Light & Darkness
als würde der Alkohol in seinem Rachen brennen.
»Es ist ein Familienausflug«, erwiderte Light.
»Und ich bin noch immer ein Teil dieser Familie? Light, hast du denn nichts kapiert? Wieso spielst du noch immer die fürsorgliche Delegierte?«
Light biss die Zähne zusammen. »Ich bin deine Delegierte und alles, was ich möchte, ist die letzten drei Wochen hinter mich zu bringen, damit wir getrennte Wege gehen können, ohne bleibende Schäden davonzutragen.« Sie atmete einmal tief durch und stand von ihrem Bett auf, um durch ihr Zimmer zu wandern. »Ich habe niemandem erzählt, was passiert ist. Das ist eine Sache zwischen dir und mir. Der Rat hat nichts damit zu tun.«
Dante lachte kehlig und fing an zu husten. »Kein Rat, und weiter?«
»Nichts und weiter. Ich möchte nur, dass du morgen zu diesem Treffen kommst.«
Er ächzte erneut. »Wieso?«
»Der Rat weiß von nichts. Meine Eltern wissen von nichts. Sie denken du verbringst etwas Zeit mit deinem Vater.« Light betonte dieses Wort, sie spuckte es gerade zu aus. »Sie erwarten von dir, dass du dich an das Regelwerk hältst, das besagt, dass ein Wesen sich den Ritualen und Traditionen seiner Delegiertenfamilie zu fügen hat. Das schließt auch unseren jährlichen Weihnachtsmarktbesuch ein.«
Wieder kehrte ein Moment des Schweigens ein und Light hörte, wie sich jemand erbrach. Sie starrte auf den Boden, um die aufkommende Übelkeit zu vertreiben. »Dante?«
»Ich bin noch da. Der Kerl neben mir hat gerade … du weißt schon.«
»Ich hoffe er hat dich getroffen.« Ein finsteres Lächeln legte sich auf Lights Lippen. Sie konnte nicht glauben, wie tief sie gesunken war.
»Es tut mir leid dir das zu sagen, aber er hat mich nicht erwischt, dafür aber meinen Drink.« Er seufzte frustriert und Light konnte das Schaben eines Stuhls hören. »In Ordnung. Ich werde morgen zu eurem kleinen Treffen kommen, aber du musst mir versprechen, dass niemand mir Fragen stellt. Es war dumm von dir zu erzählen ich würde meinen Vater besuchen.«
»Das ist ganz allein dein Problem. Hättest du mir etwas genauere Anweisungen gegeben und wärst nicht einfach verschwunden, hätten wird dieses Problem nicht«, keifte Light. Es tat gut ihm die Stirn zu bieten und der eigenen Wut Ausdruck zu verleihen.
Dante gab ein paar Flüche von sich. Einige davon verstand Light, andere wiederum waren in einer fremden Sprache. »Verdammt, um wie viel Uhr soll ich bei euch sein?«
Das Lächeln eines Siegers lag auf Lights Lippen. »Für gewöhnlich fahren wir um 19 Uhr.«
»Ich bin fünf Minuten vorher bei euch. Wartet auf mich. Ich weiß nicht, wo dieser Drecksmarkt ist.«
»Ausgezeichnet. Dann sehen wir uns Morgen und bitte dusch dich, du stinkst schon durch das Telefon«, säuselte Light und legte auf, bevor Dante etwas erwidern konnte. Sie schmiss den Telefonhörer auf ihr Bett, stand einfach nur da und grinste.
16. K apitel
»Die Tötung eines paranormalen Bürgers unterliegt einem Strafmaß von mindestens 20, höchstens 50 Jahren Haft. Ebenso ist zu bestrafen, wer Jagd auf paranormale Bürger veranstaltet mit dem Ziel diese zu verletzen oder zu töten.«
(Buch der Delegation, Artikel 23)
»Light, bist du fertig?«, rief ihre Mum die Treppe nach oben. Light stand vor dem Schrank, auf der Suche nach einer Mütze, die sie vor ein paar Jahren von Kane geschenkt bekommen hatte. Alle anderen waren schon fertig und warteten auf sie – auch Dante. Gedämpft hörte Light seine Stimme, wenn er gelangweilt etwas murmelte.
»Ich komme sofort! Ich musste noch meine Mütze suchen.« Da entdeckte sie in der hintersten Ecke ihres Schrankes das Stück Wolle. Sie zog sich die Mütze über den Kopf und warf einen letzten Blick in den Spiegel, bevor sie die Treppe nach unten stürmte. Sie wollte das erste Wiedersehen mit Dante so schnell wie möglich hinter sich bringen. In den letzten vierundzwanzig Stunden hatte sie viel darüber nachgedacht, wie es wohl sein würde, ihm in die Augen zu sehen. In jeder nur erdenklichen Version trieb Dantes Anblick einen Pfahl aus Wut durch ihr Herz, noch bevor der Schmerz der Erinnerung einsetzen konnte. Doch als sie ihm nun tatsächlich gegenüberstand war da keine Wut, sondern nur ein nagender Wunsch nach Rache.
»Hey«, grüßte Dante sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Light musterte ihn. Er hatte sich überhaupt nicht verändert. Was hatte sie erwartet? Dass ihm plötzlich Hörner gewachsen waren? Er trug zu ihrer Überraschung einen sehr
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