größeren Autos diskutierten. Inständig hatte sie gehofft, dass ihre Mum sich mehr für das Gespräch interessieren und Dante mit ihren Fragen in eine Zwickmühle treiben würde. Dennoch verbuchte sie diese kleine Auseinandersetzung von eben als einen Sieg. Sie hatte ihn verunsichert und verärgert, und ging es ihr nicht genau darum?
Ihr Dad fluchte wegen eines schwarzen Geländewagens, der gefährlich eng auffuhr. »Ryan, könntest du das Radio lauter drehen?«, fragte Dante plötzlich. Er lehnte sich nach vorne. Lights Dad unterbrach seine Flüche und drehte das Radio lauter. Alle im Auto verstummten. Nur noch das Summen des Motors und die dunkle Stimme des Nachrichtensprechers waren zu hören: »Mitglieder der Impia stürmten heute Morgen eine Privatjacht. Angeblich befanden sich auf der Jacht Mitglieder der Censio. Passanten meldeten den Übergriff, nachdem sie Schüsse und Schreie von dem Schiff hörten, das erst fünf Minuten zuvor in den Hafen eingelaufen war. Noch bevor die Polizei die Jacht erreichte, löste sich der Übergriff auf. Es wurden keine Toten oder Verletzte gefunden. Alle auf dem Schiff gefundenen Dokumente waren verbrannt. Die Jacht gehörte einem 43-jährigen Mann, der seit drei Wochen vermisst wird. Wir werden sie auf dem Laufenden halten. Alle weiteren Infos finden sie auf –«
Die Stimme des Moderators brach ab und die Geräusche des Motors verstummten. »Wir sind da«, sagte ihr Dad. »Die letzten Meter laufen wir besser.« Familien und Pärchen tummelten sich nicht nur auf dem Gehsteig, sondern auch auf der Straße. Etwa hundert Meter weiter ragte ein roter Torbogen in die Höhe. Lichterketten blinkten und verkündeten: Ferrymore Village Weihnachtsmarkt.
Gemeinsam folgten sie den Menschenmassen in Richtung des Eingangs. Alles war beleuchtet, überall glänzten Lichter in den verschiedensten Farben und Girlanden zierten die Dächer. Kinderlachen paarte sich mit dem Geräusch der weihnachtlichen Musik. Der
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